Der Europa-Park in Rust stellt das Thema Familie seit nunmehr 50 Jahren in den Mittelpunkt. Seit seiner Gründung am 12. Juli 1975 hat er sich dem Entertainment für die ganze Familie verschrieben. Familien sollen über Generationen hinweg an einem Ort zusammenkommen und gemeinsam Freizeitspaß erleben können. Hinter dem Gedanken steht die badische Unternehmerfamilie Mack. Auch hinter den Kulissen ist Zusammensein und Miteinander der Generationen für sie Leitgedanken.
Die Macks gehören zu den traditionsreichsten und bekannten Unternehmerfamilien in Deutschland. Sie sind auch im öffentlichen Erscheinungsbild untrennbar mit dem Europa-Park verbunden. Die Wurzeln des Familienunternehmens gehen zurück bis ins Jahr 1780 - eine Zeit, in der zum Beispiel Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Wolfgang von Goethe und Napoleon Bonaparte noch lebten. Paul Mack gründete damals, vor genau 245 Jahren, das Unternehmen, das sich bis heute im Familienbesitz befindet.
TRADITIONSBEHAFTET
Gegründet wurde es in Waldkirch, dort befindet es sich noch heute. Es ist das Mutterunternehmen des Europa-Parks. Seine lange Tradition und die Geschäftserfahrungen sind prägend für den Freizeitpark. Nur wenige Unternehmen in Deutschland können auf eine derart große Tradition verweisen.
Die Macks widmeten sich zunächst dem Bau von Fuhrwagen und Postkutschen. Nachdem 1880 ein Wagen zum Transport einer Orgel gefertigt wurde, begannen sie mit dem Aufbau und der Weiterentwicklung des Wagenbaus für Schausteller und Zirkusunternehmer. Sie bauten aufwändige und prunkvoll gestaltete Wohn- und Reisewagen, mit denen bekannte Zirkusfamilien sowie Schausteller auf Tour gingen und die den Namen Mack in die Welt trugen. „Die weite Welt ist mein Feld“ lautete das Motto von Mack.
Die Liebe zum Detail, mit der die Schausteller- und Zirkuswagen gestaltet wurden, galt als wegweisend und wird bis heute mit Mack verbunden. Geschäftszweig legte auch den Grundstein für den späteren Bau von Attraktionen. 1920 stieg das Unternehmen in die Konstruktion und Fertigung von Fahrgeschäften für Jahrmärkte ein. 1921 zum Beispiel stellten die Macks ihre erste Holzachterbahn fertig, weitere Bahnen und Karussells folgten.
Aus dem traditionsreichen Bau von Zirkus- und Schaustellerwagen, mit dem das Unternehmen in der Branche berühmt wurde, hat sich Mack in den 1990er Jahren zurückgezogen. Die Zeiten hatten sich geändert - es rechnete sich nicht mehr. Gleichzeitig sank die Bedeutung von reisenden Jahrmärkten, das Geschäft mit Freizeit- und Vergnügungspark dagegen nahm eine immer große Bedeutung ein. Weil das Geschäftund die Kunden immer internationaler wurde, gab sich das Waldkircher Unternehmen, das früher Heinrich Mack Wagenbau hieß, mit Mack Rides einen neuen Namen. Mack beliefert Parks rund um den Globus und gehört zu den fünf größten Achterbahnherstellern der Welt.
KINDHEIT MIT KARUSSELLS
"Ich bin mit Karussells und Bahnen aufgewachsen, die bei uns im Hof in Waldkirch montiert wurden“, erzählt Europa-Park-Gründer Roland Mack. „Früher haben wir Schausteller beliefert und transportable Fahrgeschäfte gebaut. Attraktionen für Volksfeste - von Hamburg bis zum Oktoberfest. Heute sind es ausschließlich stationäre Anlagen.“ Auf dem Hof der Firma wurden die Bahnen damals getestet. Roland Mack, so erzählt er, war bei seinen Klassenkameraden besonders beliebt, weil sie nachmittags gerne zum Achterbahnfahren vorbeikamen.
Die Mack beschlossen schließlich, zusätzlich zur bereits bestehenden Firma einen eigenen Freizeitpark zu gründen. Aus dem Betrieb in Waldkirch heraus wurden die Pläne vorangetrieben. Motoren waren Franz und Roland Mack. Neuneinhalb Jahre später folgte der zweite Sohn Jürgen. Der Europa-Park ist heute Schaufenster der Mack-Produkte. Attraktionen, die für Rust gebaut wurden, werden in den Folgejahren in abgeänderter Form oft auch in andere Parks geliefert. Wie bereits in Waldkirch, so musste und muss auch in Rust die ganze Familie anpacken. Das Unternehmen prägt das Familienleben.
Das Meiste in den Anfangsjahren des Europa-Parks lief in Eigenregie, die gesamte Familie war gefordert. „Alles, was zwei Hände und zwei Füße hatte, musste anpacken“, blickt Roland Mack zurück. „Alle Verwandten haben mitgeholfen, sie haben Würstle verkauft oder andere Aufgaben übernommen, der Opa hat zum Beispiel Bier gezapft“, erläutert Marianne Mack, Roland Macks Ehefrau, die ebenfalls schon seit 50 Jahren dabei ist. Wenn viel los war, schenkte auch Franz Mack Getränke aus oder wendete in der Küche die Schnitzel.
Mitten im Jubiläumsjahr geht der Blick aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn. Um gut gerüstet für die weitere Entwicklung zu sein, haben die Macks bereits vor mehreren Jahren den Generationswechsel eingeläutet.
Roland und Jürgen Mack, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Spitze des Parks standen, haben Verantwortung für das Tagesgeschäft an die nächste Generation abgegeben.
Michael und Thomas, die beiden Söhne von Roland und Marianne Mack, sind bereits seit einigen Jahren in der Geschäftsführung. Tochter Ann-Kathrin, die in Konstanz Architektur studiert hat, ist dieses Frühjahr als erste Frau in die Geschäftsführung des Familienunternehmens aufgerückt. Die 35-Jährige hat bereits zuvor im Park gearbeitet. Frederik Mack, der Sohn von Jürgen und Mauritia Mack, ist seit Februar 2025 als Prokurist an Bord.
ZUKUNFTSVISION
Diese neue Generation steht für die Zukunft des Parks. „Wir haben eine Vision für weitere 50 Jahre, in dem wir die Attraktionen der Anfangsjahre bewahren und gleichzeitig Neues schaffen. Vor allem aber setzen wir nicht nur auf Fahrgeschäfte, sondern auf das Gesamterlebnis“, sagt Ann-Kathrin Mack.
„Das Erfolgsrezept ist, dass wir nicht stehen bleiben. Egal, ob es der erste oder der 50. Besuch unseres Gastes ist: Es soll immer ein unglaubliches Erlebnis sein.“ Mit diesem Anspruch arbeitet der Mack-Nachwuchs in der Tradition der Vorgängergenerationen.
Im Vergleich zu früher ist die Verantwortung im Europa-Park in der Familie auf deutlich mehr Schultern verteilt. Klare Rollenverteilungen und ein ständiger Austausch sollen Konflikte innerhalb der Familie und somit größere Risiken für das Unternehmen und seine Existenz vermeiden, heißt es. Auch die Ehepartner sind im Europa-Park traditionsgemäß in der Verantwortung, wenn auch nicht in der obersten Führungsebene.
Der Europa-Park soll, wie der Betrieb in Waldkirch, in Familienhand bleiben, versichern die Macks. Dies garantiert eine Familiensatzung, die vor einigen Jahren im Zuge des Generationenwechsels erarbeitet wurde und die den Park sowie die Arbeitsplätze über die Generationen hinweg absichern soll. Einen Verkauf oder Börsengang des Europa-Parks hat die Inhaberfamilie demnach dauerhaft ausgeschlossen.
Von Jürgen Ruf