Analyse
"Querdenker"-Demos: Ein Aufstand der Etablierten?

Der Basler Soziologieprofessor Oliver Nachtwey hat die äußerst heterogene "Querdenker"-Bewegung analysiert. Dafür hat er mehr als 1000 Anhänger über Telegram-Gruppen rekrutiert und befragt.
Es war Sommer, und nicht wenige wunderten sich über diese recht bunte Mischung an Menschen: Yoga-Lehrer, Familien, kurzgeschorene Nazis, langhaarige Naturheilkundler, Verschwörungstheoretiker, Reichsbürger – sie alle hatten sich zum gemeinsamen Protest gegen die Einschränkungen der Corona-Politik in vielen größeren und auch kleineren Städten von Bremen bis an den Bodensee zusammengefunden. Da wehte die Flagge des Kaiserreichs neben der Regenbogenfahne, da wurde fröhlich getanzt und zugleich böse gehetzt, da wurden Maskenpflicht und Abstandsregeln nicht beachtet, da wurde das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit genutzt und zugleich von einer Diktatur gesprochen. Und man fragte sich irritiert: Was ist das denn für eine Bewegung, die auf den ersten Blick so ...