Leserbrief: Ein Lehrstück in Sachen "Demokratie"
Hans-Ulrich Rammelt (Schopfheim)
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Die Sitzung des Gemeinderates war ein Lehrstück in Sachen "Demokratie". Gleich zu Beginn stellte Bürgermeister Harscher klar, dass die Stadt finanziell auf die preisgünstigste Variante zurückgreifen müsste. Damit waren die Weichen für ein Naturbad gestellt. Die Variante Sportbad der Firma Fritz aus Freiburg stellte sich dann auch recht ungünstig dar. Zu teuer das Edelstahlbecken, keine Einbeziehung der kleinen Schwimmhalle, weniger Schwimmfläche. Ein Vertreter der Firma war nicht vor Ort, um sich den Fragen zu stellen. War das denn nur ein Alibi-Fake der Verwaltung? Dann, nach endlosen Zahlenkolonnen über die Kostenpunkte einer Sanierung der Varianten (wer weiß, ob das alles stimmt?), kam es zu einem Antrag der CDU, mit den Bürgern zu einer guten einvernehmlichen Lösung zu kommen. Die Freien Wähler wollten jedoch die Präsentation zu Ende bringen, um dann abstimmen zu können. Ganz im Sinne des Bürgermeisters, der ja an diesem Abend alles hinter sich zu bringen gedachte. Die Ausführungen eines ehemaligen Leiters der Bäderbetriebe aus Gaggenau waren sehr positiv hinsichtlich eines Naturbades. Dass dies keinen Bezug zu der Situation in Schopfheim hatte, liegt daran, dass Gaggenau drei Bäder hat. Ein Sport-, ein Natur- und ein Hallenbad. Da konzentriert sich das Publikum nicht ausschließlich auf das Naturbad. Nach den Ausführungen kam denn Herr Gutmann als Naturbad-Planer ins Spiel. Die im Sommer niedrigeren Wassertemperaturen ohne Solarerwärmung, der Algenbefall von Treppen und Becken, dass hohe Außentemperaturen Probleme für die Wasserpflanzen-Kiesbettfilter darstellen und eine Schließung drohen könnte, wegen der Hygiene – alles kein Problem. Auch 3000 Besucher in der Hochsaison wären möglich. Ob Kinder in dem kälteren Wasser noch schwimmen lernen und Rentner noch ihre Runden drehen können – auch das alles aus seiner Sicht kein Problem.
Konnte das Bürger überzeugen? Ich habe nur Gegenteiliges gehört. Auch fehlten die Erfahrungen anderer Naturbäder. Nun, eine Wahl hatten ja die Gemeinderäte wegen des Kostenrahmens sowieso nicht. Im Grunde war die Sache von vorneherein gegessen. Es gab keine wirklichen Alternativen, wie sie in Zell und Wehr praktiziert worden sind und kostengünstig dazu. Für die über 200 ohnmächtigen Zuschauer hatte Bürgermeister Harscher noch eine sehr demokratisch anmutende Botschaft. Das Naturbad ist entschieden – das "Wunschkonzert" der Bürger damit beendet. So macht man interessengeleitete "demokratische" Politik.
Hans-Ulrich Rammelt, Schopfheim