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Metzgerei Reichenbach

"Nur mit Herzblut ist man erfolgreich!" – Ulrich Reichenbach im Interview

Di, 15. Januar 2019 um 11:14 Uhr

Anzeige Die Metzgerei Reichenbach ist weit über das Glottertal hinaus bekannt. Wie kam es zum riesigen Erfolg des einst kleinen Familienunternehmens? Geschäftsführer Ulrich Reichenbach im Interview.

Ulrich Reichenbach mit einem seiner Weiderinder  | Foto: Metzgerei Reichenbach
Ulrich Reichenbach mit einem seiner Weiderinder Foto: Metzgerei Reichenbach
Herr Reichenbach, Sie haben die Metzgerei Ihrer Eltern mit nur 22 Jahren übernommen. Stand es für Sie schon immer fest, dass sie so früh ins Familienunternehmen einsteigen?

Ulrich Reichenbach: Nein, ganz und gar nicht! Es waren diverse Umstände die dazu geführt haben, unter anderem die Erkrankung meines Vaters. So kam ich recht früh zu diesem "Amt".

Sie haben mehrere Kinder. Sollen die das Unternehmen eines Tages weiterführen?
Das wünscht sich wahrscheinlich jeder Selbstständige, dass sein Erschaffenes mal weitergeführt wird. Meine Kinder werden da aber nicht unter Druck gesetzt. Nur wenn man etwas mit Herzblut macht, gelingt es am Ende.

Sie haben die Metzgerei ihrer Eltern nach und nach erweitert. Aufzucht, Pflege, Verarbeitung, Verkauf – alles kommt bei Ihnen aus einer Hand. Zudem haben Sie einen Partyservice und bieten Mittagstisch und Frühstück an. Was kommt noch alles?
Unser Konzept steht eigentlich: Von der traditionellen Metzgerei zur landwirtschaftlichen Selbstvermarktung. Eine geschlossene Produktionskette – von der Aufzucht bis auf den Teller. Unser Ziel ist es, dass dieses runde System weiter wirtschaftlich und überschaubar bleibt. Außerdem planen wir Informationsveranstaltungen für Verbraucher anzubieten, um hier noch mehr Aufklärung zu betreiben. Wir denken an Führungen durch die Metzgerei, Rundfahrten zu unseren Tieren oder Zerlegekurse. Die Kunden sollen das Produkt Fleisch oder Wurst wertschätzen lernen. Dazu müssen sie verstehen, was an Arbeit dahintersteckt und was unser Fleisch vom billigen Discounterprodukt unterscheidet.

Stichwort nachhaltige Fleischproduktion: Sie achten auch bei der Herstellung und der von Ihnen verwendeten Technik darauf, umweltfreundlich zu bleiben.
Ja, das ist uns wichtig. Wir betreiben die modernste Kühlanlage in ganz Deutschland, die umweltfreundlich wirtschaftet. Wir sind momentan an einem neuen innovativen Projekt mit einem Kältespeicher, mit dem wir das Fleisch energiesparend kühlen können. Außerdem haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, die wir dieses Jahr erweitern.

Der wichtigste Aspekt in Sachen Nachhaltigkeit ist für mich aber: Kurze Transportwege und möglichst wenig Verpackung. Die günstigste Energie ist immer noch die, die nicht gebraucht wird. Wir haben ein geschlossenes System der Direktvermarktung in einem Radius von 50 Kilometern. Damit sparen wir über die Hälfte an Transportkosten und Verpackung im Vergleich zu einem Discounter. Oft wird das Fleisch durch ganz Europa gefahren, um an Verkaufsstellen ausgeliefert zu werden. Das gibt es bei uns nicht. Wir kennen jede Kuh persönlich und mit Namen.

Sie haben einen Onlineshop in dem Kunden aus ganz Deutschland bei Ihnen Fleisch kaufen können. Wie wird das bislang angenommen?
Dass Kunden aus dem ganzen Land bei uns bestellen, ist nichts Neues. Früher – lange bevor es das Internet gab – haben Schwarzwaldurlauber schon bei uns Schwarzwälder Schinken bestellt. Ganz "Old School" mit der Postkarte. Dass wir Räucherwaren und Dosenwurst bundesweit verschicken – das ist ein alter Hut. Seit mehr als 50 Jahren machen wir das. Weil die Nachfrage an Frischfleisch so groß war, haben wir eine Verpackung entwickelt, mit der wir auf dem Postweg frische Produkte gekühlt verschicken können. Darüber freuen sich die Kunden sehr. Das Online-Geschäft ist vergleichsweise neu, aber es kommen immer mehr neue Kunden dazu.

Sie haben in den vergangenen Jahren immer kurz vor Weihnachten ein gratis Essen für alleinstehende Menschen angeboten. Wie kam es dazu?
Vor circa drei Jahren gab es einen Werbespot eines Lebensmitteldiscounters in dem ein alter Mann seinen Kindern seine eigene Todesanzeige schickt. Die kommen dann und stehen in seinem weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer, wo ihnen klar wird, wie einsam der Vater war. Und genau da lag unser Ansatzpunkt: Wir wollen Menschen an Weihnachten aus ihrer Einsamkeit und Isolation herausholen. Für arme Leute wird in der Adventszeit viel gemacht, aber für einsame Menschen nicht. Die Resonanz hat uns Recht gegeben. Es kamen über 70 Menschen aus allen Schichten und haben die schöne Atmosphäre bei uns genossen. Einfach mal wieder Ansprache kriegen und ein bisschen unter die Leute kommen.

Eine letzte Frage: Wenn Sie sich nur eine Sache aus Ihrer Metzgerei herauspicken dürften, was wäre das?
(lacht) Meine Frau. Die ist das Beste in meinem Laden. Und aus der Fleischtheke ein gutes Steak. Mehr braucht es für mich nicht zum glücklich sein.
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Dossier: Metzgerei Reichenbach

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