Politische Wende
Rechtsruck in Chile: Kast gewinnt Präsidentenwahl
Viele Menschen in Chile machen sich wegen steigender Kriminalität und irregulärer Migration Sorgen. Ein deutschstämmiger Politiker verspricht, hart durchzugreifen. Das kommt bei den Wählern gut an.
dpa
Mo, 15. Dez 2025, 2:58 Uhr
Politik Ausland
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Santiago de Chile (dpa) - Politischer Richtungswechsel in Chile: Der deutschstämmige Rechtspolitiker José Antonio Kast hat die zweite Runde der Präsidentenwahl gegen die kommunistische Regierungskandidatin Jeannette Jara gewonnen. Das teilte das Wahlamt des südamerikanischen Landes mit. "Chile möchte einen Wandel", sagte Kast in seiner Siegesrede vor Tausenden Anhängern in der Hauptstadt Santiago de Chile. "Und ich sage Ihnen, ja, Chile wird einen echten Wandel erleben".
Bei der Stichwahl am Sonntag erhielt der 59-jährige Kandidat der Republikanischen Partei laut offiziellen Ergebnissen rund 58 Prozent der Stimmen. Jara kam auf fast 42 Prozent. Sie räumte ihre Niederlage ein. "Die Demokratie hat laut und deutlich gesprochen", schrieb sie auf der Plattform X, nachdem sie Kast telefonisch gratuliert hatte. Es war bereits das dritte Mal, dass Kast sich um das höchste Staatsamt bemühte.
Irreguläre Migration und zunehmende Kriminalität waren im Wahlkampf sehr wichtige Themen. "Wir werden die Achtung vor dem Gesetz wiederherstellen", sagte Kast. Die Hoffnung, ohne Angst zu leben, habe gewonnen.
Kast wird am 11. März 2026 als Nachfolger des linken Staatschefs Gabriel Boric die Regierungsgeschäfte für vier Jahre übernehmen. Boric gratulierte dem Wahlsieger. Rund 15,8 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen - in Chile gilt Wahlpflicht.
Hartes Vorgehen gegen Kriminalität und illegale Migration geplant
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen die Themen Sicherheit und Migration.
Obwohl Chile noch immer eines der sichersten Länder der Region ist, hat die Kriminalität in einigen Bereichen zugenommen. Laut einer Umfrage sorgen sich 63 Prozent der erwachsenen Chilenen um die Sicherheitslage - mehr als beispielsweise in Mexiko und Kolumbien, wo es deutlich mehr Kriminalität gibt.
Zudem ist der Anteil der Migranten in Chile zuletzt auf rund zehn Prozent der Bevölkerung gestiegen - der größte Teil stammt aus dem Krisenland Venezuela. Von Venezolanern verübte Gewaltverbrechen und die Präsenz venezolanischer Banden schüren bei vielen Chilenen Angst.
Wahlsieger relativiert Verbrechen der Militärdiktatur
Der Rechtspolitiker hat ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität und illegale Migration angekündigt. So will der Jurist die Grenzen stärker sichern, die irreguläre Einreise zu einer Straftat machen und Migranten ohne Papiere abschieben. Zudem kündigte er an, neue Gefängnisse zu bauen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, will Kast die Unternehmenssteuer senken und die öffentlichen Ausgaben deutlich senken.
Kast steht auch für eine konservative Gesellschaftspolitik. Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare und mehr Rechte für die Mitglieder indigener Völker lehnt er zum Beispiel ab. Kast relativierte auch die Verbrechen der Militärdiktatur und sagte etwa im Wahlkampf 2021: "Wenn Pinochet noch lebte, würde er mich wählen." Zuletzt mäßigte er seinen Ton allerdings und wurde dadurch für breitere Schichten wählbar.
Durchwachsene Bilanz der scheidenden Regierung
Der amtierende linke Präsident Boric war vor vier Jahren gewählt worden, um die starken sozialen Unterschiede zu beheben sowie das Bildungs- und Gesundheitswesen zu verbessern. Zwar konnte die Regierung einige Erfolge erzielen wie beispielsweise die Umsetzung einer Rentenreform und die Senkung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden. Bei anderen Themen wie einer Steuerreform und der Verbesserung der Sicherheitslage hingegen kam die Regierung nicht voran.
© dpa-infocom, dpa:251215-930-423947/1