Zischup-Interview

"Patienten reagieren oft mit Abwehr"

Jeder kennt die gruseligen Filmstreifen, die in einer psychiatrischen Anstalt spielen. Meist wird in diesen Filmen die negative Seite dieser Anstalten gezeigt. Doch was befindet sich wirklich hinter den Mauern dieser Gebäude? Das fragten sich Marlene Maier, Loreen Ebert, Juliane Herr und Paula Kusserow, Schülerinnen der Klasse 8b des Städtischen Gymnasiums Ettenheim. Sie sprachen mit Anja Kusserow, die in der Psychiatrie in Freiburg arbeitet.  

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Zischup: Wie kamen Sie dazu, diesen Beruf zu wählen?
Anja Kusserow: Meine Großmutter und mein Vater haben bereits in diesem Beruf gearbeitet. Mein Vater hat am Wochenende oft Kinder, die von ihren Eltern nicht abgeholt wurden, mit nach Hause gebracht. So hatte ich schon früh einen Einblick in die Arbeit eines psychiatrischen Krankenpflegers.
Zischup: Was behandeln Sie genau?
Kusserow: Ich "behandle" Patienten, die unter Angststörungen und Zwangsstörungen leiden. Das sind Menschen, die aufgrund ihrer Angst viele Dinge nicht mehr tun können oder vermeiden, weil sie zum Beispiel Angst haben, dass ihnen selbst oder anderen etwas zustößt.
Zischup: Schätzen Sie Ihre Arbeitsstelle als gefährlich ein?
Kusserow: Grundsätzlich nicht. Dennoch haben Patienten als Symptom ihrer psychischen Erkrankung oft Angst und reagieren mit Abwehr und Aggression.
Zischup: Hatten Sie an Ihrem ersten Arbeitstag Angst?
Kusserow: Ich war sehr aufgeregt und hatte natürlich auch etwas Angst. Von heute auf morgen die Verantwortung für schwer psychisch kranke Menschen zu übernehmen, habe ich als große Herausforderung erlebt.
Zischup: Wie reagieren Sie, wenn ein Patient sich falsch verhält?
Kusserow: Ich zeige Verständnis und versuche dem Patienten sein "falsches" Verhalten freundlich und in Ruhe zu spiegeln und versuche mit ihm alternative Verhaltensweisen zu erarbeiten.
Zischup: Was haben Sie in Ihrem Beruf schon alles erlebt?
Kusserow: Es gibt viele schöne Erlebnisse, die im Kontakt und der Arbeit mit den Patienten entstehen. Gemeinsame Ausflüge zum Beispiel auf den "Schauinsland" oder auch Kegeln gehören dazu. Traurige Ereignisse wie Suizide oder Suizidversuche gehören ebenso dazu, wie die Arbeit mit Straftätern in der forensischen Abteilung einer Psychiatrie.

"Mein schlimmstes Erlebnis

war der Selbstmord

eines Patienten."

Anja Kusserow
Zischup: Was war Ihr schlimmstes Erlebnis?
Kusserow: Mein schlimmstes Erlebnis war der Selbstmord eines Patienten in seinem Zimmer auf der Station.
Zischup: Wollte schon mal jemand aus der Psychiatrie abhauen?
Kusserow: Patienten flüchten hin und wieder aus der Psychiatrie. Da die meisten Stationen jedoch offen geführt sind, können die Patienten in der Regel freiwillig gehen, wenn sie möchten.
Zischup: Ist der Beruf anstrengender als andere?
Kusserow: Der Beruf ist aufgrund der hohen Verantwortung für die Patienten sicherlich sehr anstrengend. Die enge Zusammenarbeit mit den Patienten, die Auseinandersetzung mit ihren Ängsten und Nöten ist immer eine Herausforderung und es gilt, sich immer neu auf den jeweiligen Menschen einzulassen.

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