Nervenkitzel pur!

In einer wilden Achterbahn steckt nicht nur viel Technik, sondern auch jede Menge Phantasie.  

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Kopfüber ins Abendrot rasen. Foto: Fotos: Europa-Park/Dpa
Der Fahrtwind weht die Haare aus dem Gesicht, im Bauch kribbelt es. Die Bahn wird langsamer, es geht bergauf und dann – "Aaaaaaah!" – wieder hinunter. Komisch: Obwohl alle laut schreien, hat irgendwie niemand richtig Angst. Kein Wunder, denn Ach-terbahnfahren ist eine ziemlich sichere Sache. Viele Menschen lieben es, mit Tempo durch Loopings zu sausen. Wie aber entsteht so eine Achterbahn?

"Als Erstes müssen wir wissen, ob es eine Bahn für Erwachsene oder Kinder sein soll, davon hängt zum Beispiel ab, wie schnell sie wird", sagt Maximilian Roeser von der Firma Mack Rides in Waldkirch. Die Experten dort haben außer dem Silverstar alle Bahnen im Europa-Park gebaut. Wenn feststeht, ob Kinder oder Erwachsene mit der Bahn fahren werden, überlegt sich der Entwicklungsleiter der Firma, wie die aussehen kann. Einige Dinge sind von vornherein fix – zum Beispiel wie viel Platz es in dem Freizeitpark für die Bahn gibt. Für den Rest kann der Entwicklungsleiter seiner Phantasie freien Lauf lassen.

Er überlegt sich zum Beispiel, wie viele Loopings er einbauen möchte. Oder Korkenzieher beziehungsweise Schrauben, bei denen mehrere Loopings wie schräg auseinandergezogen hintereinander kommen. Am Wichtigsten für eine Achterbahn sind die Momente, in denen die Fahrgäste die Schwerelosigkeit erleben. Die Fachleute verwenden dafür den englischen Begriff Airtime. "Air" für Luft, "time" für Zeit. Diese Luftzeit wird für jeden einzelnen Hügel der Bahn berechnet. Auf einem solchen Airtime-Hügel ist die nach unten abfallende Strecke viel steiler als die Strecke, auf der die Bahn nach oben gelangt. "Auf einer 70 Meter hohen Anlage erreichen wir zwei bis drei Sekunden Airtime pro Hügel", sagt Roeser.

Ob die neue Achterbahn wirklich funktioniert, prüfen die Experten am Computer. Sie erstellen am Bildschirm ein Modell und lassen den Zug fahren. "Hier stellen wir fest, ob das auch in Wirklichkeit funktioniert, und was wir vielleicht noch ändern müssen", sagt Maximilian Roeser. Ist die eine Kurve zu scharf? Hat der Zug genug Energie, um es vom letzten Hügel bis in den Bahnhof zu schaffen? Wo genau müssen die Magnetbremsen sitzen, damit der Zug rechtzeitig verlangsamt wird? Am Modell wird so lange gearbeitet, bis alles stimmt. Dann werden die Schienen hergestellt und dort, wo später einmal die Achterbahn stehen soll, zusammengebaut. Das geht meistens recht schnell.

Besucher dürfen die Bahn allerdings nicht gleich benutzen. Erst einmal wird genau gemessen, ob die Züge auch tatsächlich so schnell oder so langsam fahren, wie der Computer das berechnet hat. Dann kommt auf jeden Sitzplatz ein Container, der mit ganz viel Wasser gefüllt ist. Der ist 100 Kilogramm schwer. "Das sind unsere Wasser-Dummys", sagt Maximilian Roeser. "Dummy" ist ein englisches Wort und heißt Testpuppe. Zwei, drei Wochen lang fährt die Achterbahn mit diesen künstlichen Testpersonen – und das acht Stunden am Tag. Dabei prüfen die Techniker nochmal jeden Winkel der Bahn – damit dann am Ende auch wirklich alles funktioniert.

Ist die Bahn dann eröffnet, wird sie jeden Morgen überprüft. Vier Stunden bevor der erste Parkbesucher in den Zug steigt, beginnen die Fachleute mit den Kontrollen. Schließen alle Bügel? Funktionieren die Bremsen? Sitzen alle Räder fest? Muss Öl nachgefüllt werden? Erst wenn alles passt und es bei den ersten Testfahrten keine Probleme gab, wird die Achterbahn für die Besucher freigegeben. Und dann hört man einen ganzen Tag lang wieder: "Aaaaaaaaaah!"

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