Mal in einer fremden Umgebung attraktiv sein

Wer als Jugendlicher einen Auslandsaufenthalt wagt, nimmt sich selbst neu wahr - und kommt mit viel Erfahrung und gestärktem Selbstbewusstsein zurück.  

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"Wie im Urwald ausgesetzt" fühlen sich viele Jugendliche am Anfang eines Auslandsaufenthaltes - weit weg von zu Hause. Und die meisten kommt schon mal ein mulmiges Gefühl an. Denn: sich alleine durchzuschlagen in einem fremden Land ist nicht immer nur Vergnügen, sondern bringt durchaus auch Probleme mit sich. Dennoch nimmt die Zahl derjenigen, die einen Auslandsaufenthalt abbrechen, stetig ab, so jedenfalls berichtet die weltweit größte Organisation für Auslandsaufenthalte "American Field Service".

Dennoch müssen Jahr für Jahr viele Schülerinnen und Schüler für sich entscheiden, ob es überhaupt sinnvoll für sie ist, sich dieser Herausforderung zu stellen: Was wären denkbare Vorteile? Wie verändert ein Auslandsaufenthalt einen jungen Menschen? "Es ist dann sinnvoll", erklärt die Freiburger Verhaltensbiologin Gabriele Haug-Schnabel, "wenn es vom Schüler selbst gewollt ist - einen Zwang sollte es nicht geben." "Selbst gewollt" bedeutet nämlich: eine positive Grundeinstellung zu der ganzen Unternehmung. Das berühmte Lampenfieber vor der Abreise darf trotzdem sein - muss sogar sein, wie Gabriele Haug-Schnabel anmerkt.

Aber egal wie gut die Ausgangslage, während des Aufenthaltes ergeben sich erfahrungsgemäß immer wieder neue Probleme, die bewältigt werden müssen. Vorteil dieser Situation: man wird erfindungsreich. Gabriele Haug-Schnabel schildert das so: "Man macht die Erfahrung, etliche Probleme gelöst zu haben, also wird man das neue Problem auch lösen können." Der Jugendliche wird folglich autonomer und entwickelt eigene Lösungsstrategien.

Ein weiterer Bereich des Dazulernens liegt im Umgang mit den Menschen am neuen Aufenthaltsort. Hier hat man noch keine "privilegierten" Beziehungen wie zu Hause zu Freunden und Verwandten. Fernab von zu Hause bieten sich ganz neue Perspektiven der Anerkennung, erklärt die Verhaltensbiologin: "In einer fremden Umgebung für fremde Menschen spannend und attraktiv zu erscheinen, ist ein neuer Reiz." Und wenn das gelingt, wächst das Selbstvertrauen. "Man erkennt", so Haug-Schnabel, "Mensch, so doof bin ich gar nicht!" Was hier gefördert wird, ist zweifellos eine "soziale Intelligenz", die einem jederzeit und überall nutzen wird. Aufgrund der unterschiedlichsten Erfahrungen an einem anderen Ort mit anderen Menschen bleibt natürlich die Erkenntnis nicht aus, dass die Welt vielseitiger ist, als bis dahin vielleicht vermutet. Man gerät in völlig neue Lebensumstände hinein, andere Schulen, andere Familien, andere Landschaften, und erlebt Situationen, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. Das Ergebnis ist eine Art neuer Weitblick. Man stellt sich wieder und wieder die Grundfrage: Was ist mein Ziel? Und man überdenkt die bisherigen Antworten und Vorstellungen. Dabei kann ein ganz neues Weltbild entstehen, zumindest aber wird der eigene Horizont um viele Meilen erweitert.

"Eltern müssen die Situation geistig an sich heranlassen." Gabriele Haug-Schnabel

Ob das ein Gewinn bleibt, liegt auch an den Eltern. Zunächst mal müssen sie den Weggang des Kindes ermöglichen. Zum anhaltenden Erfolg können sie dann beitragen, wenn ihr Kind wieder zurück ist. Schon vorher müssen sie das "Risikopotenzial" kennen: Vielleicht zeigt ihr Kind nach der Rückkehr eine gewisse Überlegenheit? Schließlich hat es nun auf bestimmten Gebieten mehr Erfahrung als die Eltern. Und was ist, wenn das Kind sich in der Fremde mehr zu Hause gefühlt hat, als bei den Eltern?

Beides ist nicht ganz einfach für Eltern. Gabriele Haug-Schnabel rät: "Sie müssen diese neue Situation geistig an sich heranlassen. Tun sie das nicht und befürchten sogar, ihr Kind zu verlieren, ist das keine gute Basis." Wenn alles gut klappt, trägt ein Auslandsaufenthalt viel zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung bei. Man wird selbstständiger und selbstbewusster. Und man hat etwas, auf das man mit Stolz zurückblickt.

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