Nachruf

Lebenslang für eine Kirche des Wandels aktiv: Meinrad Feuerstein ist tot

Die Hoffnung auf einen Wandel in der katholischen Kirche begleitete Meinrad Feuerstein, der am 27. Mai 1957 zum Priester geweiht worden war, ein Leben lang. Nun verstarb er mit 93 Jahren. Seinen Ruhestand verbrachte er in Freiamt.  

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Pfarrer Meinrad Feuerstein zelebrierte...ikalisch umrahmt wurde (Foto von 2015)  | Foto: Horst Dauenhauer
Pfarrer Meinrad Feuerstein zelebrierte die feierliche Hubertusmesse, die von den Simonswälder Jagdhornbläsern mkusikalisch umrahmt wurde (Foto von 2015) Foto: Horst Dauenhauer

Gerade einmal sechs Jahre Priester war der aus Oberhausen-Rheinhausen/ Philippsburg stammende Meinrad Feuerstein, als das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet wurde. Mit dem Konzil verband er, damals noch im Vikariat, große Hoffnung. 1963 trat er seine erste Pfarrstelle in Wasenweiler am Kaiserstuhl im Dekanat Breisach an. 16 Jahre sollte er dort wirken, so wie es das Konzil forderte. Den Menschen zugewandt, nicht mehr mit dem Rücken zu den Gläubigen hin zelebrierend und eben auch verständlich, weil in der jeweiligen Landessprache. Die Jugendarbeit und die Katechese waren Schwerpunkte seines 16 Jahre langen Wirkens in der Kaiserstuhlgemeinde. Die habe er als dem Wandel gegenüber sehr aufgeschlossen erlebt, erinnerte sich Feuerstein anlässlich der 65. Wiederkehr seiner Priesterweihe 2021.

Mit dem Konflikt zwischen Konservativen und Liberalen in der katholischen Kirche war er dann in der deutlich größeren Gemeinde in Denzlingen hautnah konfrontiert. Die fünf Jahre, die er von 1979 bis 1984 dort in der St. Jakobus-Gemeinde wirkte, überschrieb er später als "schwierige Zeit". Den Konservativen mit vielem ein Dorn im Auge, wurde der Seelsorger mit Argusaugen beäugt – mit wem er verkehrte, ob er den ökumenischen Familienkreis besuchte und wer bei ihm aus und ein ging, wurde genau registriert und auch beim Ordinariat denunziert. Gebeugt hat er sich, so wie schon früh in der Jugend, nicht. Hat das weiter vertreten und gelebt, ist eingestanden für das, woran er glaubte. Dass er den Ministrantendienst dem Mitmarschieren mit der Hitlerjugend vorzog, habe ihm als Zwölfjährigem, davon war er auch mit knapp 90 noch überzeugt, die Einberufung zum Flakhelferdienst eingebrockt.

Meinrad Feuerstein  | Foto: Markus Zimmermann
Meinrad Feuerstein Foto: Markus Zimmermann

Nicht unbedingt aus eigenen Stücken war die Zeit in Denzlingen nach fünf Jahren für ihn beendet. Er wechselte ins Pfinztal nach Karlsruhe, wo er bis zur Versetzung in den "Ruhestand" blieb. Gelebte Ökumene, gemeinsame Osternachtfeiern mit Abendmahl, waren riskante Schritte, doch dort erfuhr er den Rückhalt der Gemeinde. "Beim Abendmahl zu trennen ist nicht richtig", vertrat er auch im hohen Alter eine bis heute keineswegs selbstverständliche Position. Eingetreten ist er auch für eine freiwillige Entscheidung für das zölibatäre Leben, sprach sich gegen die den Priestern auferlegte Pflicht zur Ehelosigkeit aus.

Feuerstein war ein ruhiger Vertreter einer Kirche des Wandels. Er sprach sich für das Diakonat, das Priesteramt von Frauen aus, auch um seine Kirche vor einer Katastrophe zu bewahren, weil sie ansonsten Gefahr laufe, die Menschen zu verlieren. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare werde er nicht verweigern. "Es wurden Waffen gesegnet, da ist der Segen für eine liebende Beziehung doch viel bedeutender", betonte er 2021. Sich den Menschen liebevoll zuwenden, das war für Meinrad Feuerstein der Kern des Evangeliums. Bis zum Ende blieb er, auch im Ruhestand in Freiamt noch sehr aktiv und als "unser Pfarrer" von den Menschen geschätzt, diesem Glauben treu. Seine letzte Ruhestätte fand er in seiner Geburtsgemeinde.

Schlagworte: Meinrad Feuerstein
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