Mehr als nur Kämpfen

Schnelligkeit und die richtige Technik sind in der Kampfsportart Taekwondo längst nicht alles, es geht auch um Respekt.  

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So geht Taekwondo: eine schnelle Drehung um die eigene Achse – und zack – raus das Bein Foto: privat
Die Schüler haben ihren Dobok (koreanisch für "Taekwondo-Anzug") an, ihren Gürtel gebunden und beginnen, sich aufzuwärmen, ihre Tritte zu üben und sich über die Hyongs (Schattenkämpfe) auszutauschen. Dann betritt der Meister den Raum, plötzlich sind alle still. Der Gong ertönt, alle stellen sich in Reih und Glied auf, die Schüler mit dem höchsten Kup (Schülergrad) ganz nach vorne, die Weißgurte nach hinten. Mit einem Kommando verbeugen sich alle zuerst vor der Flagge der Schweiz, der Flagge Südkoreas und der Flagge Europas, danach vor dem Meister.

Als ich zum ersten Mal in einem Do-Jang (Taekwondo-Schule) war, konnte ich mich nur schwer zurechtfinden. Denn die Hälfte der Wörter kannte ich nicht, beinahe alle Befehle erfolgten auf Südkoreanisch. Außerdem wusste ich nicht, dass Respekt beim Taekwondo so wichtig ist. Jeder verneigt sich mehrmals pro Stunde vor einer Flagge und/oder vor einem Lehrer. Beinahe fühlte ich mich wie in einem alten asiatischen Streifen über Kampfsport, so sehr strotzten alle Schüler vor Respekt gegenüber ihrem Lehrer.

Ungewohnt war außerdem der Eifer vieler Schüler. Während ich drei mal die Woche trainiere, kommen manche Schüler jeden Tag. Für sie ist Taekwondo mehr als nur ein Hobby, vielmehr ist es eine Lebenseinstellung. Sobald das Training beginnt, zählt der Schüler mit dem höchsten Kup auf Koreanisch bis zehn, während die Schüler verschiedene Aufwärm- und Dehnübungen machen. Flexibilität ist das A und O beim Taekwondo.

Wenn ein Brett zertrümmert wird, ertönt danach Applaus

Was Taekwondo von vielen anderen Kampfsportarten unterscheidet, sind nämlich die Tritte, die Schnelligkeit und die Dynamik. So verschieden sind Taekwondo und andere asiatische Kampfsportarten allerdings gar nicht. Taekwondo hat sich nämlich 1945 nach der Herrschaft Japans in Korea aus dem japanischen Karate entwickelt, und die Parallelen sind so groß, dass bei Taekwondo fast schon von einem Karate-Stil gesprochen werden kann.

Nachdem sich alle Schüler aufgewärmt haben, werden multiple Techniken und Kombinationen einstudiert, von einfachen Hand-, Fuß- und Ellbogentechniken bis hin zu den Hyongs. Jeder Schüler muss mehrmals pro Stunde seine höchste Hyong vorstellen.

Es gibt immer etwas zu verbessern, ob der Oberkörper mehr gedreht, die Hand schneller schlagen oder der Kopf mehr nach vorne gerichtet sein muss. An einigen Tagen ist das Geraune besonders groß, den Prüfungstagen. Diese sind nämlich die einzige Chance für Schüler einen höheren Schülergrad bis hin zu einem neuen Gürtel zu erhalten. Meine erste Prüfung liegt noch nicht lange zurück, ich wusste nichts von der Prüfung. Sie war simpel, ich musste eine Hyong, eine Kombination und einen Tritt zeigen, um ein Brett zu zertreten.

Die Kyek Pas (Bruchtests) sind das Highlight einer jeden Prüfung. Hierbei geht es darum, die Technik möglichst perfekt zu vollziehen, seine gesamte Energie auf einen Punkt zu konzentrieren und dabei noch gut auszusehen. Gar nicht so leicht, oft dauert es lange, bis ein Brett zertrümmert wird. Wenn es gelingt, ertönt Applaus, der Schüler erhält eine Urkunde und entweder einen neuen Schülergrad oder sogar einen neuen Gürtel. Jeder gratuliert, alle freuen sich für den Schüler.

Neben den Bruchtests sind außerdem die Punktekämpfe sehr spannend. Der Meister ruft zwei Schüler auf, wenn sie nicht schnell genug kommen, müssen sie sich immer wieder absetzen und wiederkommen, bis es dem Meister schnell genug ist. Bis zu fünf Punktrichter stehen dann um die zwei Kämpfer, während sie versuchen, jede ihnen bekannte Technik anzuwenden, um die Deckung des Gegners zu durchbrechen, hierbei dominieren Fußtechniken deutlich. Es geht allerdings nicht darum, den Gegner zu verletzen oder gar k. o. zu treten, sondern lediglich darum, die Deckung des Gegners möglichst kunstvoll zu durchbrechen. Manchmal tritt ein Schüler zu stark zu, der Meister bricht ab und die Schüler zollen einander Respekt.

Am Ende einer jeden Stunde wird applaudiert, die Schüler verneigen sich und der Unterricht ist beendet. Taekwondo schult nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele.
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