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Sommer? Den gibt's nicht ohne hoffnungslos überfülltes Freibad

  • Do, 05. Juli 2001
    Zisch

     

SOMMER-SERIE (1): Richtig heiß muss es sein, unglaublich sonnig und dann müssen einfach möglichst viele ihr Handtuch auf der Liegewiese ausbreiten.

Endlich. Endlich haben wir die arktischen Wintermonate hinter uns. Und vor uns liegt strahlend blau der Sommer. Den können wir uns nicht vorstellen ohne bergeweise Eis, nicht ohne Ferien und die große Sommerliebe und schon gar nicht ohne Freibad. Was alles unbedingt zum Sommer gehört, stellen wir auf der JuZ in einer kleinen Serie vor, die hier beginnt.

Man mag es kaum glauben, aber es gab einmal eine Zeit, in der konnte man ohne Probleme schon kurz nach Ostern ins Freibad gehen ohne zu frieren. Ja, die guten alten Zeiten, in denen man sich nach der Schule das Fahrrad geschnappt hat und mit seinen sämtlichen Freunden an den See, zum Freibad oder zum Tümpel um die Ecke pilgerte, sind - so scheint es zumindest - vorbei. Aber trotzdem kennt das jeder: dieses "Lebensgefühl Freibad". In der prallen Sonne liegend - Schattenplätze sind ja absolute Mangelware - riecht man den typischen Freibadgeruch. Ein Gemisch von den verschiedensten Sonnencremes und Sonnenölen, von Chlordämpfen, die vom fernen Becken herüber wehen und vom Schweiß dicker Männer mit viel zu engen Badehosen. Die ziehen - kaum läuft ein Mädchen vorbei - den Bauch so heftig ein, dass man meint, sie platzen gleich. Aber Baucheinziehen muss sein. Schließlich ist das einer der wichtigsten Gesichtspunkte, die - vor allem die jugendlichen - Freibadgänger berücksichtigen müssen: das Sehen und Gesehen werden. Ausschauhalten nach der Flamme ist folglich ein äußerst beliebter Freibadsport. Und wenn dann mal aus Versehen oder auch mit Absicht einer der Angebeteten herüberschauen sollte, herrscht im Mädchenlager für kurze Zeit ein Durcheinander wie im Ameisenhaufen. Gekicher und Gekreische: "Oh, hast du gesehen, er hat mich angelächelt!" - "Nein, mich hat er angelächelt!" So entsteht dann auch der unverwechselbare Freibadsound, der sich aus eben erwähntem Gekicher und aus dem Geschrei von Babys und Kindern zusammensetzt - und aus Wassergeplantsche und -geplatsche, das die Kinder im Babybecken und durchtrainierte Jungs mit grazilen Sprüngen vom Dreimeterbrett verursachen. Dazu gesellen sich die "Ich-geh-mir-ein-Eis-holen-kommst-du-mit"-Rufe, die permanent über die Wiese schallen, weil eigentlich immer irgendjemand gerade ein Eis holen geht.

Ach, was wären wir also ohne das Freibad? Der Sommer wäre nur halb so schön ohne das gut gelaunte Freibadgeläster ("was hat die denn für einen bescheuerten Bikini an?") , das genau so ins Freibad wie an den Strand passt. Klar, das Freibad ist zugleich Laufsteg und Vergnügen. Besonders die weibliche Hälfte der Badbesucher, die meistens mehr Wert auf das Sonnenbad als auf das Tummeln im häufig ziemlich kühlen Nass legt, versucht im Freibad fast alles zu zeigen, was sie hat.

Dabei kommen dann manchmal so schräge und unpassende Kombinationen heraus, dass es geradezu schade wäre keinen Kommentar dazu abzugeben. Also bleibt zu hoffen, dass das aktuelle Hoch in den nächsten Wochen anhält, und wir weiterhin ins Freibad, an den See oder zum Tümpel um die Ecke pilgern können.

Klara Wehrle

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 05. Juli 2001: PDF-Version herunterladen

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