James Brown trifft Deutsch-Rap
Die in Berlin wohnenenden Freiburger Rapper Aem 16 & Apfel verbinden in ihrer Musik alte Sounds mit zeitgemäßen Rhymes.
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Marteria, Kollegah, Vega, Haftbefehl und Cro – alleine diese fünf Rapper erreichten im vergangenen Jahr mit ihren Platten Platz eins der deutschen Charts. Diese Künstler haben es nicht nur geschafft, ihr eigenes Genre im Hip-Hop zu kreieren – sie schufen auch eine enorme Begeisterung für deutschen Sprechgesang.
Aem 16 und Apfel sind noch keine Stars, doch das könnte sich bald ändern: Das Video-Release zur neuen EP "93" fand auf dem Youtube-Kanal des größten deutschen Hip-Hop-Festivals statt, dem "Splash! Mag". Der Streifen taucht so neben Live-Konzerten von Prinz Pi, Interviews mit Kool Savaz und dem Punch-Line-Quiz mit Kollegah auf. Video-Premieren exklusiv für die Youtube-Kanäle solcher Magazine zu produzieren, gibt unbekannten Künstlern die Möglichkeit, in die Mitte des Geschehens zu rücken.
Das Video zum Track "93" zeigt einen Ausschnitt aus dem Nachtleben junger Berliner: Aem 16 läuft mit zwei Becks in Zeitlupe aus dem Späti, die Cap lässig. Er raucht mit Freunden, trinkt an der schäbig wirkenden Straßenecke. Er rappt: "Fick den Club-Scheiß da draußen, wir launchen vorm Kamin, schau dir unser Video an, wir rollen durch Berlin." Das ist "Real-Talk", denn mittlerweile leben und arbeiten die beiden in der Hauptstadt und nicht mehr in Freiburg.
Man muss Aem 16 und Apfel nicht persönlich kennen, um zu erkennen, wie sehr sie sich mit der deutschen Hipster-Hauptstadt assimiliert haben: In ihrem Video "Vitamin" gehen sie durch künstlich langgezogene Räume, Apfel rappt von Regen, Gardinen und Tabletten.
Die "93"-EP gibt es neben einem Gratis-Download auch auf limitiertem Vinyl. Dazu passt der Sound von alten Funk-Platten, den die beiden in Form von Samples benutzen ebenso gut, wie die eingespielten Parts von Hip-Hop-Legende Notoriuous B.I.G., die nostalgischen Kopfnick-Beats, die stressfreien Texte und ihre starke Verbindung zur Heimat. Die zwei Freiburger Aem 16 & Apfel vom eigenen Label "Jungs aus der Schaft" verpacken Altes mit Neuem.
Die Platte klingt melancholischer, die Klangfarben sind dunkler als die vorhergegangenen Werke der beiden. Vielleicht ist die drückende Großstadt dran Schuld, vielleicht auch einfach das Erwachsenwerden. Trotz des tiefen Sounds ist die EP sehr zugänglich. Die Funk-Samples sind weniger verspielt als noch auf der "Erntefunk EP" des Duos. Im Track "Deine Freundin" weichen Kick und Snare einer souligen Stimme: "I can’t see the forest looking at the trees."
In "Runfunk" und "Kanal79" scheint Aem 16 den Hörer mit seinem ruhig aber schnell gesprochenen Rap davon überzeugen zu wollen, mit ihm zurück in den früheren Rap-Untergrund zu gehen und in den Ruhmeszeiten von Blumentopf und Co. zu schwelgen.
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