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Mein Leben im Wohnheim für Asylbewerber

Schön, endlich ein Zuhause zu haben

  • Alaudin Salijevic, Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule & Kooperationsklasse

  • Mo, 19. März 2012, 11:19 Uhr
    Schülertexte

Wie fühlt man sich als Asylbewerber in Deutschland. Alaudin Salijevic berichtet aus eigener Erfahrung.

Fußballspielende Jungs vor dem Asylheim Bissierstraße.  | Foto: Thomas Kunz
Fußballspielende Jungs vor dem Asylheim Bissierstraße. Foto: Thomas Kunz
Im Jahr 2000 bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gezogen, da in meinem Land, dem Kosovo, ein schrecklicher Bürgerkrieg herrschte. Bevor wir nach Deutschland kamen, sind wir zunächst nach Italien gegangen. Dort haben wir drei Jahre gelebt, in der Hoffnung dort ein neues Leben aufzubauen. Mein Vater fand dort allerdings keine Arbeit und meine Familie musste betteln gehen, um zu überleben. Daher entschlossen wir uns, nach Deutschland zu ziehen. Dort angekommen bekamen wir in Merzhausen bei Freiburg eine Wohnung zugewiesen. Wir haben Glück gehabt, denn unsere Wohnung war groß, schön und wir fühlten uns dort wohl.

Anfangs fiel es mir sehr schwer, Freunde zu finden, weil ich kein Deutsch konnte. Als ich meinen ersten Schultag in der Weiherhofschule hatte, habe ich gemerkt, dass es aufgrund der Sprache sehr schwer sein würde, Anschluss zu finden. Ich habe mich anfangs sehr zurückgehalten. Mir war es peinlich in diese Schule zu gehen, weil es eine Schule für lernschwache Schüler und Schüler mit Sprachproblemen ist. Im Gegensatz dazu befindet sich direkt nebenan das Gymnasium.

Als ich endlich ein bisschen Deutsch gelernt hatte, hatte ich auch den Mut, mich zu melden und zu sprechen. Ich musste drei Jahre in die Sprachschule gehen, um die deutsche Sprache zu lernen. Im Jahr 2010 mussten wir umziehen, weil das Wohnheim für Obdachlose genutzt werden sollte. Die Stadt Freiburg hat uns in die Bissierstraße geschickt.
Als wir dort einzogen sind, habe ich mich ganz allein gefühlt, da ich dort niemanden kannte. Aber mit der Zeit lernte ich verschiedene Menschen aus verschiedenen anderen Ländern kennen. Mit unserer Wohnung hatten wir Glück, weil wir alleine auf einem Stockwerk leben. Ansonsten leben immer 2-3 Familien zusammen. Wir grillen, sitzen dort zusammen, reden und lachen miteinander, es ist einfach schön dort.

Ich habe mich mittlerweile sehr gut eingelebt und fühle mich hier wohl. Mit meiner Freundin habe ich eine sechs Monate alte Tochter. Da wir beide noch sehr jung sind, war es anfänglich zwar eine große Umstellung, aber wir sind eine glückliche kleine Familie. In meiner verbleibenden Freizeit treffe ich mich mit Freunden und spiele Fußball. Schön, endlich ein Zuhause zu haben.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2012: PDF-Version herunterladen

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