Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2019 I

Nicht von dieser Welt

Von Natalia Heinrichs, Klasse F2, Clara-Grunwald-Schule, Freiburg  

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"Ella!", rief eine Stimme. "Ella!" Ich stöhnte und klappte mein Buch zu. Natürlich musste meine kleine Schwester Gorgina gerade ihre Zaubershow geben, als ich an einer spannenden Stelle war. "Ella!", rief meine Mutter zum dritten Mal. "Ich komme ja schon!", grummelte ich und schleifte meinen müden Körper von meinem Bett ins Wohnzimmer.

Gorgina hatte einen zu großen Zylinder auf dem Kopf und hielt einen Papp-Zauberstab in der Hand. Ich ließ mich aufs Sofa sinken. Gorgina kramte ein Tuch und eine Sicherheitsnadel hervor. Ich sah kurz etwas Orangefarbenes unterm Tuch hervorschauen. Mein Vater und meine Mutter sahen zu, wie meine Schwester eine Sicherheitsnadel in ihren angeblichen "Finger" steckte. Verzückt holte meine Mutter ihr Handy aus ihrer Hosentasche und fotografierte meine Schwester. Ich rollte mit den Augen. Ich wusste, dass unter dem Tuch nicht ihr Zeigefinger, sondern eine Karotte war, da ich früher auch in Madame Rongevaudes Zauber-AG war.

Gelangweilt blickte ich in unseren Garten, der am Abend leicht gruselig wirkte. Da erstrahlte ein Licht von oben den dunklen Garten. "Ich – äh – ähm – Lucy ist raus in den Garten, ich hol’ sie", stotterte ich. Meine Eltern nickten und sahen zu, wie Gorginas Kuschelhase "weg"gezaubert wurde. Ich ging Richtung Hinterausgang, der in den Garten führte. Zum Glück begegnete mir auf dem Weg unsere Katze Lucy. Ich nahm sie in meine Arme, damit meine Eltern keinen Verdacht schöpften. Es war kühl und Wind blies mir entgegen. Unser Garten wurde immer noch von etwas beleuchtet. Ich schaute in den Himmel.

War das etwa ein – ein - ein Ufo? Nein, das war unmöglich! Ich bemerkte, dass das Ufo sank. Und zwar sehr, sehr schnell. Als ich es endlich wahrnahm, nahm ich Lucy, die in der Zeit runtergeklettert war, und rannte in die Ecke des Gartens. Bumm! Mit einem großen Knall fiel das Ufo auf das feuchte Gras. Es fing an, grell zu leuchten. Schützend hielt ich mir den Ellbogen vors Gesicht und ich drehte mich leicht weg. Bzzzt machte das Ufo und es war wieder stockdunkel, nur die Lampions, die an der Decke baumelten, leuchteten ganz schwach. Langsam drehte ich mich zum Ufo. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das Ding gefährlich war, deswegen nahm ich eine am Boden liegende Schaufel und hielt sie so vor mich, dass ich jederzeit zuschlagen konnte. Lucy sprang aus meinen Armen. Auf einmal fing beim Ufo eine Art Tür an, sich mit einem Knirschen zu öffnen. Gebannt schaute ich diesem Schauspiel zu.

Eine Gestalt trat raus. Erst sah ich nur einen Umriss, doch dann konnte ich das Geschöpf erkennen. Es war klein, nicht mehr als 11,05 Meter groß, schleimgrün, hatte zirka sechs Augen, sechs Arme und ein zahnlöchriges breites Lächeln. "Hallo! Gut Abend!", rief das Wesen mir mit einer piepsigen Stimme zu. "Du – du – du bist ein Außerirdischer!", stotterte ich. "Ja klaro!", antwortete das Wesen, als wäre es das Normalste der Welt. "Ich brauchen Hilfe bei dem Raumboot", meinte das Wesen besorgt. Ich glaubte es nicht, ich sah gerade ein echtes Ufo, einen Alien, einen Außerirdischen, jemanden nicht von dieser Welt! "Wer bist du?", hörte ich mich sagen. "Oh, ich bin so nicht höflich! Mein Name ist Roob Quiezdong", entschuldigte sich Roob Quiezdong. "Ich bin Ella Smarfall", sagte ich und hielt Roob die Hand hin. Er runzelte die Stirn, schaute auf eine seiner Hände, die nur vier Finger hatten, und schüttelte nach einem kurzen Zögern meine Hand. "Es glückt mich, Sie zu kennenzulerneten!", grinste er. Seine Hand war schleimig und klebte.

"Also wie gesprochen, ich brauchen Hilfe bei Raumboot!", wiederholte Roob. "Was ist denn passiert?", fragte ich. "Mein Raumb-", bevor Roob es falsch sagte, rief ich: "-schiff!" Ich wollte dem freundlichen Wesen helfen und hakte deshalb nochmal nach: "Wie ist es denn kaputt?" Roob schien zu überlegen, wie man das Teil nennt, das kaputt war. "Mein Motor, voll mit Bubba-Saft verklebt. Ich hab’ aus Versehen drüber gemacht", beichtete Roob mir. "Aha!", rief ich.

Mein Vater hatte unseren Rasenmäher auseinander gebaut, weil er die Hülle nicht mochte. Der Motor war noch nicht verkauft und deswegen rannte ich zum Schuppen und holte das Ding raus, was Papa am Wochenende "oller Motor" genannt hatte. "Ein neuer Motor!", freute sich Roob, als er mich sah. Er strahlte. Ich mag Technik sehr gerne, deswegen weiß ich, wie man einen Motor einbaut. Mein Vater ist Automechaniker. Er bringt mir viel bei. "Du hast uralten Motor!", rief Roob freudig. Ich musste zwar noch ein paar Kabel holen, aber sonst ging es ganz gut, den Motor einzubauen.

In Roobs Raumschiff waren lauter Knöpfe und ein paar blaue samtige Höckerchen. "Probieren du und ich?", fragte Roob. Ich schrie vor Freude fast auf: "Ja!" Wir stiegen nur ein paar Meter hoch, aber trotzdem schienen tausende Ameisen in meinem Bauch zu sein. "Toll!", meinte Roob und zog einen Hebel, der uns nach unten brachte.

Als ich ausstieg, hörte ich durch das offene Fenster, wie Mama fragte: "Wo ist Ella?" Ich senkte den Kopf. "Ich muss los", sagte ich, bückte mich und umarmte Roob ganz fest. "Nein, warten!", rief Roob, als ich mich umdrehte. "Hier", sagte er sanft. Er gab mir eine blaue Schachtel. "Dort ich schick dir Briefe. Wie teleportieren", sagte Roob und lächelte. "Danke!", sagte ich und umarmte ihn nochmal fest. Ich sah ihn fest an und ging rein. Die Kiste stellte ich schnell in mein Zimmer und ging ins Wohnzimmer. Mit der Erklärung, ich hatte noch in meinem Zimmer gelesen, gab sich Mama zufrieden.

Obwohl ich schon vor zwei Jahren Roob kennengelernt habe, schickt er mir immer noch Briefe. Ich kann mit der Schachtel auch Briefe an ihn teleportieren. Und das tu ich auch.

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