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Erkrankung bei Kindern

Jule hat den Krebs besiegt

  • Milan, Klasse 8b, Lessingschule (Freiburg)

  • Do, 28. April 2022, 16:22 Uhr
    Schülertexte

Mit 14 Jahren erkrankte Jule an Leberkrebs, der bei Kindern sehr selten ist. Im Interview erzählt sie von dieser Zeit, ihrer Therapie und erklärt, wie man den Mut nicht verliert.

Jugendliche im Krankenhaus – das ist ein Symbolbild und zeigt nicht Jule.  | Foto: TommyStockProject - stock.adobe.
Jugendliche im Krankenhaus – das ist ein Symbolbild und zeigt nicht Jule. Foto: TommyStockProject - stock.adobe.
Redaktioneller Hinweis: Dieser Text wurde von einer Schülerin, einem Schüler im Rahmen des BZ-Projektes Zeitung in der Schule recherchiert und geschrieben.

Meine Schwester Jule, 15 Jahre alt, aus Freiburg, hatte Leberkrebs. Damit ist sie eines von etwa 20 Kindern, die jährlich in Deutschland an Leberkrebs erkranken. Wie sie diese Zeit überstanden hat und wie es ihr heute geht, hat sie mir, Zischup-Reporter Milan aus der Klasse 8b der Lessingschule in Freiburg, in einem Interview erzählt.

Zischup: Jule, wie geht es dir heute?
Jule: Mir geht’s gut.

Zischup: Im März 2021 wurde dein Tumor festgestellt. Wie alt warst Du damals?
Jule: Ich wurde am 7. Februar 14 und Ende März wurde der Krebs festgestellt.

"Normalerweise ist es so, dass diese Art von Tumor eher bei Erwachsenen auftritt, die viel Alkohol trinken."Jule
Zischup: Weiß man, woher der Tumor kam und wie hat man ihn bemerkt?
Jule: Wir wissen nicht, woher der kam. Aber ich hatte Symptome, zum Beispiel konnte ich nicht mehr richtig essen, weil der Tumor an meiner Leber so groß war, dass er den Magen verdrängt hat. Normalerweise ist es so, dass diese Art von Tumor eher bei Erwachsenen auftritt, die viel Alkohol trinken. Deshalb ist er relativ selten bei Kindern.

Zischup: Wie wurdest du medizinisch behandelt?
Jule: Ich hatte am 12. April 2021 eine Operation und da wurde der gesamte Tumor rausgenommen. Dann hat man als Sicherheitsmaßnahme noch vier Zyklen Chemotherapie gemacht. Aber es ist nicht immer so, dass der Tumor entfernt werden kann. Deshalb hatte ich da relativ viel Glück.

Zischup: Wie war es für dich, so plötzlich an Krebs zu erkranken?
Jule: Du erwartest das nicht. Du denkst, du hast vielleicht eine Magen-Darm-Grippe und kriegst dann plötzlich mitgeteilt, dass du Krebs hast. Das ist ja auch nicht so wahrscheinlich, dass du Krebs kriegst – vor allem so eine Art nicht. Das war schon irgendwie komisch, das dann zu hören. Wenn du das bei anderen mitkriegst, denkst du so "oje", aber es selbst zu kriegen ist nochmal was anderes.

"Ich habe nach der Operation einfach viel mit meiner Mama gemacht, sie hat mir viel vorgelesen und Geschichten erzählt, mit meinem Papa auch." Jule
Zischup: Wie hast du die Zeit im Krankenhaus überstanden?
Jule: Ich habe nach der Operation einfach viel mit meiner Mama gemacht, sie hat mir viel vorgelesen und Geschichten erzählt, mit meinem Papa auch. Und in meiner Chemo-Zeit habe ich viel mit meinen Freunden geschrieben, sie manchmal auch getroffen, wenn es ging. Ich habe in dieser Zeit ein Tablet gekriegt und konnte mich damit beschäftigen oder fernsehen.

Zischup: Wie war es denn so in dem Krankenzimmer? Warst du da alleine oder mit jemandem anderen? Es war zu der Zeit ja auch Corona...
Jule: Nach der Operation war ich erstmal auf der Intensivstation, da durfte immer nur ein Elternteil gleichzeitig reinkommen. Und ich hatte auch echt Glück, dass meine Eltern reinkommen konnten. Es war echt voll und die Geräte haben die ganze Zeit gepiept. Das war nicht so eine tolle Zeit. Aber auf der Krebsstation war es eigentlich ganz cool. Zuerst war ich ganz alleine im Zimmer, das war schön groß und hatte viele Fenster und viel Luft und auch einen Fernseher und ein eigenes Bad. Die Leute sind da auch sehr nett gewesen. Zum Anfang der Chemo waren wir immer zu zweit im Zimmer, da habe ich auch andere kennengelernt, das war dann auch ganz okay. So gut, wie es halt sein kann.

"Aber ich denke – wahrscheinlich versteht ihr das – wenn ihr daliegt, dann habt ihr halt gar keinen Bock mehr auf die Schule, da habt ihr echt andere Probleme." Jule
Zischup: Hattest du in der Zeit eine Art von Schule?
Jule: In der Klinik gab es dafür spezielle Lehrer und die sind ab und zu vorbeigekommen. Aber ich denke – wahrscheinlich versteht ihr das – wenn ihr daliegt, dann habt ihr halt gar keinen Bock mehr auf die Schule, da habt ihr echt andere Probleme. Da habe ich mich immer wieder rausgewunden. Dann zu Hause hat mich meine große Schwester unterrichtet. Auch nicht so regelmäßig, aber schon immer wieder ein bisschen Mathe und so.
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Zischup: Wie lange hat es gedauert, bis du wieder nach Hause durftest?
Jule: Das erste Mal als ich aus dem Krankenhaus wieder nach Hause durfte, war kurz vor der ersten Chemo, also nach der Operation. Und dann bei der Chemo war es so, dass es immer ein paar Tage waren, am ersten Tag, wenn du da warst, wurde dein Körper durchgespült mit Wasser. Da musste man dann öfter auf Toilette, aber das war nicht so schlimm. Am zweiten und dritten Tag gab es dann die Chemo. Danach durfte ich drei Wochen nach Hause, bis es wieder weiterging. Außer du hast Fieber bekommen, dann musst du wieder ins Krankenhaus. Jetzt habe ich ab und zu Checks. Dazu muss ich alle sechs Wochen ins Krankenhaus. Entweder für ein MRT oder einen Ultraschall. Das verringert sich pro Jahr, das heißt, nächstes Jahr sind es dann nur noch alle drei Monate und wieder ein Jahr später nur noch jedes halb Jahr. Es wird weniger.

Zischup: Kannst du uns noch ein paar Informationen über Leberkrebs geben?
Jule: Ja, ich habe darüber auch schon einen Vortrag an der Schule gemacht. Das war eine Unterart von HCC, die heißt FLC und ist besser zu behandeln als HCC. (HCC und FLC sind Bezeichnungen für Leberkrebs-Tumore, d. Red.). Es ist bei HCC tatsächlich so, dass bei Erwachsenen die Chemo oft gar nicht anschlägt, deswegen ist eine Lebertransplantation oder eine OP lebensrettend. Aber bei Kindern stehen die Chancen höher, dass die Chemo anschlägt, vor allem bei FLC.

"Einfach positiv bleiben, egal ob es eine Scheiß-Situation ist." Jule
Zischup: Was würdest Du Leuten in einer ähnlichen Lage sagen? Hast du Tipps, wie sie damit umgehen können?
Jule: Was mir geholfen hat, war, mit vielen Kontakt zu halten. Versuchen, sich sozial nicht einzuschränken, sich mit Freunden zu treffen, wann immer es geht oder mit Familienmitgliedern. Das hilft. Auch Spielen, einfach nicht den Spaß am Leben verlieren. Versuchen, sich ein neues Hobby zu suchen, was du gerne machst, zum Beispiel Malen oder sowas. Einfach positiv bleiben, egal ob es eine Scheiß-Situation ist. Dann machst du dich nicht selber runter und hast vielleicht mehr Mut, weiterzumachen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. April 2022: PDF-Version herunterladen

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