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Noten sollten auch den Lernprozess abbilden

  • Katharina La Malfa, Klasse 8a, Kolleg St. Sebastian (Stegen)

  • Fr, 29. April 2022
    Schülertexte

Zischup-Reporterin Katharina La Malfa plädiert dafür, das Notensystem für die Bewertung von Schulleistungen zu reformieren.

Noten, Noten,  Noten – spielen sie im Schulalltag eine zu große Rolle?  | Foto: lassedesignen  (stock.adobe.com)
Noten, Noten, Noten – spielen sie im Schulalltag eine zu große Rolle? Foto: lassedesignen  (stock.adobe.com)
Der konstante Druck, gute Noten zu schreiben, sowie Angst vor dem Versagen lasten auf vielen Schülern. Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020 fühlten sich etwa 45 Prozent aller deutschen Jugendlichen von Noten unter Druck gesetzt. Sie sind mittlerweile das Maß der Dinge.

Noten sollten die Schüler in ihrem Lernprozess unterstützen und sie dabei fördern. Dennoch bewerten sie zu wenig die individuelle Arbeit, da man oft Aufgaben mit nur "richtigen "oder "falschen" Antworten vorgegeben bekommt. Dabei sollte doch der selbstständige Lernprozess wichtiger sein als die vorgegebene Lösung! Ich persönlich habe mich oft darüber geärgert, wenn ich viel Zeit in das Lernen investiert habe und die Note dann nicht meinen Erwartungen entsprach.

Bei der Bewertung muss man ebenfalls auf die Reliabilität, die Zuverlässigkeit der Benotung, und die Validität, die Übereinstimmung der Note mit der tatsächlichen Leistung, achten. Lehrer bewerten häufig zu subjektiv. Dabei bezieht sich manchmal nur die Hälfte der Note auf die Leistung, die andere Hälfte oft auf die Sympathie. Viele Schüler, die bei den Lehrern nicht so beliebt sind, aber trotzdem gute Leistungen bringen, werden deswegen immer wieder benachteiligt. Außerdem ist man nur so gut oder schlecht wie die Lerngruppe, in der man mit den anderen verglichen wird. Von Schule zu Schule können sich also die Zensuren stark unterscheiden.

An manchen Schulen, wie beispielsweise Montessori-Schulen, bekommen Schülerinnen und Schüler schriftliche Feedback-Texte anstelle von Noten. Im Prinzip bräuchte man keine Noten bis zur achten Klasse, sondern erst in der Oberstufe und für das Abitur. Zumindest für die Grundschule würde ich mir ein notenfreies Lernen wünschen. So ist es auch in Finnland und dennoch sind sie im internationalen Vergleich eines der besten Länder, was die Leistungen der Schüler angeht. Es geht also auch ohne Noten!

Bei dem ganzen Fokus auf gute Bewertungen geht der eigentliche Sinn der Schule oft verloren: das Lernen. Denn durch kurzfristiges "Bulimielernen" nimmt man wenig für die Zukunft mit. Das liegt auch unter anderem daran, dass manche Themen, die in der Schule unterrichtet werden, einem im späteren Leben nicht zwingend von Nutzen sein können.

Eines muss man Noten aber lassen: Sie sind von allen Alternativen die praktischste Methode, um unsere Leistungen widerzuspiegeln. Sie sind nicht sonderlich aufwendig, haben allerdings jede Menge Auswirkungen. Es ist ein 500 Jahre altes System, das schon die Jesuiten in vereinfachter Version anwendeten. Schon von Anfang an sollten diese Zensuren praktisch und nicht pädagogisch sein. Da wir uns schon so lange an dieses alte Modell der Bewertung festklammern, sollten wir dringend etwas daran ändern.

Ganz sicher kann man sagen, dass Noten nicht die beste Art der Bewertung sind, da sie zu wenig Feedback geben, Schüler teilweise unter Druck setzen und dazu ziemlich subjektiv sind. Alternative Benotungen werden an die Schüler angepasst, um sie mit einzubeziehen und vor allem, um von den Zahlen wegzugehen.

Ganz ohne Noten funktioniert es nicht, sagen Wissenschaftler. Trotzdem ist dies bis zu einem gewissen Grad möglich. Meiner Meinung nach sollten Noten den Lernprozess sowie auch das Lernergebnis gleichermaßen bewerten, damit der Lernende am Ende wirklich weiß, was er bereits geleistet hat und was noch zu verbessern ist.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. April 2022: PDF-Version herunterladen

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