Skispringen

Jetzt wird in Hinterzarten simuliert

Skispringen ist auch Wissenschaft. Jetzt gibt's in Hinterzarten eine einzigartige Flug-Simulationsanlage.  

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Manuel Faißt hängt in den Seilen – beim Test der neuen Anlage.  | Foto: Joachim Hahne
Manuel Faißt hängt in den Seilen – beim Test der neuen Anlage. Foto: Joachim Hahne 

Großer Bahnhof in der Skispringer-Hochburg Hinterzarten. Die Hochschwarzwaldgemeinde gilt seit Jahrzehnten als "Mekka des Sommerskispringens" und darf sich seit Sonntag über eine Weltneuheit freuen. Denn mit der Einweihung der neuen, einzigartigen Flug-Simulationsanlage hat der DSV-Bundesstützpunkt Nordisch eine enorme Aufwertung erhalten. Unisono zeigten sich BSB-Präsident Gundolf Fleischer, Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch und DSV-Sportdirektor Horst Hüttel "hocherfreut über die Umsetzung und Realisierung dieser für das Skispringen so wichtigen Einrichtung".

Die Idee, Ausarbeitung und Projektleitung für die Flugsimulation-Anlage lag in den Händen von Walter Rapp, Trainingswissenschaftler am Olympiastützpunkt (OSP) Freiburg-Schwarzwald. Es war bis zur Eröffnung, mit zahlreichen Gutachten und Genehmigungsverfahren, ein Hindernislauf über fast sieben Jahre. Da die Ventilatoren im Adler-Skistadion direkt an der Schanze und in der Nähe von Wohnhäusern stehen, mussten vier spezielle Schalldämpfer entwickelt werden, die den Geräuschpegel dann aber deutlich senken konnten.

Neben dem Team des OSP haben sich die Schwenninger Firma Helios, die Hochschule Offenburg und die Firma Testo besonders bei dem Projekt eingebracht. Thomas Volle, Bereichsleiter von Helios-Ventilatoren erinnerte in einem launigen Beitrag an die Testphasen, bei denen auch der vierfache Ex-Weltmeister und heutige DSV-Scout Martin Schmitt mitgewirkt hat. Die notwendigen Handwerkerarbeiten wurden durch örtliche Firmen umgesetzt.

Manuel Faisst und Finn Braun testen als Erste

Vorbei sind die Zeiten, dass sich weibliche wie männliche Skispringer und Nordische Kombinier das Fluggefühl bei den Partnern der Auto-Industrie im Windkanal getestet haben. Dem Nordischen Kombinierer Manuel Faißt und dessen Vereinskamerad, der Skispringer Finn Braun (beide SV Baiersbronn) durften bei der Einweihung den offiziellen Test vornehmen und zeigten sich von den realistischen Test-Bedingungen angetan.

Die neue Anlage wird von zwei großen Ventilatoren betrieben, die einen Luftstrom mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometern erzeugen. Genug, um vor allen Dingen junge Skispringer in der Luft zu halten. In einem sogenannten Windfenster von 2,5x1,25 Metern wird der Athlet gesichert, in Position gebracht und aufgehängt. Dort kann er seine Haltung und Technik verbessern und das über mehrere Minuten. Zum Vergleich, ein Skisprung dauert drei bis fünf Sekunden. Hier sind also die Möglichkeiten der Korrektur wesentlich geringer.

In unmittelbarer Nähe zur Schanze

Vor allem junge Skispringer haben einen großen Vorteil. Sie können ganz in Ruhe an ihrer Flughaltung arbeiten, ohne sich auf Absprung, Windverhältnisse oder Schneelage konzentrieren zu müssen. "Hier können wir bereits mit den 14- bis 15 jährigen trainieren", zeigte sich Martin Schmitt hocherfreut über die neue Errungenschaft, um diese vor Ort gleich einmal selbst zu testen. Für Walter Rapp "ist es eine große Besonderheit mit der unmittelbaren Nähe zur Schanze. Dadurch kann das im Simulator erarbeitete direkt in den Sprung umgesetzt werden und umgekehrt".

Wenn der Luftstrom durch eine Fehlstellung der Ski tatsächlich abreißt, was in der Realität einen Sturz zur Folge hätte, bedeutet das im Simulator lediglich ein verletzungsfreies Ruckeln. Die Herzstücke der neuen Anlage sind zwei Axialventilatoren vom Typ AVD 1400. Zusammen bringen sie eine Luftleistung von bis zu 310.000 Kubikmetern pro Stunde. Das reicht aus, um im Windkanal realistische Bedingungen für einen Sprung aus der Luft zu erzeugen.

Die Kosten für die Flugsimulation Anlage belaufen sich auf etwa 500.000 Euro. 300.000 Euro kommen aus Landesmitteln, der Rest wurde durch regionale Drittmittel finanziert.

Schlagworte: Walter Rapp, Martin Schmitt, Finn Braun
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