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Südbadens schönste E-Bike-Touren

Mit dem E-Bike auf Winzertour durchs Rebland von Grenzach nach Schallstadt

Michael Neubauer
  • Fr, 08. Oktober 2021, 18:00 Uhr
    Südwest

     

Eintauchen ins Rebenland: Eine Etappe des Weinradwegs führt von Grenzach nach Schallstadt. Wer diese Tour fährt, lernt das Markgräflerland kennen – und sollte einen vollen Akku haben. Oder: Früher aufhören.

Mit die schönste Aussicht der Tour: In Ötlingen kann man auf Basel schauen – die Roche-Türme sind trotz diesigen Himmels leicht sichtbar. Foto: Michael Neubauer
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Oh-oh – 78 Kilometer an einem Stück. Für einen Radler, der normalerweise Kurzstrecken liebt, ist das viel. Aber mit elektrischer Unterstützung wird das schon gehen. Und wenn man strandet? Dann strandet man halt bei einem Winzer. Im Markgräflerland. So schlecht ist das doch nicht.

Die Tour ist nämlich die erste Etappe des Badischen Weinradwegs – durch das Markgräflerland. Fast 70 Weingüter liegen entlang der Strecke. Start dieser Etappe: Grenzach. Ende: Schallstadt. Bis dahin sollte der volle, neue Akku auch reichen, wenn man zwischen Eco- und Tour-Modus wechselt. Sagen zumindest E-Bike-Profis.

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Obacht am Anfang in Grenzach: Den Bahnhof nicht zur Stadtseite verlassen, sondern durch die Unterführung nach hinten raus in die Köchlinstraße – nun Richtung Weil am Rhein fahren. Kurz nach der BASF geht es nach rechts über die Bahngleise, dem Radschild (derzeit Umleitung) hinterher, die Scheffelstraße entlang, dann links in den Salzländeweg durch eine Unterführung runter Richtung Rhein (grüne Rad-Pfeile). Was für ein Tour-Start: Wir radeln am Rhein, Industrie-Charme an seinen Ufern, die Schweiz zum Greifen nah. Und siehe da: Der südwestlichste Weinberg Deutschlands, der Hornfelsen, taucht rechts auf. Linkerhand recken sich die Roche-Türme in den Basler Himmel. Und nun darf man ein bisschen Auslandsluft schnuppern: Man überquert die Grenze (Ausweis mitnehmen – für alle Fälle!). In der Grenzacher Straße bei den roten Wegweisern mit Aufschrift "Weil (D)" in die Allmendstraße abbiegen.

In Basel herrscht Verfahr-Gefahr

Hübsch und ruhig wohnen die Basler hier. Dann nochmal aufpassen, nicht geradeaus in die Fasanenstraße fahren, sondern rechts abbiegen, aber nicht nach Riehen, sondern gleich links von den Tramschienen in den Landschaftspark Wiese (jetzt Ausschilderung Dreiland-Radweg). Ein schöner grenzüberschreitender Park, man überquert das Flüsschen Wiese und am Erlenweg erneut die Landesgrenze.

Und schon geht’s durch Weil am Rhein. In der Hauptstraße ist der Badische Weinradweg vor dem Museum am Lindenplatz nun nach rechts in den Bläsiring ausgeschildert – mit dem roten Viereck (Radler mit Weintrauben) oder dem grünen Rad-Pfeil – schön, man kann gar nicht mehr viel falsch machen. Jetzt radelt man hinein ins Rebenland. Die Weinberge ziehen sich dahin, je nach Jahreszeit ein anderes Farbenspiel. Vor Ötlingen kommt die erste große Freude über den Akku auf, seine Power schiebt einen wie von Geisterhand durch die Reben hoch in den Ort: Dort ist der Ausblick auf die Basler Skyline und das südliche Elsass traumhaft. Hier möchte man bleiben, etwa auf der Top-Fernblick-Terrasse des Gasthofs zum Ochsen (heute Kalbsbraten mit Spätzle und Weißkraut im Mittagsmenü; http://www.gasthaus-zum-ochsen.de doch es liegt viel Strecke vor uns – also weiter durch Ötlingen, das mit viel Kunst an den Gebäuden überrascht. In Eimeldingen dem Weinradwegschild folgen, auch wenn es zunächst irritierend nach Weil zeigt – aber es geht gleich wieder an der Kreuzung rechts, dann an der Kiesgrube vorbei weiter nach Efringen-Kirchen. Beim Isteiner Klotz fahren wir steil in die Höhe, man hört das Lärmen und Rattern im Kalkwerk. Uff, jetzt ist man richtig froh über das Elektrorad – und schaltet sogar ganz hoch in den Turbo-Modus. Langsam verschwinden die Reben, die Obstfelder der Obsthöfe dominieren hier auf der Anhöhe bei Huttingen und – wie angenehm – nun gibt es eine rasante Abfahrt runter nach Bamlach mit herrlichem Ausblick gen Blauen, Vogesen und auf den glitzernden Rhein. Man sollte bremsbereit bleiben: Ab und zu fährt ein Winzer oder Obstbauer mit seiner Maschine auf den Weg.

Wer mehr Zeit für die Winzer haben will, sollte nur Streckenabschnitte fahren

Für die Wassertretanlage in Bamlach ist es heute zu frisch. Am Golfplatz schieben die Spieler ihre Caddys über den kurz geschnittenen Rasen. In Auggen macht es Spaß, in den Ort hinunter zu sausen – doch verflixt, schon ist der Wegweiser nach rechts am Auggener-Schäf-Gutedel-Cup kurz vor der Kirche übersehen. Ratlos in Auggen – doch Winzer Fritz Bolanz steht mitten im Ort im Hof seines Weinguts, repariert einen Laubschneider – und schickt einen wieder zurück auf den rechten Weg. "Immer wieder halten Radfahrer bei uns Winzern", sagt er. Eigentlich müsste man jetzt mit Herrn Bolanz noch über Wein reden, über das Jahr, über den Klimawandel. Und auf ein Glas bleiben. Es ist wohl ratsam, diese Tour in kürzeren Etappen zu machen, um genau dafür ausreichend Zeit zu haben.

Staufen verführt dazu, früher einzukehren

Doch Müllheim ruft. Und schafft es mit seiner Beschilderung, dass man sich am zweiten Kreisel verfährt. Verfahren macht schlechte Laune, also lieber weiter Richtung Zunzingen. Die Wasserflasche ist schon leer, die Beine werden lahm, tja, das E steht nun mal nicht für "Es braucht gar keine Muskelkraft" – von wegen! Da taucht in Britzingen das Dorfladen-Café auf (http://www.dorfladengenossenschaft-britzingen.de Ein schöner Hof, Flamm- und Zwetschgenkuchen. Ruhe für die Beine. Diese Weinberg-Radtour erzählt nicht nur vom Rebenleben. Sie führt auch durch die Dörfer und zeigt schöne Initiativen wie diesen Laden.

Ein Gewitter dräut. Hopp, auf nach Staufen. Der Akku leert sich. Und er kann plötzlich sprechen. Er sagt: Staufen ist doch perfekt, um die Tour früher zu beenden! Kehr ein, nimm von hier den Zug zurück! In Ordnung. Liebe Grüße an Kirchhofen, Pfaffenweiler und Schallstadt – wir sehen uns ein anderes Mal. Heute ist nicht alle Tage. Wir kommen wieder, keine Frage.
Die Winzer-Tour auf einen Blick

Dauer: 5:30 h
Strecke: 78,8 km
Schwierigkeit: mittel
Höhenmeter: 769 hoch/824 runter
Start der Etappentour: Bahnhof Grenzach. Ziel: Schallstadt. Radler aus dem Norden/Freiburg, die das Umsteigen am Bad. Bahnhof in Basel nach Grenzach vermeiden wollen (schweres Bike die Treppen rauf und runter tragen!), können gut in Efringen-Kirchen starten (Aufzug im Bahnhof). Start auch in Weil möglich (Hauptstraße/Bläsiring) – aber auch hier steile Treppe am Bahnsteig. Staufen eignet sich gut als Tour-Ende.
Wow: Reben-Panorama, Fernblicke in die Schweiz und gen Vogesen. Die Weinorte mit ihren Weingütern, Gasthöfen, Straußen. Museen wie das Weinetikettenmuseum in Zunzingen oder der Römer-Park in Heitersheim. Man kann gut nur Streckenteile fahren und am Ende auch in einer Therme landen – in Bad Bellingen oder Bad Krozingen.
Charakter: Die Strecke führt überwiegend auf asphaltierten Wegen. Einheitliche Ausschilderung ab Weil. Starke Anstiege nur bei Istein. Teils rasante Abfahrten.
Essen & Trinken: Zahlreiche Möglichkeiten in den vielen Winzerorten, vor allem in Müllheim und Staufen. Und in Straußen.
Anfahrt: ÖPNV: Zum Bahnhof Grenzach fahren Regionalzüge. Sa/So/werktags ab 9 Uhr braucht es kein Radticket. Ausweis nicht vergessen und Corona-Regeln in der Schweiz beachten. Auch andere Bahnhöfe als Start- und Endpunkt möglich.
Ladestationen: mehr.bz/ladestationen
Infos von Schwarzwald Tourismus zur Tour/GPS-Track: mehr.bz/bz-touren
Alles Serienfolgen im Dossier auf mehr.bz/e-bike-tour

Ressort: Südwest

Dossier: Südbadens schönste E-Bike-Touren

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 09. Oktober 2021: PDF-Version herunterladen

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