"Man findet hier immer nur Leute, die echt gut drauf sind!"

25 000 Reggae-Fans kamen zum diesjährigen Chiemsee-Reggae-Festival ins bayerische Übersee - ein Event mit vielen deutschen Bands und guten Vibes.  

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Wer in den vergangenen Jahren auf irgendeinem großen Festival war, kennt "Helga". Diese Frau ist ein Mythos - und war das auch dieser Tage beim Chiemsee-Reggae-Festival im bayerischen Übersee. Wie es zum Helga-Mythos kam? Es war einmal vor zwölf Jahren in Nürnberg bei "Rock im Park". Ein junger Mann irrte nach ausgiebigem Drogenkonsum auf dem Campingplatz herum und suchte seine Freundin. Die netten Festivalbesucher suchten und riefen solidarisch mit: "Helga! Helga!" Seit diesem Tag wird "Helga" bei jedem Festival lautstark gesucht.

Beim Chiemsee-Reggae-Festival nun wurde gar verkündet, Helga sei tot - mit Kreuz und Kerzen drauf und allem wurde von den Anhängern des "Kults" der lieb gewonnenen Frau gedacht. Und zum nächsten Festival wird sie wieder auferstehen. Warum? "Helga" ist ein Teil deutscher Festivalkultur. Überall, ob am nahe gelegenen Gebirgsfluss oder auf dem am Fuße der Voralpen gelegenen Festivalgelände entstehen neue "Helga"-Anekdoten über die noch lange gelacht werden wird.

Zusammen mit den relaxten Reggae-Vibes prägen sie die Stimmung des Festes und der Menschen hier. Dieter Dehmel, 43 Jahre, ist aus Balingen. Er sagt, das Chiemsee-Reggae-Festival sei das beste Festival Deutschlands: "Man findet hier immer nur Leute, die echt gut drauf sind." Und wirklich, beim Chiemsee-Reggae ist es harmonisch und alles funktioniert ohne Stress und mit viel Eigeninitiative und einer super Lebenseinstellung der Festivalbesucher.

Eine Bewegung, die sich Rastafari nennt, und deren Musik, der gute Reggae, den Bob Marley vor über zwanzig Jahren auf die musikalische Weltbühne brachte, treibt die Menschen hier zu einem fröhlichen Fest zusammen. Und es werden jährlich mehr. Mit 25 000 Besuchern war das Chiemsee-Reggae-Festival in diesem Jahr zum ersten Mal komplett ausverkauft. Sieht ganz so aus, als würde der König des Reggae, Bob Marley, Recht behalten. Er nämlich verkündete einst: "My music will never die." Besonders dann nicht, wenn immer junge Reggae-Fans nachwachsen. Beim Chiemsee-Reggae sind auffällig viele sehr junge Zuhörer. Deutlich zu sehen: Reggae ist kein Auslaufmodell. Erst recht nicht bei den "Alten". Uwe Kaiser, 50 Jahre: "Gute Musik findet immer Gehör."

Patrice, Mr. Gentleman und der bayerische Reggae-Superstar Hans Söllner als Topact zeigen, dass der Reggae mittlerweile auch in der deutschen Musikszene lebt. Und die nächste Generation mit Nosliw, Jan Redwind oder der Sam Ragga Band steht schon bereit - vom HipHop kommend - die Nachfolge anzutreten. So gab es dieses Jahr verhältnismäßig viele deutsche Bands und sie zogen auch die meisten Reggae-Fans an. Dem 30-jährigen Alasane Diana aus dem Senegal fehlten die internationalen Reggae-Stars: "Mit Eek-A-Mouse und Alpha Blondy war die Musik letztes Jahr besser."

Die Kritik, dass außer Black Uhuru und Lucky Dube keine afrikanische Band spielte, muss sich das Chiemsee-Reggae-Festival 2003 gefallen lassen. Der Veranstalter, die CRP-Konzertagentur, zur Auswahl: "Die deutsche Reggae-Szene ist gerade sehr angesagt - sonst wären nicht so viele Leute gekommen." Wolfi Rauch, 17 Jahre, aus Landsberg ist zum dritten Mal beim Chiemsee-Reggae. Er findet, dass mit der Band-Auswahl ein zu breites Publikum kam: "Manche Leute sind hier fehl am Platz." Zum Beispiel rund 200 Randalierer, die das Reggae-Motto von love, peace und unity nicht verstanden haben. So hatte das bis dahin friedliche Festival am Ende einen etwas negativen Abschluss. Auch nicht ganz klasse: das rigorose Vorgehen der bayerischen Zivilpolizei gegen die Marihuanakonsumenten. Das löst bei allen Festivalbesuchern Unmut aus. Aber alle folgen dem Aufruf Hans Söllners bei seinem Konzert: "Wehrt euch, aber bleibt friedlich."

Johannes Evers

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