Muttertagskatastrophen

Der komische Kuchen - und wie aus einem beschaulichen Familienausflug eine Schlammschlacht wurde.  

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In Familien bekommen normale Wörter manchmal eine ganz neue Bedeutung. Ein solches Wort ist in meiner Familie "Muttertag". Für uns bedeutet es "Schlamm" und "Katastrophe". Und das kam so: Als ich klein war, machten wir eines sonnigen Muttertags einen Ausflug in den Wald. Mit unserem alten Opel. Aus irgendeinem Grund steuerte mein Vater den schweren Wagen immer tiefer in den Wald. Wahrscheinlich hatte ihn der Leichtsinn gepackt oder die Abenteuerlust.

Allerdings hatte es in der Nacht davor mächtig geregnet und die Waldwege waren aufgeweicht. Bald eierte und schlingerte der alte Opel. Mutter fand es nicht mehr feierlich und protestierte. Schließlich war es ihr Feiertag. Wir Kinder dagegen waren begeistert. Irgendwann aber drehten die Hinterräder hilflos im Schlamm - und mein Vater hilflos am Steuerrad. Und dann saßen wir fest. Wir versuchten es mit Schieben. Das machte unsere Sonntagsklamotten zwar braun, aber den Opel kein bisschen flott. Wir schauten uns um.

Es war ein unheimlicher Wald. Hinter jedem Baum hätte ein Wildschwein hervorbrechen können oder ein garstiger Zwerg. Wir mussten Hilfe holen. Vater und ich stapften los und stapften, bis uns irgendwann der Rauch eines Holzfeuers in die Nase stieg, der uns zu einem Pfadfinderlager führte. Pfadfinder sind bekanntlich Leute, die jeden Tag eine gute Tat tun müssen. Also begleiteten sie uns zum toten Opel, und bald schoben und zogen so viele Hände an ihm, dass er gar nicht anders konnte, als wieder lebendig zu werden und auf festen Boden zu kommen. Und immer, wenn es später irgendwo matschig wurde, riefen wir wie aus einem Mund: "Muttertag!"

hup



Himmel auch - wie schmeckt denn das? Beinahe wäre der Kuchen aus meinem Mund wieder auf der Gabel gelandet. Doch halt: Zähne zusammenbeißen und flugs den Blick aufs Tischtuch gesenkt. Nur nichts sagen, einfach schlucken. Ist ja mein Lieblingskuchen, den Mama extra gebacken hat, die falsche Linzer Torte mit Apfelmus statt Himbeermarmelade. Und das heute, am Muttertag, wo eigentlich wir sie verwöhnen sollten. Vater legt die Kuchengabel beiseite. Meine Schwester blickt hilflos in die Runde. Ich schüttle unauffällig mit dem Kopf. Da isst sie den Kuchen auf. Ich auch. So schnell es geht und in möglichst großen Happen. Mutter kaut indes ziemlich langsam vor sich hin. Auf dem Blech warten noch weitere vier Stücke. Bei diesen Aussichten wird mir schlecht. "Ich bin pappesatt!", sagt meine Schwester mit Piepsestimme und schiebt den Teller rasch von sich. Mutter schaut mit Leidensmiene zur Decke. "Also ich, ich würde noch ein Stück nehmen", überwinde ich mich.

"Ach, du würdest, würdest du", sagt sie und um ihre Lippen macht sich ein Zucken breit. Gott, gleich fängt sie an zu weinen. "Ich esse auch zwei, wenn sie reinpassen", überbiete ich mich selbst. "Ich auch, ich auch!", setzt meine Schwester drauf. Vater holt tief Luft und dann das Kuchenblech. Das Zucken um Mamas Mund wird unbeherrschter. Aber sie weint nicht, sie lacht und wischt sich die Tränen aus den Augen: "Mutter Maria", seufzt sie, "ich hab' mich vertan, Salz statt Zucker unters Mehl gerührt. Der Kuchen schmeckt ja unglaublich scheußlich!"

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Berichtigung: Thekli kommt nicht aus Malta, wie auf der Kinderseite letzte Woche zu lesen war, sondern aus Zypern. Wir entschuldigen uns.

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