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Schaff ran, die Kohle!

  • Mi, 25. April 2001
    Zisch

     

Was Schüler für Geld machen.

Ratternde Maschinen, der Geruch von geschmolzenem Plastik liegt in der Luft. An jeder Maschine ein Fließband, an jedem Fließband ein Arbeiter. Die kontrollieren die frisch gefertigten Plastikteile: Boxen, Deckel, Eimer, Gehäuse für Thermosflaschen oder Teile zur Weiterverarbeitung. Die Arbeit in der Rotho Plastikfabrik in Bernau ist bestimmt nicht die angenehmste. Und doch nehmen viele Schüler solche Arbeitsbedingungen auf sich - um sich ihr Taschengeld aufzubessern, um sich den Führerschein oder den ersten Urlaub ohne Eltern zu finanzieren.

Was machen Schüler alles, um sich den Geldbeutel zu füllen? Viele arbeiten als Aushilfe im Hotel, als Babysitter, als Regal-Einräumer im Supermarkt, als Zeitungsausträger. Standard-Jobs. Anna-Elisa Bühler aus Staufen hat etwas Ausgefalleneres gefunden: Die 17-Jährige, selbst Mitglied einer Zirkusgruppe, arbeitet als Trainerin für Jüngere beim Kinder- und Jugendzirkus. Anna-Elisa bringt den Kleinen bei zu jonglieren, auf dem Seil zu laufen, Einrad zu fahren und arbeitet mit ihnen an Kunststücken mit Trapez oder Diabolo. Ihr eigenes Wissen frischt die Trainerin mehrmals im Jahr auf Fortbildungen auf, bei denen sich Jugendliche aus ganz Deutschland treffen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Wegen des Geldes allein macht Anna-Elisa diesen Job natürlich nicht.

Eine stupide Arbeit schreckt die wenigsten ab

Zumeist hängt die Wahl eines Jobs freilich nicht vom Spaß an der Arbeit ab, sondern davon, wie viel Geld er in welcher Zeit bringt. Stupidität stört die wenigsten, obwohl sie einen Job zu einer nervtötenden Geduldsprobe machen kann. Doch Geldverdienen muss für viele Jugendliche mittlerweile sein, um sich ihren hohen Lebensstandard zu finanzieren - man denke an Handys, teure Schuhe und Markenklamotten.

Schon als Jugendlicher zu arbeiten, um sich einen Teil seines Lebens zu finanzieren, ist an sich nichts Schlechtes. Man lernt, dass die Eltern nicht für alles aufkommen müssen. Gleichzeitig ist ein Job in gewissem Sinne auch ein Einstieg ins Leben der Erwachsenen. Arbeiten ist außerdem eine bessere Freizeitbeschäftigung als "Rumhängen". Problematisch wird es in dem Moment, in dem eine Gruppe Druck auf ihre Mitglieder ausübt, bestimmte teure Statussymbole besitzen zu müssen und manche Jugendliche dafür alles hinter die Arbeit zurückstellen. Doch diese Fälle scheinen sehr selten zu sein. Die wenigsten empfinden den in manchen Gruppierungen hohen Stellenwert gesellschaftlicher Statussymbole als Druck. Diejenigen, die einer solchen Gruppe angehören, machen sich keine Gedanken darüber. Jene, die nicht dazugehören (wollen), kümmern sich nicht darum.

Obwohl es kaum einen Jugendlichen gibt, der noch nie gejobbt hat, gibt es keine Jobbörse speziell für Jugendliche. Zwar kann man manchmal über Jobbörsen für Studenten etwas finden, doch die meisten Jobs werden immer noch über Bekannte vermittelt.

Julia Meier

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mi, 25. April 2001: PDF-Version herunterladen

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