Account/Login

Kakaoverordnung

Ritter Sport verkauft eine Schokolade, die nicht so heißen darf

  • dpa

  • Mo, 01. Februar 2021, 13:06 Uhr
    Panorama

Der Schokoladenhersteller Ritter Sport bringt eine neue Schokolade auf den Markt - und darf diese in Deutschland streng genommen nicht als solche bezeichnen.

Kakaosaft zum Süßen  | Foto: Patrick Seeger (dpa)
Kakaosaft zum Süßen Foto: Patrick Seeger (dpa)
Was zunächst kurios klingt, hat einen lebensmittelrechtlichen Hintergrund: Laut der deutschen Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse aus dem Jahr 2003 besteht eine Schokolade nicht nur aus Zutaten wie Kakaomasse, Kakaopulver und Kakaobutter, sondern zwingend auch aus Zucker. Dieser Zucker aber fehlt im neuen Ritter-Sport-Produkt mit dem Namen Cacao y Nada. Zum Süßen verwendet das Unternehmen aus Waldenbuch bei Stuttgart nach eigenen Angaben stattdessen natürlichen Kakaosaft, den es auf einer Plantage in Nicaragua extra aus Kakaofrüchten gewinnt.

Die Kakaoverordnung ist eine Art gesetzliches Rezeptbuch - wer dagegen verstößt, riskiert Geldstrafen und im Extremfall gar einen behördlich verordneten Verkaufsstopp. Ritter Sport beklagt, das deutsche Lebensmittelrecht sei in diesem Punkt nicht mehr zeitgemäß. Dass eine Schokolade, die zu 100 Prozent aus Kakao bestehe, ohne den Zusatz von Zucker hierzulande nicht als solche bezeichnet werden dürfe, sei absurd, sagte Firmenchef Andreas Ronken laut Mitteilung vom Montag. "Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen!" Eine Ritter-Sport-Sprecherin sagte auf Anfrage, man setze sich für eine Änderung der Verordnung ein.

Auf den deutschen Markt bringen will das Unternehmen sein neues Produkt nun dennoch - nur eben nicht als "Schokolade", sondern beispielsweise unter dem Label "Kakaofruchttafel". Zunächst hatte die Bild-Zeitung über den Fall berichtet.

Schokolade von Ritter Sport wird in mehr als 100 Ländern verkauft. Das Unternehmen musste in den vergangenen zwei Jahren jeweils Umsatzrückgänge verkraften, erlöste 2020 noch 470 Millionen Euro und beschäftigt weltweit rund 1650 Mitarbeiter.

Ressort: Panorama

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel