Benedikt-Kreutz-Verein
Seit 60 Jahren geht es in Bad Krozingen um kranke Herzen
Das Herzzentrum in Bad Krozingen ist weit über die Stadt hinaus bekannt. Der Grundstein wurde vor 60 Jahren gelegt – mit Gründung des Benedikt-Kreutz-Vereins.
Mi, 27. Aug 2025, 6:30 Uhr
Bad Krozingen
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Das Universitäts-Herzzentrum Bad Krozingen hat sich seit seiner Gründung 1972 zu einem der bedeutendsten Herzzentren Europas entwickelt. So heißt es in einer Pressemitteilung des Benedikt-Kreutz-Rehabilitationszentrums für Herz- und Kreislaufkranke Bad Krozingen (BKEV). Dieser wurde am 26. Juli 1965 gegründet und trägt den Namen des katholischen Geistlichen Benedikt Kreutz, der von 1921 bis 1949 Präsident des Deutschen Caritasverbands war. Ziel des Vereins sei von Anfang an die Förderung der medizinischen Behandlung und Rehabilitation von Herz- und Kreislaufkranken gewesen. Im April 1964 habe das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung angekündigt, in Deutschland eine Modelleinrichtung für kardiologische Rehabilitation zu schaffen. In Bad Krozingen hätten parallel Verhandlungen zwischen Staatssekretär Adalbert Seifriz und Bürgermeister Hellmann stattgefunden, die den Standort sicherten.
Bis zur Eröffnung am 18. Oktober 1972 seien die notwendigen Grundstücke erworben, die baulichen Planungen vorangetrieben und das Behandlungskonzept für koronare Herzkrankheiten weiterentwickelt worden. Die sich in den 1960er Jahren schnell ändernden Forschungsstandards hätten das Konzept der ersten Modelleinrichtung für kardiologische Rehabilitation maßgeblich beeinflusst, heißt es weiter. Erster Ärztlicher Direktor war Professor Helmut Roskamm, erster Verwaltungsdirektor Hubert Schwaibold. Beide seien bereits vor der Eröffnung vom Vorstand und Verwaltungsrat des BKEV zur Geschäftsführung bestellt worden.

Meilensteine und Herausforderungen der 1980er Jahre
Zu den wichtigsten diagnostischen Verfahren jener Zeit zählten das Belastungs-EKG und die Echokardiographie. Durch ein engagiertes Medizinerteam habe Bad Krozingen einen hohen Wissensstand in diesen Bereichen aufgebaut, was zahlreiche Gastärzte anzog und gute Verbindungen zu vielen einweisenden Ärzten in Deutschland und Europa schuf. Bereits 1974 seien im Reha-Zentrum die meisten Koronarangiographien Deutschlands ausgeführt worden.
1986 sei für das Rehabilitationszentrum ein Jahr des Umbruchs gewesen. Professor Dietrich Birnbaum mit Team habe die erste Herztransplantation in Baden-Württemberg durchgeführt. Kurz darauf sei Verwaltungsdirektor Hubert Schwaibold unerwartet verstorben. Sein Nachfolger Bernhard Grotz habe das Zentrum wirtschaftlich stabilisiert und ausgebaut. Während seiner 23-jährigen Amtszeit als kaufmännischer Direktor habe sich die Zahl der Mitarbeitenden mehr als verdoppelt.
Ausbau und Umbenennung zum Herzzentrum
1990 sei der dritte Erweiterungsbau mit Intensivstation, postoperativer Bettenstation und neuem Speisesaal in Betrieb genommen worden. Die herzchirurgische Abteilung habe 1992 die 10.000. Operation mit Herz-Lungen-Maschine gefeiert. Die Eröffnung des Helmut-Roskamm-Hauses 2007 sei das größte Bauvorhaben seit 1972 gewesen. 1994 wurde das Reha-Zentrum in "Herzzentrum" umbenannt, weil es sich immer mehr zu einem kardiologischen Zentrum entwickelt habe. Die Rehabilitation sei in neue Kliniken, insbesondere die mit der Stadt gegründete Theresienklinik, verlagert worden. Auch die Abteilung "Beruf und Gesundheit" sei ausgelagert worden.

Nach der Jahrtausendwende habe die Universität Freiburg eine engere Zusammenarbeit angestrebt. 2006 sei ein Kooperationsvertrag mit dem Universitätsklinikum Freiburg unterzeichnet worden. Am 1. April 2012 folgte der Zusammenschluss der Herzabteilungen. Die Universitäts-Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen GmbH werde seither zu gleichen Teilen von Uniklinik und BKEV getragen. Die Folgejahre seien geprägt gewesen von Bauprojekten wie dem Neubau der Herz- und Gefäßchirurgie, der Einweihung von Hybrid-OPs und der Eröffnung eines interdisziplinären Zentrums für Gefäßkrankheiten.
Herausforderungen und Zukunftspläne
Die größte Herausforderung sei 2020 durch die Corona-Pandemie entstanden. Wegen unzureichender Kostenerstattung für freigehaltene Betten habe fast die Insolvenz gedroht. Oberbürgermeister Volker Kieber, Vorstandsvorsitzender des Benedikt-Kreutz-Vereins, wird zitiert: Man habe "im Sinne der Patienten und der Beschäftigten mit dem Uniklinikum und den zuständigen Ministerien in Stuttgart verhandelt und dabei den Standort Bad Krozingen mit seinen rund 1200 Arbeitsplätzen als kardiovaskulären Schwerpunkt gesichert". Zudem sei es gelungen, das Herzzentrum dauerhaft zu einem Department der Universitätsklinik Freiburg zu machen. Heute behandelt es jährlich etwa 22.000 Patientinnen und Patienten.
Mit dem Verkauf der BKEV-Anteile an die Uniklinik sei ein wichtiges Kapitel abgeschlossen und ein neuer Abschnitt für den BKEV und den Gesundheitsstandort Bad Krozingen begonnen worden, so die Mitteilung. Aktuell plane der Verein den Neubau eines Ärztehauses; im Süden sollen eine Pflege-Akademie und ein Wohnheim für Mitarbeitende entstehen. Auch die Kindertagesstätte Löwenherz soll erweitert werden.