Musikreise durch 1000 Jahre

Paul Eischet

Von Paul Eischet

Di, 23. Mai 2023

Schopfheim

Am Sonntag gab der Gesangverein Fahrnau sein erstes Jahreskonzert nach der Corona-Auszeit. Hierfür hatte die neue Chorleiterin Luisa Zickwolf ein üppiges Programm mit Liedgut aus zehn Jahrhunderten zusammengestellt.

Präsentiert wurde eine sängerische Zeitreise durch sechs Stilepochen, von der Gregorianik über Renaissance, Barock, Klassik und Romantik bis hinein ins 20. Jahrhundert.

In Scharen waren die Menschen in die Matthäuskirche in Fahrnau geströmt. Es waren so viele Gäste gekommen, dass auch die Seitengänge noch bestuhlt wurden. Letztlich dienten sogar die Treppenstufen zur ebenfalls voll besetzten Empore als Sitz- und Stehgelegenheiten. Der Chor zeigte sich angenehm überrascht und erfreut über das große ihm entgegengebrachte Interesse.

Dafür bedankte sich Reinhard Seiberlich, der im weiteren Konzertverlauf dem Publikum mit seinen Ansagen als musikgeschichtlicher Reiseleiter zur Seite stand. Zunächst aber warf er einen Blick zurück: "Die letzten Jahre waren für uns nicht leicht." Das letzte Jahreskonzert des Fahrnauer Gesangvereins fand im Februar 2020 statt. Es folgte eine Zwangspause, in der es im Verein scheinbar "anfing zu bröckeln", wie Seiberlich es formulierte. Dann aber kam Luisa Zickwolf, die als neue Chorleiterin sofort "den richtigen Ton für uns gefunden hat". Von da an ging es wieder voran.

Die neu erwachte pure Lust am Singen ließ sich schon am Programm ablesen, das für das Jahreskonzert mit sage und schreibe 18 Liedern aufwartete. "Unbescheiden umfangreich", nannte es der Ansager, aber auch "einen Blumenstrauß mit kleinen und großen Blüten". Und dieses üppige Bouquet nahm das nicht mit Beifall geizende Publikum erkennbar gern und dankbar entgegen.

Jedes Lied machte der Chor, unterstützt von Michael Herrmann am Klavier, zu einem klanglichen Abenteuer. Gesungen wurde mit Inbrunst und tiefer Leidenschaft. Drei Solisten sorgten für musikalische Höhepunkte, beginnend mit Stefanie Welte und Jessica Kiefer und dem zauberhaften Duett "My Dearest, My Fairest" von Henry Purcell. Mit der Arie "Vedrai Carino" aus der Mozart-Oper "Don Giovanni" vermochte Stefanie Welte, diesmal solistisch, mit ihrem glockenhellen Sopran die Zuhörer zu verzaubern. Mit weicher Tenor-Stimme und dem Schubert-Lied "Leise flehen meine Lieder" verströmte Hansjörg Ebner romantische Stimmung im Kirchenschiff. Klanglich beeindruckend auch das harmonisch volltönende und vom Chor brillant gesungene "Locus iste" von Anton Bruckner. Sein komödiantisches Talent stellte der Chor beim Lied "Lob der Faulheit" von Joseph Haydn unter Beweis, bei dem die Sängerinnen und Sänger zur Freude des Publikums so taten, als wäre ihnen das Singen und das Stehen in Reih’ und Glied viel zu anstrengend.

Die musikalische Reise durch die Jahrhunderte endete in der Neuzeit. Mit "Fly me to the Moon" und dem Queen-Hit "Love of my Life" wurde Jazziges und Rockiges intoniert, ehe der Jubel des Publikums nach einer Zugabe verlangte.

Für den Gesangverein Fahrnau war dieses gelungene Jahreskonzert vor allem eines: ein bravouröser Wiederbeginn und ein hörenswertes Fanal für eine vielversprechende Zukunft.