Perfekt durch die Voliere stolziert

BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD/FREIBURG. Die sogenannten V-Tiere sind rar. Sie sitzen in den Käfigen und flattern in den Volieren, sie krächzen und krakeelen, manche scharren mit den Füßen, andere mümmeln gemütlich vor sich hin. Vor ihren Käfigen bleiben die Besucher besonders lange stehen bei der größten Kleintierschau Südbadens in den Freiburger Messehallen. V steht für vorzüglich: Ein Prädikat, mit dem nur wenige Tiere ausgezeichnet werden. Sie bilden in gewisser Weise den Kleintieradel.  

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BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD/FREIBURG. Die sogenannten V-Tiere sind rar. Sie sitzen in den Käfigen und flattern in den Volieren, sie krächzen und krakeelen, manche scharren mit den Füßen, andere mümmeln gemütlich vor sich hin. Vor ihren Käfigen bleiben die Besucher besonders lange stehen bei der größten Kleintierschau Südbadens in den Freiburger Messehallen. V steht für vorzüglich: Ein Prädikat, mit dem nur wenige Tiere ausgezeichnet werden. Sie bilden in gewisser Weise den Kleintieradel.

228 Mal ist die Bestnote vergeben worden, 140 Mal beim Geflügel, 88 Mal bei den Kaninchen. Eingeladen hatten der Kreisverband Breisgau der Rassegeflügelzüchter und die Kreisverbände der Rassekaninchenzüchter aus Freiburg und Emmendingen. 1200 Kaninchen und 3800 Stück Geflügel haben die Mitglieder präsentiert. "Wie ist der Körperbau des Kaninchens? Wie hält es seine Ohren? Wie sauber und dicht ist sein Fell? – Das sind wichtige Kriterien für das Preisgericht", sagt Karl-Friedrich Gassert, Vorsitzender des Kreisverbands Freiburg der Kaninchenzüchter. Armin Fieberg, Vorsitzender des Schecken-Clubs Baden und Preisrichter, öffnet einen Verschlag, greift mit der Hand nach der Rheinischen Schecke darin, befühlt Bauch und Rücken des Tieres. Dann nickt er: "Abzüge bei der Form des Hinterteils. Die Hüftknochen stehen zu sehr hervor, die Rundung ist nicht perfekt. Sonst wäre das auch ein V-Tier geworden."

Bevor die Kleintierschau fürs Publikum geöffnet wurde, haben Fachleute jedes einzelne Tier bewertet. Kleintierschau, das ist immer auch die Gelegenheit, sich mit anderen Züchterinnen und Züchtern zu messen und um Titel zu ringen. "Züchten – füttern – siegen" wirbt ein Futtermittelhersteller auf langen Banderolen. Wenn ein Züchter gleich mehrere Vorzeigeexemplare zur Ausstellung mitbringt, dann winken Preise und der Kreis- beziehungsweise Landesmeistertitel. Es geht nicht um viel Geld – meist eine niedrige zweistellige Summe –, aber so ein Titel ist eine Belohnung für die Mühen der Zucht. "Mehr als eine Stunde am Tag verbringe ich schon bei den Tieren", sagt Thomas Flach, Ausstellungsleiter und Besitzer von etwa 40 Stück Federvieh. "Geflügelzucht ist kein Hobby, das man macht, wenn einem gerade danach ist."

In Halle 3 kreischen die Puten und krähen die Hähne. Es geht dort lebhafter zu als bei den Kaninchen nebenan. Die Besucher halten Abstand von den Käfigen der großen Gänse. Niemand möchte die harten Schnäbel zu spüren bekommen.

Kampfhähne müssen nicht mehr kämpfen

Marc Schüler aus Heidelberg züchtet moderne englische Zwerg-Kämpfer, eine Zwerghuhnrasse mit etwa 500 Gramm Körpergewicht. Die Hähne gebe es in 17 verschiedenen Farbenschlägen. "Hahnenkampf war in England im 19. Jahrhundert ein beliebtes Hobby in der Bevölkerung", sagt Schüler. Die Tiere für die Zucht seien damals mit Blick auf ihre Kraft und Vitalität ausgewählt worden. "Auch ein eng anliegendes Gefieder war wichtig, damit die Tiere im Kampf wenig Angriffsfläche boten", so Schüler. Die kräftige Brust und die langen Beine sieht man bis heute. "Kämpfen freilich tun sie bei uns nicht."

Unbeeindruckt vom Geschehen in der Halle marschiert unterdessen ein holländisches Haubenhuhn in seiner Voliere auf und ab. Sein buschiges weißes Kopfgefieder setzt sich akkurat vom schwarzen Federkleid ab. Aus der Ferne wirkt es wie eine toupierte Puppe im Abendkleid. "Es gab bei den Haubenhühnern mal die Tendenz zur Überzüchtung. Das Kopfgefieder war derart überbetont, dass die Hühner nichts mehr sahen", sagt Geflügelzüchter Flach. Inzwischen sei das Problem behoben und der Verband habe die Zuchtziele entsprechend angepasst.

Gut genährt sollten alle Tiere sein. Das freut nicht nur die Jury, sondern auch die Züchter selbst. Denn am Ende eines Zuchtkaninchenlebens wartet zumeist das Schlachtermesser. "Die meisten Züchter schlachten selbst", so Fieberg. Die prämierten V-Tiere haben, bevor auch sie im Kochtopf landen, zusätzlich noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Sie müssen den "Deckakt" vollziehen, also für Nachwuchs sorgen. Adel verpflichtet eben.

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