Öffentlicher Dienst
Keine ruhige Kugel: Ausbildung in der Verwaltung
Papierfreie Rathäuser und eine für alle verständliche Sprache: Verwaltungen sind moderner als man denkt. Vor allem kleinere Kommunalverwaltungen suchen nach Nachwuchskräften.
Inga Dreyer
Fr, 16. Okt 2020, 16:54 Uhr
Beruf & Karriere
Thema: öffd
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Zwei von drei Lehrjahren hat die 21-Jährige bereits hinter sich. Im Familien- und Bildungsbereich durfte sie das jährliche Kinderfest mitorganisieren. Im Personalwesen hat sie gelernt, Stellenausschreibungen zu gestalten und Bewerbungsgespräche vorzubereiten. Gut habe ihr auch die Arbeit beim Ordnungsamt gefallen.
Angehende Verwaltungsfachangestellte sollten sich für Politik interessieren, erklärt die Auszubildende. Denn in Kommunalverwaltungen bereiten sie Sitzungen von Gemeinderäten oder Stadtverordnetenversammlungen vor und erarbeiten Entscheidungen der Verwaltung. Den Aspekt der Rechtsanwendung finde sie sehr interessant, sagt Kaminski. "Ich muss gucken, welche Gesetze ich in welchen Fällen anwende und warum. Das ist manchmal trocken, aber es macht Spaß."
Neben der Kommunalverwaltung stehen für die Ausbildung die Fachrichtungen Landes- oder Bundesverwaltung zur Wahl. Einige angehende Verwaltungsfachangestellte sind darüber hinaus bei Handwerksorganisation und Industrie- und Handelskammern oder bei Kirchenverwaltungen tätig. Gerade auf der kommunalen Ebene stehe ihnen eine enorme Bandbreite an Betätigungsfeldern offen, sagt Martin Elsner vom Bundesinstitut für Berufsbildung.
Wer den Beruf erlernen will, sollte ihm zufolge soziale Kompetenzen und Verantwortungsgefühl mitbringen. Auch sorgfältiges Arbeiten sei wichtig. Teamfähigkeit, Spaß am Umgang mit Menschen und Weltoffenheit hält Maria Kaminski für wichtig: "Denn man arbeitet mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen zusammen." Diversity-Kompetenz sowie Dienstleistungs- und Kundenorientierung sind deshalb zentrale Bestandteile der Ausbildung, erklärt Gesine Wilke, Vorsitzende des Bundesverbands der deutschen Verwaltungsschulen und Studieninstitute.
Wichtig sei auch der Umgang mit Sprache, erklärt Wilke, die zudem das Sächsische Kommunale Studieninstitut Dresden leitet. Denn Verwaltungsfachangestellte sollten Bescheide und fachliche Auskünfte allgemeinverständlich formulieren können. "Dieses berühmte Verwaltungsdeutsch wollen wir nicht." Das Dresdner Institut versuche, den Azubis zu vermitteln, dass der Dienst an der Öffentlichkeit im Mittelpunkt stehe. "Die Idee, dass man bei Verwaltungen eine ruhige Kugel schieben kann, hat kaum mehr einer."
Stattdessen kämen viele motivierte junge Menschen, die sich in einer bestimmten Fachrichtung engagieren wollen, beispielsweise im Umwelt- oder Sozialamt. Momentan werde eine Aktualisierung der 20 Jahre alten Ausbildungsordnung diskutiert, erklärt Martin Elsner. Ein Grund dafür sei die fortschreitende Digitalisierung. "In manchen Rathäusern wird es bald kein Blatt Papier mehr geben", sagt Wilke.
Darauf müssten die Auszubildenden vorbereitet werden, genauso wie auf die zunehmende Bedeutung der Beteiligungsdemokratie. Was Bürger wollen und wie man sie in Entscheidungsprozesse einbezieht, seien zentrale Fragen für Verwaltungen.
Als beispielhafte Ausbildungsvergütung im öffentlichen Dienst nennt die Bundesagentur für Arbeit rund 1000 Euro im ersten und 1100 Euro im dritten Jahr. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt seien dabei aktuell sehr gut, so Martin Elsners Einschätzung. "Im öffentlichen Dienst wurde über Jahre Personal abgebaut. Jetzt engagieren sich die Verwaltungen wieder verstärkt in der Ausbildung." Wilke zufolge suchen vor allem kleinere Verwaltungen händeringend Nachwuchs.
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