Treffpunkt
Kaputtes wieder zum Leben erwecken
Unter Leute? Oder doch lieber wieder nur aufs Sofa? Wir stellen Orte vor, für die es sich lohnen könnte, sich aufzuraffen? Heute: das Repaircafé in Denzlingen.
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Einmal sei eine ältere Frau mit einem kaputten Küchengerät hereingekommen, das sie vor mehr als 50 Jahren zur Hochzeit erhalten hatte, erzählt Bernhard Büttner. Kurz darauf sei das gute Stück wieder reibungslos gelaufen. "Da zaubern wir dann den Leuten ein Lächeln ins Gesicht", sagt Büttner, der in Denzlingen das von der Gemeinde unterstützte Repaircafé federführend organisiert. Für viele Menschen ginge es um den ideellen Wert ihrer Geräte. Manchmal seien auch Leute gekommen mit einer billigen Eieruhr, die ihnen heruntergefallen und in unzählige Teile zerbrochen sei. "Wenn wir können, reparieren wir das, auch wenn es wirtschaftlich absurd ist", so Büttner.
Entstanden ist die Idee des Repaircafés in einem Arbeitskreis des Klimaschutzbeirats der Gemeinde. Denzlingen stellt seither den Raum und ein jährliches Budget fürs Werkzeug, rund 15 Ehrenamtliche mit technischem Hintergrund helfen im Wechsel mit. Bernhard Büttner ist einer davon. "Von Haus aus bringe ich als Ingenieur für Feinwerktechnik eine gewisse Disposition mit", findet er und lacht. Der 63-Jährige repariert gern, ist ökologisch interessiert, "und warum nicht der Gesellschaft etwas zurückgeben, wenn es einem gut geht"?
Als ziemlich spektakulär hat Büttner einen Fall in Erinnerung, in dem er mit Kollegen einen Rasenmäher auseinandergenommen hat und geschätzte 1000 Kirschkerne herauskullerten. "Vermutlich haben sich darin Mäuse breitgemacht und die Kerne gesammelt." In anderen Fällen gestalte sich die Reparatur einfach – vor allem, wenn die Leute Geräte falsch bedienten. "Dann drücken wir auf den richtigen Knopf und es funktioniert wieder", so Büttner schmunzelnd. Gelegentlich landet auch Kostbares in seinen Händen. So brachte ein Mann eine sündhaft teure Spieluhr vorbei, ohne um deren Wert zu wissen.
Dass das Repaircafé regionalen Reparaturbetrieben die Arbeit wegnehmen könnte, verneint Bernhard Büttner. "Unsere Arbeit ist nicht wirtschaftlich, das könnte angesichts der Löhne und des Aufwands kein Betrieb leisten." Wenn, dann würde das ehrenamtliche Engagement im Repaircafé dem Handel Konkurrenz machen, weil es eine Alternative zur Wegschmeißgesellschaft darstelle. Dies sei allerdings völlig beabsichtigt.
Es gibt allerdings Dinge wie etwa Druckgasgeräte, die Büttner und seine Mithelfer aus Sicherheitsgründen ablehnten und an den Fachhandel verwiesen, "es sei denn, es ist etwas ganz Triviales".
Die Erfolgsquote schätzt Büttner auf bis zu 75 Prozent, "irgendwie erwecken wir das Allermeiste wieder zum Leben". Wenn das nicht klappe, liege es oft daran, dass Geräte heute so gebaut würden, dass man sie kaum mehr reparieren könne. Manchmal fehlten Ersatzteile, dann können die Leute diese bestellen und das nächste Mal wiederkommen.
Pro Öffnungstag kommen rund 15 bis 20 Menschen laut Büttner mit einem kaputten Spielzeug oder Gerät, da sei Hinz und Kunz dabei, "extrem bunt gemischt". Es gebe auch mal schwierige Zeitgenossen mit einer gewissen Anspruchshaltung, das sei allerdings sehr selten.