"Man muss ja auch mal was für sich tun"

Muskelprotze und Hühnerbrüstchen: Ins Fitnessstudio geht fast jeder - schön anzuschauen sind allein die schwulen Pärchen.  

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Das Fitnessstudio, beliebter Treffpunkt aller nur erdenklichen Bevölkerungsschichten. Vom braungebrannten Supermacho bis zum bierbäuchigen Familienvater, von der selbst beim Sport perfekt geschminkten Möchtegerndiva bis zur Hausfrau und Mutter ist hier so gut wie alles vertreten. Doch nicht jeder ist ausschließlich da, um Sport zu machen. Nein. Das ist schon lange nicht mehr einziger Sinn und Zweck des Fitnessstudios. Das Sportcenter ist gleichzeitig auch noch Singletreff, Laufsteg und ein beliebter Ort, um Kaffeekränzchen abzuhalten.

Hier bin ich, wer will mich?

Da sind zum Beispiel die Mädels von der Sorte "Hier-bin-ich-wer-will-mich", die mit (für Sport höchst ungeeigneten) weit ausgeschnittenen Fetzen, nur darauf warten, dass die sich mit Hanteln stählenden Boys zu ihnen rüber schielen. Dann wird sofort auch sehr offensichtlich mit der besten Freundin über den Süßen mit der coolen Kappa-Hose getuschelt. Aber meistens bleiben diese pubertären Spielchen (sie Flirts zu nennen ginge wohl zu weit) erfolglos, beide Seiten gehen wieder allein nach Hause und freuen sich schon auf den nächsten Fitnessstudiobesuch. Dann gibt es die Hausfrauen, die nach drei oder mehr Kindern finden, dass sie ein Anrecht auf etwas Babyspeck haben. Diese reden mit ihren Leidensgenossinnen über ihre Kinder, denen sie ja zu verdanken haben, dass die ehemals so perfekte Figur sich nach der Schwangerschaft verflüchtigt hat.

In Wirklichkeit sieht man diesen Damen genauestens an, dass sie nie eine Superfigur hatten und auch nie eine haben werden. Trotzdem quälen sie sich im Fitnessstudio ("Man muss ja auch mal was für sich tun") und trösten sich mit einem Seitenblick zu den oben genannten Mädels ("Die werden nach ihrem ersten Kind schon sehen, dass man dann nicht mehr so super aussieht.") Hauptsächlich aber blockieren diese Damen immer die Geräte, an die man selber gerade will und unterhalten sich mit der Hausfrau am Nebengerät (das man selber eigentlich auch noch machen will) über Nichtigkeiten.

Auch sehr häufig in Fitnessstudios zu sehen ist die Spezies der Muskelprotze. Diese Individuen stolzieren wie der Hahn auf dem Hof zwischen den Geräten umher und beäugen mitleidig die Hühnerbrüstchen, die sich mit Fünf-Kilo-Hanteln abmühen. Dann legen sie ritualartig ihre Ausrüstung an, zuerst die Profigewichtstemmerhandschuhe und dann diesen seltsamen Gürtel, der den Körper stützen soll oder so. Ansonsten sieht der Muskelprotz einfach toll aus und macht wahnsinnig Eindruck auf die Hühnerbrüstchen. Selbst die Hausfrauen unterbrechen kurz ihr Gespräch, um einen Blick auf diese ach so schön anzuschauenden Muskelberge zu werfen. Dann wird sofort wieder weitergequasselt, sie sind jetzt beim Ehemann zu Hause angelangt: "Ach, wenn der doch nur auch ein bisschen was für seine Fitness täte."

Ein Muskelprotz, der aussieht wie 'ne Tomate

Inzwischen hat sich der Muskelprotz die schwersten Hanteln gekrallt und stemmt diese unter wildem Ausprusten der Atemluft nach oben. Nach zehnmal Stemmen sieht der Kerl aus wie 'ne Tomate, was ihn aber nicht davon abhält, weiter sein Trainingspensum zu absolvieren.

Die schwulen Pärchen, die gemeinsam von Gerät zu Gerät laufen und immer aufeinander warten, sind da schon schöner anzuschauen. Unter all diesen Menschen, die das Fitnessstudio arg zweckentfremden, gibt es immer noch ein paar Normalos, die einfach nur ein bisschen was für ihren Körper tun wollen, um im Sommer am Strand in Weißgottwo eine nicht allzu schlechte Figur zu machen. Zum Glück.

Klara Wehrle

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