Närrisches und Normvorstellungen aus dem Schloss

"Von Narren und Normen" – das Programm des Liedermachers Roger Stein im Bonndorfer Schloss trifft den Nagel auf den Kopf. Das Publikum ist begeistert.  

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Von Narren und Normen hat der Liederma...gel im Festsaal im Bonndorfer Schloss.  | Foto: Wolfgang Scheu
Von Narren und Normen hat der Liedermacher zu erzählen. Roger Stein zeigte sich virtuos am Flügel im Festsaal im Bonndorfer Schloss. Foto: Wolfgang Scheu
"Von Narren und Normen" heißt das Programm von Roger Stein, das er beim Folktreff im Festsaal im Bonndorfer Schloss präsentierte. Sein virtuoses Spiel am Bösendorfer Flügel beeindruckte. Mal kraftvoll mit lauter Stimme, mal leise mit einfühlsamer Stimme und auch mit geschlossenen Augen. Zu Österreich hat er einen besonderen Bezug, mit Konstantin Wecker stand er schon auf der Bühne vor großem Publikum und auch in Bonndorf ist nach seinem Auftritt beim Bonndorfer Löwen kein Unbekannter.

Der Schweizer Liedermacher mit seinen beiden Wohnsitzen in Kreuzlingen und Berlin mag die Begegnung mit Menschen. Kein Wunder, dass er irgendwann schwärmt von diesem "Echten Abend mit echten Menschen weitab von den Algorithmen im Internet." Mit echten Geschichten und echten Liedern mag man hinzufügen.

"Mit spitzer Feder nimmt Stein seine Zuhörer rmit auf eine Reise, die das Spannungsfeld zwischen Konvention und Rebellion, Vernunft und Verrücktheit beleuchtet. Es ist eine humorreichen Hommage an die unendliche Macht des Sinnlosen." Mit diesen Sätzen wird das Programm auf seiner Webseite beschreiben und besser kann man es nicht tun.

Die erste Reihe im Schlosssaal ist wie immer dünn besetzt – drei Mutige sitzen vorne, alle weiteren Stuhlreihen im Festsaal sind dann aber voll besetzt. Wenn Roger Stein die Tasten am Flügel nicht streichelt oder auch mal haut – die Bässe entlockt er übrigens dem Keyboard, das auf dem Flügel steht – sitzt er fast entrückt mit geschlossenen Augen auf einem Hocker mit dem Mikrofon in der Hand. Dank moderner Loop Technik – live generiert – singt er dann mit seiner eigenen Stimme im Chor. Percussion streut er im wahrsten Sinne des Wortes mit der Salzmühle ein. So mancher ist überrascht, wie das funktioniert.

Der Termin kurz vor dem Beginn der närrischen Bonndorfer Jahreszeit mit der 11.11-Veranstaltung der Pflumeschlucker passt zum Programmtitel – an die Darbietung des Bonndorfer Narrenmarschs dachte trotzdem keiner im Saal. Das normale Leben biete genug Närrisches, worüber er singen kann. Es geht ums älter werden, die Sinnfreiheit so mancher Hochzeit, wenn "zwei feindliche Familien aufeinandertreffen". "So viel Aufwand für das bisschen Verkehr und der Preis des Scheidungssongs ist im Preis des Musikers inklusive", fasst er gar zusammen. Und erzählt vom berechenbaren Mensch, der sich ganz anders verhält, wenn er weiß, dass er überwacht wird – also gar nicht so berechenbar erscheint. Und Roger Stein erzählt von denen, die in der Gesellschaft "durch" sind, wenn sie einen Tick anders sind.

Nach der Pause stellt Roger Stein erfreut fest, dass noch alle da sind. Eine Kostprobe "Schweizerdeutsch" sorgt für Lacher, die Deutschen, "wo’s immer ums Prinzip geht mit passendem Formular für alle Lebenslagen", nimmt er ebenso aufs Korn wie die Schweizer, die "alles kontrollieren wollen".

Roger Stein gibt alles – wenn er könnte auch ein bisschen mehr, der Applaus ist groß und das Publikum fordert mehrere Zugaben. Und es war gut warm im Festsaal – die vielen Besucher heizten den Raum zusätzlich auf. Aber keiner hatte Mitleid mit dem Künstler, dem man ruhig einmal ein Glas Wasser hätte reichen dürfen. Nicht vergessen hatte Roger Stein übrigens den Dank ans komplette Folktreff-Team für ihre Arbeit, im Besonderen diejenigen fürs Licht und den Sound. Der Applaus für sie war ebenso laut wie für den Künstler.
Schlagworte: Roger Stein, Konstantin Wecker

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