Südbadener in Rio (14)
Sportschützin Eva Rösken – gewachsen an Widerständen
Nach einem Jahr Babypause hat sich die Sportschützin Eva Rösken aus Ehrenkirchen im Sportgewehr-Dreistellungskampf erstmals für Olympia qualifiziert. Für ihre Fitness schiebt sie den Kinderwagen den Batzenberg hoch.
Fr, 29. Jul 2016, 0:00 Uhr
Schießen
Thema: Südbadener in Rio
Nahezu täglich trainiert die 32-jährige Sportschützin aus dem Ehrenkirchener Ortsteil Kirchhofen drei bis vier Stunden auf der elektronischen Anlage in Münstertal. Hinzu kommen ein bis zwei Stunden Konditionstraining, Physiotherapie, Mentaltraining und Regeneration. "Der Dreistellungskampf ist die Königsdisziplin des Gewehrsports", erklärt Blattmann. Man müsse dafür konditionell brutal fit sein. Neben dem Inlineskating kennt der Trainer aus Pfaffenweiler deshalb noch eine besondere Fitnessmethode von Rösken: "Sie schiebt den Kleinen im Kinderwagen den Batzenberg hoch."
Der Kleine heißt Aaron, ist eineinhalb Jahre alt und der Grund, weshalb Eva Rösken 2015 eine Babypause einlegte. Die Geburt ihres Sohnes hat die Prioritäten im Leben von Eva Rösken etwas verschoben. Das Sportschießen ist der gebürtigen Odenwälderin, die 2005 als Sportsoldatin in die Sportförderkompanie Todtnau-Fahl eintrat und wegen der kurzen Wege in den Südschwarzwald zog, zwar weiterhin sehr wichtig; "doch ich spüre jetzt ein kleines bisschen mehr Gelassenheit", sagt Rösken, die viele Sportschützen unter ihrem Geburtsnamen Friedel kennen.
Womöglich war Aaron auch das letzte fehlende Puzzleteil für das Gesamtkunstwerk Olympia. Denn Rösken behielt die Nerven, als es Ende Mai beim Entscheidungsschießen in München um die Fahrkarte nach Brasilien ging. Die Ehrenkirchenerin verteidigte vor zwei fast gleichstarken Konkurrentinnen Platz zwei und reist nun zusammen mit der Bayerin Barbara Engleder (Triftern), mit der sie vor zwei Jahren in Granada unter anderem Teamweltmeisterin wurde, nach Rio.
Im dritten Anlauf hat sich Rösken damit ihren Olympiatraum erfüllt. 2008 kam sie in der internen Ausscheidung auf den undankbaren dritten Platz. Vier Jahre später strich der Deutsche Schützenbund unter drei Kandidatinnen kurzerhand das Ausscheidungsschießen und ließ den Bundestrainer bestimmen. Rösken fiel durchs Raster. "Das war schon sehr, sehr hart", sagt sie rückblickend. 2012 nahm sie deshalb eine Zeitlang das Gewehr nicht mehr in die Hand. "Dann kam der Spaß wieder zurück, ich wollte es denen zeigen." Es ist wie bei vielen erfolgreichen Sportlerkarrieren: Eva Rösken ist an den Widerständen gewachsen und hat durch ihre Mutterrolle zu innerer Balance gefunden.
Für Trainer Raimund Blattmann ist Olympia ein gutes Pflaster. 2004 brachte er Christian Lusch zu den Spielen von Athen, wo der Sportschütze aus Bühl-Eisental die Silbermedaille holte. Auch diesmal traut Blattmann seiner Sportlerin eine Menge zu: "Wenn Eva das Finale erreicht, ist alles möglich."
Der Kleinkaliber-Dreistellungskampf ist neben dem Schießen mit dem Luftgewehr auf zehn Meter eine von zwei weiblichen Gewehrdisziplinen bei Olympia. Aus den drei Stellungen knieend, liegend und stehend werden in der Qualifikation jeweils 20 Schuss innerhalb von zwei Stunden auf 50 Meter abgegeben. Der Clou folgt bei Olympia im Finale der besten Acht: Hier muss unter Zeitdruck parallel geschossen werden, wobei im letzten Anschlag stehend pro Schuss die schlechtesten Schützinnen ausscheiden. "So was liegt mir", sagt Rösken. Erstens sei stehend ihre stärkste Disziplin, zweitens sei sie eine schnelle Schützin.
Zudem betritt Rösken auf der vom Militär streng bewachten Anlage von Deodoro, 30 Kilometer von Rio entfernt, kein Neuland. Fünf Mal hat sie schon dort geschossen. Mag sein, dass Eva Rösken außerhalb der Schützenszene die unbekannteste Rio-Starterin aus Südbaden ist. Kann aber gut sein, dass viele Sportinteressierte mit ihrem Namen nach den Spielen etwas anfangen können. Ihr Wettkampf wird am Donnerstag, 11. August, ausgetragen (14 Uhr Mitteleuropäischer Zeit Qualifikation, 17 Uhr Finale).
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