Psssst, jetzt wird gelesen!

An fünf Stationen in Kirchzarten ließ sich die Klasse HS3 der Zarduna-Schule vorlesen.  

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Buch auf, Augen auf – und los geht es!   | Foto: adobe.com
Buch auf, Augen auf – und los geht es! Foto: adobe.com
Am 16. November 2018 nahmen wir am bundesweiten Vorlesetag teil. Die Schüler der Zarduna-Schule haben sich alle um acht an der Schule getroffen. Wir wurden in Gruppen aufgeteilt und haben einen Plan bekommen. Darauf stand, wie viele Vorlese-Stationen jede Gruppe hat und wo die sind. Am bundesweiten Vorlesetag wird Schülern nämlich von ehrenamtlich Engagierten vorgelesen, das soll das Interesse zum Lesen von Büchern wecken.

Die Gruppe, in der ich mitlief, bestand aus Selma, Marcel und Yojiro. Wir starteten in der Grundschule in Kirchzarten. Bonifatius Schulz, unser Lehrer, hatte leider seinen Autoschlüssel vergessen und so mussten wir leider laufen, was wir ihm natürlich arg übel genommen haben. Auf dem Weg zu der Grundschule hatte er einen Orientierungs-Blackout und wir mussten unseren Stress runter fahren. Außerdem hat Herr Schulz noch ein paar Bekannte getroffen, und so hat sich schließlich das Eintreffen an Vorlese-Station Nr. 1 etwas verzögert, aber wir sind angekommen.

Die freiwillige Vorleserin dieser Station, Carolin Borstädt, war eine Freundin von unserer Lehrerin Sophie Nizielski. Sie hat uns ein Gedicht aus "Eines Tages Baby" vorgelesen, von Julia Engelmann. Das Buch erzählt die Geschichte der sechsjährigen Clara Black und handelt von Verlust, Kindheitsträumen und einem Neubeginn. Die eigentliche Geschichte war zu lang, um sie uns vorzulesen, deshalb hörten wir nur das Gedicht. Dieses wurde in der Absicht geschrieben, die Botschaft zu vermitteln, dass man im Leben zu wenig riskiert, zu viel wartet, Chancen ungenutzt vorüberziehen lässt und viel zu wenig lebt. "Denn der Sinn des Lebens ist Leben", schrieb Julia Engelmann nach Casper in ihrem Gedicht.

Das Gedicht war sehr schön, und es hat mir gefallen. Es hat einem zum Nachdenken gebracht, in einem die Frage aufgedrängt, ob man sein Leben wirklich nutzt und lebt oder nur vor sich hin vegetiert und es vergeudet. Und manchen macht es sicher auch ein bisschen schlechtes Gewissen. Noch habe ich das Buch nicht gelesen, aber ich habe es auf jeden Fall vor. Bücher, die einen so direkt und ehrlich mit Fragen konfrontieren und einem zum Nachdenken anregen, sind wichtig und helfen einem, die Realität wahrzunehmen und vielleicht seine Träume zu visualisieren.

Auf dicken Matten und Kissen sitzen und zuhören

Nachdem wir bei der ersten Station fertig waren, brachen wir auf zur nächsten Etappe. Die zweite Lese-Station war in der Mediathek in Kirchzarten. Dort hat uns der nette Winfried Gräßlin, dessen Sohn früher auch mal an unserer Schule gewesen war, ein Buch vorgelesen, in dem es um Mobbing ging. Das Buch hieß "Finn macht es anders". Die Geschichte fing traurig an, endete dann aber recht überraschend und mit einem positiven Ende. Das Buch fanden die anderen auch nicht schlecht, aber am besten fanden sie, glaube ich, die Ecke, wo wir uns hinsetzten durften, während uns vorgelesen wurde; sie war mit dicken Matten und Riesensitzkissen ausgestattet.

Nachdem wir die zweite Station hinter uns hatten, ging es auf zur dritten Station, die in der Talvogtei war. Sarah Scheibel, die uns dort vorlas, vertrat Herrn Hall, den Bürgermeister, der der ersten Gruppe vorgelesen hat. Der Titel des Buches, das uns dort vorgelesen wurde, hieß "Komm mit ins Land der Fantasie". Es war ein sehr dickes Buch, und aufgrund von Zeitdruck konnten wir nur eine Geschichte lesen. Die Geschichte aus dem Buch trug den Titel "Bahnfrei Kartoffelbrei!" und war auch sehr lustig. Es ging um zwei Freunde, ein Mädchen Namens Lilli, das auf den Schnee wartete und trotz Schneemangels Schlitten fahren will, und einen Jungen namens Karim, der sehr abenteuerlustig, etwas übermütig und waghalsig ist, und der später einmal ein Türsteher werden will.

Die beiden Kinder bauen an ihren Schlitten Rollen von alten Inlinern und rodeln damit einen sehr steilen Weg vor ihrer Schule runter. Leider geht etwas schief: Karim rast in den Hausmeister der Schule rein und hat so den besten Airbag, aber seine Freundin Lilli landet schließlich mit Gipsfuß im Krankenhaus. Aber trotz Unfall, Verletzungen und dem Unmut der Eltern schaffen es die beiden Spaß zu haben und mit Fantasie und Durchhaltevermögen ihren Willen durchzusetzen.

Nach dieser Station hatten wir alle mächtig Hunger und unser Lehrer war so fürsorglich und kaufte uns etwas zu essen. Auf dem Weg zur Station vier, die die letzte war, knusperten wir also alle zufrieden unser Essen und sahen mit der Aussicht auf Feierabend der letzten Station entgegen. Station vier war in einem Raum von der Firma FSM – und Vorleser war unser Lesepate Herr Schlegel, der uns "Rasend schnell und tierisch langsam" vorlas. Da ging es um eine wirklich lange Eisenbahnstrecke, bekannt unter dem Namen "Sibirische Eisenbahn". Es war echt interessant und beeindruckend, denn immerhin misst die Eisenbahnstrecke stolze 9288 Kilometer und wurde von tausenden Sträflingen in 25 Jahren gebaut.

Die fünfte Station war im Jugendzentrum Kirchzarten. Dort las Astrid Seizinger, Buchhändlerin von der Kirchzartener Bücherstube. Unseren Jüngsten lasen in der Johanneskapelle in Zarten Jutta Strebel, Lesepatin, und in der Alten Säge Anita Müller, unsere frühere Schulleiterin, vor. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, aber ich glaube, alle hatten eine Menge Spaß.
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