UNTERM STRICH: Dienst in der Leichenhalle
Auf thailändische Verkehrssünder warten ungewöhnliche Strafen / Von Dorothee Soboll.
Andere Länder haben uns da einiges voraus. Schweizer und Dänen treffen die Fahrer an einer empfindlichen Stelle: Sie können das Auto einkassieren und sogar versteigern. Oder Indien: Dort wurde ein Mann, der betrunken gegen eine Überführung gefahren ist, direkt wieder auf die Straße gelassen – aber dieses Mal in der Rolle des Polizisten. Er musste auf einer viel befahrenen Kreuzung in Neu Delhi den Verkehr regeln. Zehn Tage lang, ständig umgeben von Autofahrern, die auf Regeln nicht viel geben, sondern sich auf Hupe und Gaspedal verlassen. Diese Erfahrung bekehrte ihn; er gelobte, nie wieder zu trinken und dann zu fahren. Was das Verhältnis von Delikt und Strafe angeht, ist das schon ganz gut.
Aber es geht noch besser, wie ein Blick nach Thailand zeigt. Bisher mussten Verkehrssünder dort als abschreckende Maßnahme Sozialstunden in Krankenhäusern leisten. Offenbar war das noch nicht lehrreich genug, denn die Thais haben den Strafenkatalog nun erweitert und drastische Maßnahmen ergriffen. Sie stellten sich wohl die Frage nach der schlimmsten Folge einer Trunkenheitsfahrt und kamen zu dem Schluss: Unfall mit Todesfolge. Deswegen sollen Verkehrsrowdys nun Dienst in der Leichenhalle schieben.
Dort den Boden zu schrubben oder Papierkram zu erledigen, ist aber nicht ihre Aufgabe. Sie sollen eng in Kontakt mit den Leichen kommen, die toten Körper waschen, sie für die Einsargung vorbereiten und transportieren. Ihnen Angst machen, das soll die Aktion. Die eigene Sterblichkeit und die anderer Verkehrsteilnehmer vor Augen führen. Delikt macht erfinderisch.
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