Rüstungspolitik
Pistorius verhandelt in Washington über Patriot-Deal
Wie geht es weiter bei der Unterstützung der Ukraine? Zur Stärkung der Luftverteidigung werden neue Wege ausgelotet. Deutschland könnte dabei eine Vorreiterrolle spielen.
dpa
Mo, 14. Jul 2025, 21:17 Uhr
Ausland
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Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist in Washington eingetroffen, um dort mit seinem Amtskollegen Pete Hegseth über weitere Unterstützung für die Ukraine zu beraten. Dabei könnte eine konkrete Vereinbarung herausspringen: Deutschland will den USA zwei Patriot-Luftverteidigungssysteme abkaufen, um sie der Ukraine für den Abwehrkampf gegen Russland zur Verfügung zu stellen.
Pistorius sicherte zum Auftakt der Gespräche Hegseth zu, dass Deutschland weiterhin eine starke und verlässliche Rolle in der Nato-Allianz haben werde. Man sei fest entschlossen, sich am Aufbau eines leistungsfähigeren, zuverlässigeren und widerstandsfähigeren Europas zu beteiligen.
Auch die Wende von US-Präsident Donald Trump bei den Sanktionen gegen Russland dürfte eine Rolle spielen. Den Verbündeten Russlands hat er mit massiven Zöllen gedroht, falls es im Ukraine-Krieg in den nächsten 50 Tagen keinen "Deal" gebe.
Es ist Pistorius' erster Besuch in den USA seit dem Amtsantritt der Regierung von US-Präsident Donald Trump im Januar. Wenige Stunden vor seinem Abflug kündigte Trump an, Patriot-Waffensysteme für die Ukraine an die europäischen Verbündeten verkaufen zu wollen. "Für uns wird das ein Geschäft sein", sagte er. "Die EU zahlt dafür. Wir zahlen nichts, aber wir werden liefern." Eins der Länder, das bereit ist zu zahlen, ist Deutschland.
Wird Deutschland US-Waffen für die Ukraine kaufen?
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bereits am Donnerstag bei der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz in Rom erstmals öffentlich die Bereitschaft Deutschlands erklärt, den USA Patriot-Flugabwehrsysteme abzukaufen, um sie dann in die Ukraine zu schicken. Dem Vernehmen nach geht es um zwei Systeme, ein weiteres soll von Norwegen finanziert werden. Die Ukraine hat den Bedarf auf insgesamt zehn Systeme beziffert.
Die Bundeswehr hat der Ukraine bisher drei Patriot-Systeme abgetreten. Außerdem wurden weitere Luftverteidigungssysteme wie Iris-T und der Flugabwehrpanzer "Gepard" aus Deutschland geliefert. Die Unterstützung über einen Ankauf aus den USA wäre nun ein neuer Weg der Unterstützung.
Bleiben 38.000 US-Soldaten in Deutschland?
Die Hilfe für die Ukraine ist aber bei weitem nicht das einzige Thema der Washington-Reise des Verteidigungsministers. Es dürfte auch um die weitere Präsenz der 38.000 US-Soldaten in Deutschland gehen. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump eine drastische Reduzierung der Truppe geplant. Beim Besuch von Merz im Weißen Haus Anfang Juni war davon aber keine Rede mehr. Wenn Deutschland die amerikanischen Soldaten haben wolle, sei er dazu bereit, versicherte Trump. "Das ist kein Problem."
Kommen die US-Mittelstreckenraketen nach Deutschland?
Unklar ist dagegen, ob Trump auch bereit ist, an der von seinem Vorgänger Joe Biden versprochenen Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland festzuhalten. Biden hatte Deutschland beim Nato-Gipfel im vergangenen Jahr Marschflugkörper vom Typ Tomahawk mit einer Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern zugesichert, die weit bis nach Russland reichen. Außerdem sollen Luftabwehrraketen vom Typ SM-6 und neu entwickelte Hyperschallwaffen geliefert werden.
Wie geht es mit den F-35-Kampfjets weiter?
Auch ein wichtiges Rüstungsprojekt der Bundeswehr dürfte in Washington eine Rolle spielen. Die Luftwaffe hat 35 Kampfjets vom Typ F-35 im Wert von zehn Milliarden Euro bei der US-Firma Lockheed Martin bestellt. Sie sollen ab kommendem Jahr ausgeliefert und auch für die nukleare Abschreckung der Nato vorgehalten werden. Das heißt, sie würden im Ernstfall die in Deutschland gelagerten US-Atomwaffen abwerfen.
Keine 24 Stunden in Washington
Pistorius wird am späten Vormittag (Ortszeit) in Washington erwartet, das Treffen mit Hegseth ist für 20.00 Uhr deutscher Zeit geplant. Der Verteidigungsminister wird keine 24 Stunden in den USA bleiben. Schon am Dienstagmorgen geht es nach Berlin zurück.