Slapsticknummer mit Schlauch

Der Umstieg auf Elektromobilität kann eine Herausforderung sein. Etwa, wenn man mit dem Ladekabel ringt.  

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  | Foto: BZ-Grafik
Foto: BZ-Grafik
Wenn ein technisches System durch ein anderes ersetzt wird, kann die Transformationsphase dazwischen ganz schön holprig sein: Das, was man mühelos kann, gilt nicht mehr richtig, und das, was man noch nicht so richtig kann, wird immer wichtiger. Bis man das neue Wichtige so richtig kann, kann einiges passieren. Ich spreche natürlich vom Umstieg aufs Elektroauto.

Zuerst mal: Ich habe gar kein Auto. Dafür bin ich Mitglied in einem Verein, der viele Autos besitzt und mir gegen Bezahlung eins ausleiht. Man nennt es Carsharing und es ist eine gute Sache (aber nur, wenn man in der Nähe von vielen Carsharing-Stationen wohnt). Dieser Verein hat beschlossen, auf Elektromobilität umzurüsten. Ich bin nicht glücklich darüber, denn ich schätze keine Veränderungen bei technischen Geräten. Den Verein juckt das natürlich nicht.

Also beschließe ich, mir elektromobile Kompetenz anzueignen: Ich buche einen Kleinwagen mit einer Reichweite von 250 Kilometern. Diese erste Fahrt führt durch das Höllental und dann auf die Autobahn. Zum Ziel und zurück müsste es locker reichen mit der Tankfüllung, äh, Tankladung, Quatsch, Batterieladung.

Es wird ein Ausflug voller Nervenkitzel. Bisher stieg man per Mitgliedskarte ein, suchte den Schlüssel, schlug sich dabei den Kopf an der Klappe des Handschuhfachs an, startete und los ging’s. Nun steigt man per Mitgliedskarte ein, sucht den Schlüssel, schlägt sich den Kopf an der Klappe des Handschuhfachs an und – Moment mal. Das Auto hängt ja an einem Schlauch. Genauer: an einem dicken Elektrokabel, das wiederum untrennbar mit einer Ladesäule gekoppelt ist. Okay, nicht untrennbar, sonst würden ja alle Elektroautos Ladesäulen hinter sich herziehen. Aber dieses irgendwie schon. Hilfe! Ich kürze ab und erspare allen die langweilige Geschichte, wie man das Bordbuch liest, das Ladekabel mit einer Taste am Armaturenbrett vom Auto entriegelt, von der Ladesäule entkoppelt, mit dem verschlungenen Kabel eine kleine Wrestling-Show hinlegt, es in den Kofferraum niederringt und endlich auf den Startknopf drückt. Los geht’s. Warum tut sich nichts? Es ist so still. Ach ja, Elektroauto. Und schon sind wir auf der Straße und huiii, das geht ab.

Es geht dann alles gut bei dieser Premierenfahrt inklusive des slapstickartigen Schlussakts "Frau gegen Schlauch". Seither habe ich meine Kabel- und Elektromobilitätskompetenz stetig erweitert. Ich weiß jetzt, dass auf Autobahnraststätten Ladesäulen gerne im hinteren, vollgepinkelten Winkel des Parkplatzes stehen, umweht von Plastiktüten. Ich weiß jetzt, dass es Elektroautos mit Defekten gibt, die einen in einer Ostersonntagnacht an einem weit entfernten Ort zwingen, das Ladekabel stundenlang raus und rein zu stecken, weil nur so ein bisschen Strom geladen werden kann. Ich weiß jetzt, dass es im Winter absolut, absolut nicht ratsam ist, Scheibenwischer, Heizung, Lüftung und Radio gleichzeitig aufzudrehen, weil man dann viel schneller als sonst in der hinteren, vollgepinkelten Ecke eines Autobahnraststättenparkplatzes landet. Und wenn es mir jetzt noch gelingt, beide Enden des Schlauches auf Anhieb in die richtige Buchse zu stecken, ist die Transformationsphase abgeschlossen.

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