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Dänisches Königshaus

Prinz Nikolai modelt lieber, statt dem Militär zu dienen

André Anwar

Von

Mi, 21. November 2018 um 20:30 Uhr

Panorama

Es gibt Streit um Dänemarks Nummer sieben der Thronfolge: Prinz Nikolai. Er modelt und wirbt für Firmen. Seine Grundausbildung beim Militär hat er stattdessen nach kurzer Zeit beendet.

  | Foto: Piero Biasion
Foto: Piero Biasion
Wo bleibt bloß das Pflichtgefühl der königlichen Familie? Prinz Nikolai von Dänemark (19) steht in der Kritik, weil er als Fotomodell mit dem Namen seiner Königsfamilie Werbung für Firmen macht. Erst kürzlich brach er seine Militärgrundausbildung ab.

Der Prinz posierte mit einem Mitarbeiter der Autoverleihfirma Sixt vor einem Fahrzeug, das er sich ausleihen wollte. Die Firma nutze die Gelegenheit für eine Werbemeldung mit dem Titel: "Prinz Nikolai hat sich dazu entschieden, Abonnent von Sixt all-inclusive zu werden". Prompt hagelte es Kritik. Der Königshof entschuldigte sich: "Königliche Hoheiten machen keine Werbung für Unternehmen oder Produkte. Prinz Nikolai beklagt das Versehen", so ein Sprecher.

Der älteste Sohn von Prinz Joachim (49) und Enkelsohn von Königin Margrethe II (78) bricht ständig mit Traditionen. Im August nahm der Abiturient seinen zweijährigen Militärdienst in Dänemark auf. Nach dem Grundwehrdienst sollte der auf Platz sieben der dänischen Thronfolge befindliche Nikolai sich zum Reserveoffizier ausbilden lassen. "Im Militär werde ich ein Teil von etwas Größerem sein als ich selbst", sagte er dem Magazin Dust. Doch schon im Oktober brach er den Kasernenalltag ab. "Alle waren lieb und es war so, wie sich der Prinz das vorgestellt hat. Es passte ihm aber einfach nicht", ließ die Mutter des 19-Jährigen über ihre Sprecherin verlauten.

Was genau Prinz Nikolai nicht am Kasernenleben gefallen hat, ist unbekannt. Die Dänen mutmaßen, dass der Abbruch damit zu tun, dass der Prinz während des Abiturs eine schönere Welt kennengelernt hat. Seit Februar arbeitet er als Model für eine bekannte Agentur, die ihn für Lifestylemagazine vermietet und um die Welt schickt. Auch wenn die Agentur behauptet, dass sie Prinz Nikolai nur wegen dessen Aussehens unter Vertrag genommen hat, unken die Dänen, dass er eher wegen seines Titels so gefragt ist. So war er schon für Burberry auf dem Catwalk in London. Die Agentur kündigte an, dass sie deutlich höhere Honorare für das Mitwirken des Prinzen an Modeschauen berechnen werde, als das bei gewöhnlichen 19-jährigen der Fall ist. Laut Schätzungen in der dänischen Presse soll Prinz Nikolai für einen Laufstegauftritt zwischen 50 000 und 100 000 Kronen erhalten (zwischen 6700 und 14 700 Euro). Es überraschte kaum, als nach seinem Absprung vom Wehrdienst bekannt wurde, dass der "Modeprinz" – wie die Dänen ihn nennen – am 30. November für die Topmarke Dior in Tokio läuft. Prinz Nikolai will erst im Herbst 2019 an die Universität zum BWL-Studium. Bis dahin werde er sich als Model versuchen, heißt es von Seiten der Agentur. Vater und Mutter stünden "zu 100 Prozent" hinter den Modellplänen des Sohnes und seien "sehr stolz", so eine Sprecherin der Mutter gegenüber Se og Hör.

Königshausexperte übt Kritik

Nicht nur konservative Royalisten kritisieren den Lebensstil des Prinzen. "Es gibt eine Grenze dafür, was man als Prinz machen kann. Werbung für Privatunternehmen zu machen, ist eine klare Überschreitung dieser Grenze", sagte der dänische Königshausexperte Sören Jakobsen der Zeitung BT. Der Prinz habe kein Gespür dafür, was er machen dürfe und was nicht. Das hätten ihm die Eltern nicht beigebracht: "Titel verpflichten, ansonsten verliert die Königsfamilie ihre Aura, und wenn das passiert, verliert sie ihre Existenzberechtigung", warnt Jakobsen.

Immerhin bekommt der Enkel keine Apanage von seiner Großmutter Königin Margrethe II, halten seine Befürworter entgegen. "Er soll raus ins Leben und sich selbst versorgen", sagte Hofhistoriker Lars Hovbakke Sörensen über die Pläne des Enkels der Königin.

Ressort: Panorama

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Do, 22. November 2018:
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