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Los Angeles

Popsängerin Kesha klagt gegen ihren Produzenten

  • dpa

  • Fr, 26. Februar 2016, 00:00 Uhr
    Panorama

Popsängerin Kesha klagt gegen ihren Produzenten Dr. Luke, der sie manipuliert und missbraucht haben soll. Dieser dementiert. Keshas Karriere liegt derweil auf Eis.

2010 gewann Kesha einen MTV-Award, nun...Streit mit ihrem Produzenten Dr. Luke.  | Foto: dpa
2010 gewann Kesha einen MTV-Award, nun befindet sie sich im Streit mit ihrem Produzenten Dr. Luke. Foto: dpa
Neue Talente verheizt die US-Musikindustrie gnadenlos. In dem sich immer schneller drehenden Karussell sieht sich Popsternchen Kesha als Opfer eines machthungrigen und gewaltbereiten Produzenten. Doch ist ihre Klage nur Taktik, um sich aus einem Knebelvertrag freizuboxen?

Am Anfang klingt es wie ein Märchen aus der Welt des Pop. Kesha Rose Sebert soll eigentlich Psychologie studieren, als sie die High School besucht. Doch als Starproduzent Dr. Luke ihre Demoaufnahme hört und zum Telefon greift, soll sich Seberts Leben schlagartig ändern. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag bricht sie die Schule ab, unterschreibt einen Plattenvertrag und zieht von Nashville im ländlichen Tennessee nach Los Angeles. Ihr altes Leben lässt sie als neue Sängerin "Ke$ha" zurück.

Aber Los Angeles ist für Neulinge ein hartes Pflaster, und Dr. Luke entpuppt sich als machthungriger, sexistischer und gewaltbereiter Unterdrücker – jedenfalls, wenn man Keshas Anklage glauben will. In ihrem 2014 begonnenen Rechtsstreit gegen ihren Entdecker und langjährigen Produzenten haben sich prominente Kolleginnen wie Taylor Swift, Lady Gaga und Kelly Clarkson auf Keshas Seite gestellt.

Die Vorwürfe wiegen schwer. Über zehn Jahre soll Luke, der mit bürgerlichem Namen Lukasz Gottwald heißt, die Newcomerin sexuell bedrängt und psychisch terrorisiert haben. Mit der auch als K.O.-Tropfen bekannten Droge GHB soll er sie bewusstlos gemacht und vergewaltigt haben. Wie es in Gerichtsdokumenten heißt, drohte der Produzent immer wieder, Keshas Karriere, Familie und ihr ganzes Privatleben zu zerstören, wenn die Sache ans Licht kommt. Texte, Gesang, Kleidung, Körper und Auftreten – Luke soll alles an der inzwischen 28-jährigen Kesha beleidigt haben, bis sie sich "komplett wertlos" fühlt.

Kurz vor Weihnachten 2013 kommt nach Angaben von Keshas Mutter der Crash: Ihre angeblich bulimische Tochter beichtet, wie häufig sie sich in letzter Zeit übergeben habe. Wenige Wochen später lässt sich Kesha für zwei Monate in einer Klinik für Essstörungen behandeln. Nun will sie aus dem indirekt mit Sony geschlossenen Vertrag aussteigen, um den Alptraum zu beenden.

Dr. Luke, der ein Händchen für Hits und mit Britney Spears und Kelly Clarkson dicke Erfolge eingefahren hat, will die Klage nicht auf sich sitzen lassen. Keshas Vorwürfe seien "glatte Lügen", um Verhandlungen im Plattenvertrag zu erzwingen oder vorzeitig auszusteigen, teilt seine Anwältin mit. Luke schießt mit einer Gegenklage in New York wegen Vertragsbruchs zurück und verklagt Keshas Mutter Pebe Sebert gleich mit.

"Ich habe Kesha nicht vergewaltigt und ich habe nie Sex mit ihr gehabt", schreibt er auf Twitter. Er und die Sängerin seien lange Zeit Freunde gewesen und hätten eine Menge Songs zusammen aufgenommen. Dass sich die Zusammenarbeit der beiden schwierig gestaltet, scheint trotz der Erfolge der Alben "Animal" (2010) und "Warrior" (2012) kein Geheimnis. Das blonde Partygirl, wie Kesha sich mit ihrem Dance-Pop verkauft, sei "schwer zu bändigen", schreibt The New Yorker unter Berufung auf Dr. Luke 2013.

Bis ein Machtwort gesprochen ist, könnten Monate vergehen. Da Keshas Antrag auf einstweilige Verfügung mangels ausreichender Beweise abgewiesen wurde, muss sie den Vertrag mit Luke vorerst einhalten. Das heißt: Noch mindestens vier weitere Alben aufnehmen, auf denen Luke mit mindestens sechs Titeln als Produzent mitwirkt. Dazu fühlt sich das Pop-Girl aus Tennessee nicht in der Lage und sieht den großen Traum einer musikalischen Karriere schon in Zeitlupe platzen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. Februar 2016: PDF-Version herunterladen

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