Porträt
Robin Gassmann setzt sich als Landesschülersprecher für Sonder- und Förderschulen ein
Robin Gassmann kämpft für Menschen, die oft nicht für sich selbst kämpfen können: Der 19-Jährige aus dem Ortenau-Dorf Schutterzell besucht die Esther-Weber-Schule in Wasser und ist Landesschülersprecher für Förder- und Sonderschulen im Regierungsbezirk Freiburg.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
NEURIED/EMMENDINGEN. Robin Gassmann kämpft für Menschen, die oft nicht für sich selbst kämpfen können: Der 19-Jährige aus Schutterzell besucht die Esther-Weber-Schule in Emmendingen-Wasser und ist Landesschülersprecher für Förder- und Sonderschulen im Regierungsbezirk Freiburg. Als seine Eltern ihn vor sechs Jahren in Wasser anmeldeten, hatte er sich noch gewehrt: "Ich fand es nicht cool", erzählt Gassmann. "Ich habe gesagt: Ich will nicht zu den Behinderten."
Bis zur siebten Klasse ging er auf eine ganz normale Schule. Es funktionierte nicht, Robin war isoliert. Wenn die anderen Schüler in der Pause Fußball spielten, musste er zugucken. Bei einem Ausflug an einem heißen Sommertag blieb er als Einziger an einer roten Ampel stehen, weil er nicht rennen konnte. Er musste den Unterricht häufig verlassen, um sich einzucremen. "Man hat mir unterstellt, dass ich das ausnutze, wenn mir langweilig ist", sagt er.
Seine Eltern meldeten ihn für eine Probewoche in Wasser an. Zuerst wollte Robin nicht, er ließ sich aber überreden. "Am Mittwoch habe ich gesagt: Eigentlich ist es ganz okay", erzählt er. "Am Freitag wollte ich dann nicht mehr nach Hause." Gassmann war begeistert. "In der Regelschule macht jeder sein eigenes Ding", sagt er. "Wenn da einer nicht in der prallen Sonne Fußball spielen kann, steht er halt daneben. In Wasser kann man halt sowieso nicht in der prallen Sonne Fußball spielen – dann findet man automatisch Dinge, die machbar sind. Es ist ein Miteinander." In Wasser hat Gassmann Mitschüler, die im Rollstuhl sitzen. Die nicht alleine aufs Klo gehen können. Die an Muskeldystrophie erkrankt sind und wissen, dass sie früh sterben werden.
mich für andere einzusetzen."
Robin Gassmann
Er brachte eine Umfrage zum Thema Schulessen zu Ende, die seine Vorgänger begonnen hatten. Er setzte sich mit der Busgesellschaft SBG an den Tisch und setzte durch, dass mehr Niederflurbusse die Schule anfahren. Er kämpfte dafür, dass die Haltestelle nicht mehr "Heimsonderschule" heißt, sondern "Bildungszentrum Wasser" – langsam, aber sicher setzt sich der neue Name in den Fahrplänen durch. "Ich bin einer der Stärkeren", sagt Gassmann. "Ich fühle mich verpflichtet, mich für andere einzusetzen." Er überlegt. "Ich kann mir vorstellen, es kommt daher, dass ich früher ganz gerne einen gehabt hätte, der mich inkludiert."
Seit April ist er im Regierungsbezirk Freiburg Landesschülersprecher für Förder- und Sonderschulen. Das Gremium tagt in Stuttgart. Es geht nicht mehr um Kantinenessen und Haltestellen, es geht um große Politik. Um Inklusion. Gassmann ist dafür, natürlich – hat aber auch Bedenken. "Es bringt nichts, wenn man einen Behinderten in eine Nichtbehindertenklasse steckt, wenn die Nichtbehinderten in der Überzahl sind", sagt er. "Ich würde vier, fünf Behinderte in eine Klasse mit 15 Schülern stecken – dann ist das eine ganz andere Verpflichtung."
Robin Gassmann selbst hat die Schulzeit bald hinter sich, die nächsten beiden Jahre bleibt er aber Landesschülersprecher. Die Realschulprüfung ist vorbei, im Herbst beginnt er am Stuttgarter Flughafen eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement, 400 Leute hatten sich beworben. "Du musst wissen, wie du dich als Behinderter verkaufst", sagt er. "Die Schule ist ein Schonumfeld – auf dem freien Markt ist aber für jeden Survival angesagt."
.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ