Neu im Kino

Innovationsfrei aber geglückt: Pirates of the Caribbean V

Im fünften Teil der "Pirates of the Caribbean"-Filme gibt neben dem obligatorischen Johnny Depp Javier Bardem sein Debüt – körperlich jedoch nur unvollständig anwesend.  

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Johnny Depp  | Foto: dpa
Johnny Depp Foto: dpa
Das waren noch Zeiten, als Charles Laughton "Unter schwarzer Flagge" (1945) durch die Weltmeere segelte oder Errol Flynn als "Der Herr der sieben Meere" (1940) im Auftrag der englischen Königin die Schiffe der spanischen Armada enterte. Eine steife Brise von Freiheit, Fernweh und Verwegenheit durchwehte das Genre des Piratenfilmes, das in den 40er und 50er-Jahren seine größten Erfolge feierte. Heute denken bei dem Wort "Piratenfilm" alle nur noch an Johnny Depp. Sein Captain Sparrow hat mit "Pirates of the Caribbean" das Genre zu Beginn des neuen Jahrtausends gekapert und ins Multiplex-Entertainment-Format gebracht. Produzent Jerry Bruckheimer mischte mit aufwendigen Digitaleffekten eine gute Portion Action und Horror in die verstaubte Rezeptur. Die Rechnung ging auf: Mehr als 3,7 Milliarden Dollar haben die vier "Pirates of the Caribbean"-Sequels in den letzten vierzehn Jahren in die Schatzkammern des Studios gespült. Mit der geballten Marketingkraft des Disney-Konzerns verteidigte das Franchise zudem seinen Alleinvertretungsanspruch. "Pirates of the Caribbean" blieb bisher auch einer der wenigen Filme, die aus einem Themenpark heraus entwickelt wurden. Normalerweise geht die Verwertungskette in die andere Richtung, entsteht aus einem erfolgreichen Film am Ende ein mit Copyright geschützter Abenteuerspielplatz. Diese Herkunft hat man den Filmen immer angesehen, denn hier wurde stets der Sieg des Spektakels über eine halbwegs sinnstiftende Handlungsführung gefeiert.

Das ist natürlich auch in Folge Nummer fünf nicht anders – immerhin sind drei personelle Neuzugänge zu verzeichnen. Neben dem obligatorischen Johnny Depp, dessen Sparrow in gewohnt halbtrunkener Manier vor sich hin schwadronierend von einem Schlamassel in den nächsten gerät, drängt sich ein junges Paar in kämpferischer wie romantischer Mission in den Vordergrund. Brenton Thwaites spielt den abenteuerlustigen Henry, dessen Vater Will Turner (Orlando Blum) seit Folge drei zur Geisterexistenz auf dem Meeresgrund verdammt ist. Der tapfere Sohnemann setzt alles daran, den Fluch aufzuheben und ist dabei auf die Hilfe der Sternenkundlerin Carina (Kaya Scodelario) angewiesen, die ebenfalls mit traumatischen Vatererfahrungen zu kämpfen hat. Ihr entschwundener Daddy hat ihr ein Buch hinterlassen, in dem auf komplex verschlüsselte Weise der Weg zum Dreizack des Poseidon beschrieben ist, welcher alle Flüche des Meeres aufheben könnte.

Dritter Debütant ist der geschätzte Javier Bardem, der hier jedoch nur unvollständig körperlich anwesend ist. So einiges an ihm und seiner Geisterschiffmannschaft ist schon verwest. Ganze Körperteile wurden hier digital ausradiert – eine nette, schillernde, zombieeske Pixelspielerei. Dieser Kapitän Salazar – Kosename: Schlächter der Meere – ist ein frenetischer Piratenjäger und hat mit Sparrow noch eine Rechnung offen. Somit sind die Zutaten beisammen: ein furchterregender Bösewicht, ein romantisches Paar und der Dreizack als Objekt der Begierde, hinter dem rivalisierende Seemannskollektive her sind. Und schon ist alles so wie immer: Hektische Fluchtsequenzen, wenig überzeugende Säbelgefechte, jede Menge Kerle mit unreiner Haut, harmlose Liebeleien, dekorativ abgetakelte Mehrmaster, gruslig mordende Geisterkiller und dazwischen tanzt Johnny Depp mit Kajal um die Augen und einer Flasche Rum in der Hand. Die aus Norwegen eingekauften Regisseure Joachim Rønning und Espen Sandberg ("Kon-Tiki") geben dem Weltmarktpublikum genau das, wofür es bezahlt hat, und segeln das Franchise innovationsfrei durch alle Redundanzen hindurch.

"Pirates of the Caribbean 5" startet Donnerstag in den Kinos. Ab 12.

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