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"Mit Hund macht Lernen mehr Spaß!"

  • Juri Terjung, Klasse 8a, Pestalozzi-Realschule & Freiburg

  • Mi, 23. Dezember 2015, 14:34 Uhr
    Schülertexte

Wieso darf ein Hund mit zur Schule? Wie ist es, mit einem Hund zu arbeiten? Zischup-Reporter Juri Terjung, Schüler der Klasse 8a der Pestalozzi-Realschule Freiburg, hat mit dem Sonderpädagogen Joachim Rosenfelder gesprochen, der die Arbeit mit seinem Klassenhund Nek beschreibt.

Wieso darf ein Hund mit zur Schule? Wie ist es, mit einem Hund zu arbeiten? Zischup-Reporter Juri Terjung, Schüler der Klasse 8a der Pestalozzi-Realschule Freiburg, hat mit dem Sonderpädagogen Joachim Rosenfelder gesprochen, der die Arbeit mit seinem Klassenhund Nek beschreibt.

Zischup: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Klassenhund anzuschaffen?
Rosenfelder: Zunächst stand dahinter überhaupt der Wunsch nach einem Hund, weil ich mir das schon als Kind immer gewünscht habe. Dazu kam die Überlegung, wie ich diesen privaten Wunsch mit meinem Beruf verbinden kann. Da ich ja in einer Einrichtung für Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung arbeite, und ich schon öfter davon gehört hatte, dass es gute Erfahrungen mit Klassen- oder Therapiehunden gibt, habe ich begonnen, mich dafür zu interessieren.


Zischup:
Was bringt der Hund genau den Kindern?
Rosenfelder: Wir haben immer wieder Kinder, die Angst vor Hunden haben. Sie können mit dem Tier Erfahrungen sammeln, und sie lernen einzuschätzen, wie das Tier reagiert. Dadurch verlieren sie ihre Angst und können freier durchs Leben gehen. Sie müssen zum Beispiel nicht die Straßenseite wechseln, wenn ihnen ein Hund entgegenkommt. Dass die Kinder keine Angst mehr haben, wenn der Hund im Klassenzimmer ist, geschieht relativ schnell, meist nach zwei bis drei Wochen. Sie haben oft noch Respekt, was auch gut ist, aber eben keine Angst. Ein anderer Aspekt ist, dass die Kinder gerne in die Schule gehen, da sie sich auf den Hund freuen. Sie bauen eine Beziehung zu ihm auf, sie streicheln ihn gern, und sie fühlen sich wohl, wenn er da ist. Die Kinder sind im Unterricht entspannter und können dadurch mehr und leichter lernen. Vor allem autistische Kinder werden ruhiger und können sich mehr auf die Arbeit einlassen, wenn der Hund da ist. Manchmal dient der Hund auch zur Motivation, wenn sich die Schüler schlecht konzentrieren können oder keine Lust zum Arbeiten haben. Wenn sie ihre Aufgaben erledigt haben, dürfen sie zur Belohnung was mit dem Hund machen.

Zischup: Er ist also auch im Klassenzimmer dabei?
Rosenfelder: Ja, genau. Ich nehme Nek dreimal in der Woche mit in die Schule. Während des Unterrichts liegt er manchmal einfach in seiner Box, aber wir haben auch Einheiten, wo sich die Kinder direkt mit dem Hund beschäftigen und mit ihm arbeiten müssen. Einmal pro Woche gehen wir mit dem Hund in die Hundeschule zu einer professionellen Hundetrainerin. Die lässt die Kinder zusammen mit dem Hund Aufgaben machen.

Zischup: Was genau sollte ein Therapiehund können?
Rosenfelder: Ein Therapiehund muss von seinen Eigenschaften so sein, dass er nicht sein Revier verteidigen möchte und aggressiv auf Fremde oder Eindringlinge reagiert, sonst würde er immer die Klasse verteidigen wollen, wenn jemand Fremdes das Zimmer betritt. Er darf auch nicht knurren, wenn ein Kind ihm das Fressen wegnimmt. Er muss gerne mit Menschen zusammen sein und sich gerne anfassen lassen. Er darf nicht zu sensibel und schreckhaft sein, da es in der Schule auch mal laut sein kann. Ein Therapiehund muss auch geduldig sein und warten können, und er sollte vorsichtig sein im Umgang mit den Kindern. Wenn er zum Beispiel Leckerlis bekommt, sollte er sie zart aus der Hand fressen. Auf jeden Fall muss er gehorsam sein und sofort auf Kommandos hören. Das ist dann auch für die Kinder einfacher, wenn sie wissen, dass man den Hund "lenken" kann und dass er berechenbar ist.

Zischup: Ist er auch beim Sport dabei oder in den Pausen?
Rosenfelder: Es gibt Bereiche, die für ihn tabu sind, das ist zum Beispiel beim Essen. Beim Sport ist er auch nicht dabei, denn wenn die Kinder rennen und toben, sieht er das als Aufforderung zum Spielen. Manche Kinder bekommen Angst, wenn er rennt und springt. Es gibt bestimmte Regeln im Umgang mit dem Hund und eine davon lautet: Wir rennen nicht. In den Pausen dürfen sich die Kinder auch manchmal mit ihm beschäftigen. Es gibt auch Kinder, die ihm zum Beispiel gerne etwas vorlesen.

Zischup: Ist Ihr Hund ein ausgebildeter Therapiehund?
Rosenfelder: Nein, Nek hat bisher noch keine Therapiehund-Ausbildung absolviert, deshalb spreche ich auch lieber von "Klassenhund". Es gibt Ausbildungen von ganz unterschiedlichen Anbietern, aber ohne gesetzliche Vorgaben. Es gibt aber eine sogenannte freiwillige Selbstverpflichtung von all den Leuten, die einen Hund in der Schule einsetzen.

Zischup: Gibt es Therapiehunde nur an Schulen für geistig behinderte Kinder oder auch an anderen?
Rosenfelder: Es gibt sie eigentlich an allen Schularten. Zweimal im Jahr trifft sich ein Arbeitskreis von Lehrerinnen und Lehrern mit Klassenhund und die arbeiten an ganz unterschiedlichen Schulen, auch an Gymnasien, Real-, Werkreal- oder Grundschulen oder so wie ich an sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren.

Zischup: Und geht denn Nek gerne zur Schule?
Rosenfelder: Ich finde ja, es tut ihm gut, weil er da eine Aufgabe hat. Er ist sehr ausgeglichen dadurch. Er fühlt sich auch richtig wohl in der Schule und unter den Schülern. Ich sehe es an seiner Körpersprache. Man kann ja erkennen, ob er nervös ist oder ob er Angst hat. Ich habe das Gefühl, er ist in der Schule sehr entspannt, er ist gerne unter Menschen und er mag die Kinder auch gern.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2015: PDF-Version herunterladen

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