Regen ohne Ende

In Kambodscha kam es im Oktober zu schweren Überschwemmungen, die sowohl Menschen als auch Tieren schwer zusetzte.  

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Jim Long steht auf matschigem Untergrund. Foto: Privat

Der Onkel von Zischup-Autorin Jasmine Nou, Schülerin der Klasse 8b der Staudinger-Gesamtschule in Freiburg, lebt weit, weit weg in Kambodscha. Im Oktober 2020 gab es dort einen Regen, der nicht mehr aufhören wollte.

Mein Onkel ist Jim Long. Er ist 48 Jahre alt, verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und er ist inzwischen zweifacher Opa. Er und seine Frau sind Reisbauern. Sie leben in der kambodschanischen Provinz Kampot. Sie züchten Hühner und halten Nutztiere wie Kühe und Büffel. Für die Selbstnutzung bauen sie auch Obst und Gemüse sowie Gartenkräuter an. Fischfang ist für den Eigenbedarf ein wesentlicher Bestandteil seines bäuerlichen Alltags. Außerhalb der Reissaison arbeitet er auf dem Bau.

Wie er berichtet, standen im gesamten Monat Oktober 2020 viele Provinzen Kambodschas, sowohl die ländlichen Regionen als auch die städtischen, unter Wasser. Laut seiner Aussage hat die Regierung die Bevölkerung dazu aufgerufen, während der Regenzeit zu Hause zu bleiben. "Wir haben gewusst, dass wir zuhause bleiben müssen. Und deswegen hatten wir schon die nötigen Lebensmittel besorgt, unter anderem Reis, Zucker, Sojasauce, Salz."

Für die Landbevölkerung, also die Reisbauern, war der andauernde Regen eigentlich ein Segen. Sie können wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit ihre Reisfelder bepflanzen. Dadurch sind sie und ihre Familien mit dem Hauptgrundnahrungsmittel des Landes für die Selbstversorgung versorgt. Zusätzlich bringt der Regen Fruchtbarkeit für die Felder sowie Fischreichtum. Die Vielfalt der Wassertiere ist ein essenzieller Bestandteil der Nahrungsmittelkette der Bevölkerung.

Aber der Oktoberregen brachte nicht nur Positives für die Landbevölkerung, sondern auch viel Negatives. Zum Beispiel finden die Bauern für ihre Nutztiere keine Weidefläche mehr, mit der sie die Futternahrung der Tiere sicherstellen können. Auch das Federvieh leidet unter der landesweiten Überschwemmung, da es keine trockenen Landstriche mehr findet, um auf Nahrungssuche zu gehen. Auch die Obst- und Gemüsebauern leiden unter der Übermacht des Wassers. "Wir haben Obst und Gemüse angebaut, aber der Regen hat alles zerstört", sagt Jim Long. Außerdem war es für die ländliche Bevölkerung fast unmöglich, im Krankheitsfall zu den weit entfernt gelegenen Krankenhäusern zu kommen, um sich medizinisch versorgen zu lassen.

Die Polizei und die Armee wurden zum Helfen eingesetzt

Besonders in den Städten kommt es zu chaotischen Umständen, wie überschwemmte Straßen, Verkehrsstaus sowie Verstopfungen der Abwasserkanäle, die wiederum zu Häuserüberschwemmungen führen. Viele Stadtbewohner konnten ihre Häuser oder Wohnungen nicht mehr verlassen. Somit waren das rege Geschäftsleben, die Einkaufsmärkte sowie die typischen beliebten kambodschanischen Wochenmärkte lahmgelegt.

Der andauernde Regen im Oktober brachte auch das Wasserversorgungssystem des Landes in eine katastrophale Situation. Vor allem die Stadtbevölkerung konnte nicht mehr mit ausreichend sauberem Trinkwasser versorgt werden, da sich durch die Überschwemmung Schmutzwasser mit Trinkwasser vermischt haben. Die Regierung hat angeordnet, dass sowohl die Polizei als auch die Armee eingesetzt werden. Auch der Katastrophenschutz war in vollem Einsatz. Sie retteten Menschen, die während der Regenflut in Not waren. "Die Retter brachten sie in sichere Unterkünfte wie Tempel und Krankenhäuser, weiter versorgten sie sie sowohl mit Nahrungsmitteln und Medikamenten als auch mit Bekleidung", teilte Jim Long mit.

"Im ganzen Land wurden rund 2400 notleidende Familien während der Regenzeit gerettet", berichtet er. "Mehrere Personen fielen dem Regen zum Opfer. Ihnen konnte von den Rettungskräften nicht mehr geholfen werden." Am meisten litt die an Thailand angrenzende Provinz Battambang unter dem Dauerregen. "Wie in vielen Ortschaften des Landes stand das Wasser in kurzer Zeit meterhoch auf den Feldern", konnte Jim Long selbst beobachten.

Inzwischen hat sich im ganzen Land das Unwetter beruhigt, so dass wieder fast Normalität in allen kambodschanischen Provinzen einkehrt. Es wird jedoch noch längere Zeit dauern, bis alle Folgen der Überschwemmungen beseitigt sind. Die Hoffnung bleibt, dass die dafür verantwortlichen Regierungspersonen aus dem Unwetter gelernt und sich auf zukünftige Wetterkatastrophen besser eingestellt haben.

Am Schluss meines Gesprächs fragte ich meinen Onkel, ob er lieber an einem anderen Ort leben möchte, wo ein anderes Klima herrscht. Darauf hin erwiderte er: "In ein anderes Land würde ich nicht auswandern, aber ich würde gerne verreisen, dafür fehlt mir jedoch das Geld."
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