Lange Sparschweinschlangen warten bald vor Kassenschaltern

Die einen gehen mit ihren ganz privaten Hortungsbeständen an Pfennigen zur Bank, andere tüfteln derweil mathematisch die Geldvermehrung aus.  

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Ob das Taschengeld mit der Einführung des Euro auch aufgerundet wird, müssen jugendliche Taschengeldempfänger vermutlich individuell mit ihren Eltern aushandeln. Vorbilder für einen großzügigen Umgang mit der neuen Währung gibt es jedenfalls jetzt schon zur Genüge. RTL, beispielsweise, hat die Gewinnsumme der Sendung "Wer wird Millionär" verdoppelt. Hätte ja auch komisch geklungen: "Wer gewinnt 500 000 Euro". Aber wer gewinnt schon überhaupt in dieser Größenordnung bei Günther Jauch? Die wenigsten.

Und wenn sie denn schon keine Gewinnertypen sind, so sind die Deutschen immerhin ein Volk der fleißigen Sammler. Auch Sammler von Geld. Außer in Sparstrümpfen, Kopfkissen oder Säcken, lagern auch in Dosen, Flaschen und Schubladen so genannte Hortungsbestände an Bargeld. Und davon gibt es mehr als genug: Nach Schätzungen der Bundesbank, horten die Deutschen zwischen 6 und 10 Milliarden Münzen zu Hause. Sparschweine sind einfach nicht tot zu kriegen. Seit Generationen werden sie geschlachtet, aber es gibt sie immer noch. Aber der Countdown läuft: Ab 1. Januar 2002 gibt's den Euro auch als Bargeld. Dass diese Umstellung eine logistische Herausforderung darstellt, wird an den Zahlen klar: Seit Ende der 40er Jahre wurden 48 Milliarden Münzen in Deutschland ausgegeben, insgesamt ein Gewicht von 178 Tausend Tonnen. Für den, der sich das vorstellen will: Diese Münzmenge würde 200 Güterzüge füllen. Wenn nur etwas mehr als die Hälfte der Münzen zurückkommt, dann würde der Güterzug immer noch von Düsseldorf nach Köln reichen. Aber wie werden die Schätze aus Spardosen, Glasflaschen und Kegelkassen umgetauscht? Ganz klar: Man muss sie zu seiner Bank bringen. Und zwar ziemlich bald. Die Bundesbank befürchtet nämlich unterdessen lange Schlangen und Wartezeiten vor den Schaltern der Kreditinstitute. Deshalb wirbt sie im Moment dafür, die Spargroschen schon vor der heißen Phase einzuzahlen. Und dieser Hinweis könnte wertvoll sein: Sonst riskiert man vielleicht einen schmerzenden Rücken - vom langen Anstehen in der Bank, wie uns die Werbespots im Radio glauben machen wollen.

Und wenn man auch nicht sofort reich wird: Etwas Geld kommt bestimmt zusammen, wenn man jeden Winkel nach Münzen durchsucht. Auch wichtig für Jauchs Gewinner, denn deren Million wird ja bald besteuert. Millionär werden, wird also noch schwerer. Wenn da nicht noch die geniale Idee von Heinrich Hemme wäre.

Der Aachener Mathematiker stellt folgende Rechnung auf: Ein Pfennig entspricht umgerechnet 0,51129 Cent. Da die Banken beim Umtausch diese Summe aber auf einen ganzen Cent aufrunden, liegt hier die Chance zur Millionen. Einfach einen Kredit über eine Milliarde Pfennige aufnehmen (entspricht 1 Millionen Mark), umtauschen lassen, am Ende 2 Millionen haben und damit den Kredit abbezahlen. Bleiben am Ende summa summarum 1 Millionen Euro.

Martin Müller

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