"Öfter Gulasch mit Spätzle wäre toll"

ZISCH-INTERVIEW mit Amr Al Jaber, Schüler des UWC Robert Bosch College, über seine Flucht aus Syrien und das Leben im Internat.  

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Zisch-Reporterin Lina Zander mit Amr Al Jaber  | Foto: H. Zander
Zisch-Reporterin Lina Zander mit Amr Al Jaber Foto: H. Zander

Zisch-Reporterin Lina Zander aus der Klasse 4d der Grundschule Denzlingen hat Amr Al Jaber aus Syrien, derzeit Schüler am UWC Robert Bosch College in Freiburg befragt. UWC steht für United World College. Es ist eine internationale Schule, die es in mehreren Ländern gibt. Amr nimmt am Gastfamilienprogramm des College teil. Bei dem Programm gehen die Schüler an zwei oder mehr Wochenenden im Jahr zu Gastfamilien. Amrs Gasteltern sind Linas Großeltern.

Zisch: Wie bist du nach Deutschland gekommen?
Al Jaber: Nach Deutschland bin ich 2015 gekommen, aber bis dahin war es ein langer Weg. 2013 bin ich nach Jordanien geflüchtet. Dort war ich zwei Jahre lang, aber die Situation war sehr schwierig. Daher habe ich mich entschlossen, zu versuchen, nach Deutschland zukommen. Zuerst bin ich in die Türkei geflogen. Von dort bin ich mit einem Schlauchboot nach Griechenland gefahren. Dann ging es mit dem Bus, mit dem Zug und auch zu Fuß weiter über Mazedonien, Serbien, Kroatien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. Auf dieser Strecke waren damals sehr viele Leute unterwegs. Ich bin die meiste Zeit mit drei anderen Flüchtlingen unterwegs gewesen, die ich auf dem Weg getroffen habe.
Zisch: Ist der Rest deiner Familie auch hier in Deutschland?
Al Jaber: Einer meiner Brüder ist in Berlin, aber meine Eltern sind noch in der Türkei. Ich habe auch noch zwei andere Brüder, von denen einer in Holland ist und der andere in Kanada.
Zisch: Bevor du nach Freiburg kamst, warst du mit deinem Bruder in Berlin. Wie bist du dann in Freiburg gelandet?
Al Jaber: Ich wollte unbedingt raus aus Jordanien und habe nach internationalen Schulen gesucht, die auch Stipendien anbieten. Deshalb habe ich mich über das Nationale Auswahlkomitee in Syrien bei der Organisation der UWC beworben. Ich habe mich dann aber trotzdem für die Reise nach Deutschland entschieden. Als ich schließlich für ein Stipendium ausgewählt wurde, war ich schon in Berlin. Da war es am einfachsten, dass ich den Platz am UWC in Freiburg bekomme.
Zisch: Am UWC Robert Bosch College lernen Schüler aus über 90 Nationen. Es ist also eine besondere Schule. Wie würdest du das Leben dort beschreiben?
Al Jaber: Vielfältig und vielseitig. Manchmal ist es auch zu viel und dann ist es auch anstrengend. Es kann sehr schwer sein, das soziale Leben, die Aktivitäten und das Lernen unter einen Hut zu bringen. Prinzipiell ist es aber sehr toll, dass es so viele Schüler aus so unterschiedlichen Ländern sind. Die Chance, so viele Kulturen kennenzulernen, bekommt man sonst nirgends.
Zisch: Du teilst dir hier ein Zimmer mit drei anderen Schülern. Woher kommen die und wie findest du es, mit drei anderen in einem Zimmer zu schlafen?
Al Jaber: Meine Mitbewohner in diesem Schuljahr kommen aus Simbabwe, Bolivien und Kanada. Der Junge aus Kanada ist halbdeutsch und halbfranzösisch. Das ist schon sehr cool. Aber es ist nicht immer entspannt. Manchmal will ich gerne schon schlafen, aber die anderen reden noch, und manchmal ist es umgekehrt. Die Beziehung zu den Zimmergenossen ist schon sehr eng.
Zisch: Ich habe gehört, dass nicht allen das Essen in der Schulmensa immer schmeckt. Wie findest du das Essen?
Al Jaber: Manchmal ist es gut, manchmal auch nicht so. Am wenigsten mag ich das Essen am Veggietag. Da gibt es nur vegetarisches Essen und irgendwie ist das dann nie so gut und auch nicht so lecker wie das vegetarische Gericht an Tagen, an denen es auch Fleisch gibt. Manchmal koche ich selbst, aber nur etwa einmal im Monat.
Zisch: Welches Essen sollte es öfter geben?
Al Jaber: Ich mag Spätzle mit Gulasch und gebratenen Fisch besonders gerne.
Zisch: Im Mai machst du deinen Abschluss. Was möchtest du dann machen?
Al Jaber: Es ist für mich wohl am einfachsten, in Deutschland zu bleiben und hier zu studieren. Ich möchte das auch lieber, als nach Amerika oder Kanada zu gehen. Es gefällt mir in Deutschland, ich spreche die Sprache und mein Bruder ist auch hier.

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