Rekordhalter in Sachen Zeitung in der Schule
Mehr Zisch geht nicht / Drei Lehrer, die am häufigsten gezischt haben, berichten über die Arbeit mit und den Spaß an dem Projekt.
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Über die Jahre hat Böhler sein eigenes Zisch-Programm entwickelt: Jede Unterrichtsstunde ließ er mit einer Frageviertelstunde zur aktuellen Ausgabe beginnen: Für was es beim Wettmähen in Bernau Minuspunkte gebe, wollte er dann beispielsweise von seinen Schülern wissen. Oder wo die Skistars von morgen ausgebildet werden. Und schon steckten seine Schüler die Nase in die Zeitung, um möglichst schnell die richtige Antwort parat zu haben.
Ursula Kimmig arbeitet an der Esther-Weber-Schule in Emmendingen-Wasser, einer staatlichen Schule für Kinder mit Körperbehinderung: "Ich habe über Zisch in der Zeitung gelesen", erinnert sie sich. Aber weil ihrer Schüler aufgrund ihrer körperlichen und geistigen Handicaps besonders sind, war sich Kimmig nicht sicher, ob sie auch teilnehmen kann. Doch sie konnte. Seither hat sie sich mit jeder fünften und sechsten Klasse beteiligt. Irgendwie sei das ein Selbstläufer geworden, so Kimmig. "Nach dem ersten Mal dachte ich, so, du hast deine Erfahrungen gemacht, jetzt probierst du es gleich noch einmal."
Kimmigs Schüler sind sehr verschieden, manche sind in Deutsch richtig gut, andere gar nicht, dafür aber in Mathe umso fitter. Um die Zeitung auch allen Kindern zu vermitteln, musste sie sie immer anders einsetzen: Die Mathefreaks ließ sie die Preise in den Beilagen addieren, mit den Leseschwachen analysierte sie Bilder, wieder andere ließ sie Rezepte sammeln und nachkochen. Im Sportunterricht hätten sie sich auch immer mal wieder gegenseitig mit der Zeitung zugedeckt, um zu überprüfen, wie schwer Papierberge werden können.
Aber auch auf sprachlicher Ebene wurde mit der Zeitung experimentiert: Sie habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass sich die Kinder sehr wohl vom Bild über die Überschrift bis zum Vorspann durchkämpfen, wenn sie das Thema interessiert. Polizeiberichte seien zum Beispiel immer gerne gelesen worden. Genauso wie die Berichte zu Samuel Koch, der auf seinen Sprungfedern bei "Wetten dass ...?" verunglückte.
Sie habe die Zeitung wie ein Schulbuch genutzt, berichtet Kimmig. Das Gute daran sei: Anders als Schulbücher enthalte sie keine "ollen Kamellen, sondern der Lesestoff sei immer aktuell". "Das hat mir, aber auch meinen Schülerinnen und Schülern gefallen."
Auch Ingeborg von Kleist, Lehrerin an der Clara-Grunwald-Schule im Rieselfeld, hat schon öfters mitgezischt. Das erste Mal 2005. Kollegen hatten sie auf das Projekt aufmerksam gemacht. Und ja, das erste Mal sei sie aufgeregt gewesen, weil sie ja selbst nicht genau wusste, wie ihre Viertklässler auf die Zeitung ansprechen würden. Sieben Zisch-Projekte später weiß von Kleist, dass Zeitung in der Schule funktioniert: Sie habe die Erfahrung gemacht, dass die Lesekompetenz stark gefördert werde. Und ein Beitrag sei immer dabei, der die Kinder interessiere und aus dem sich eine tagesaktuelle Aufgabenstellung kreieren lasse. "Sich mit einem Text auseinander zu setzen, dazu Fragen zu beantworten oder Lückentexte auszufüllen, fordert die Kinder heraus", so von Kleist. Klingt anstrengend, macht aber auch Spaß.
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