Von Volker Münch
Diesen Samstag und Sonntag begeht die katholische Pfarrei ihr großes Jubiläum mit Patrozinium, Martinsspiel, Martinsumzug und Festgottesdienst (siehe folgende Seite). Die Geschichte der Staufener Pfarrei hat Franz Wiesler in akribischer Kleinarbeit aus Büchern, Dokumenten und Schriften zusammengetragen.
In einer kleinen Broschüre wurden unter dem Titel „Eckpunkte der Geschichte der Pfarrgemeinde St. Martin in Staufen“ die wichtigsten Ereignisse und Daten zusammengefasst. Dabei machte Autor Wiesler deutlich, dass es die ersten Christen bereits lange vor dieser erstenurkundlichen Erwähnung im Breisgau und damit auch in Staufen gegeben hat. Zurückzuführen ist die Christianisierung links und etwas später rechts der Rheinlinie als Folge einer siegreichen Schlacht der germanischen Stammesverbände der Franken gegen die Alemannen im Jahr 496 nach Christus und dem Gelübde des Frankenkönigs Chlodwig, sich bei einem Sieg taufen zu lassen.
Bis das Christentum im Breisgau angekommen war, dauerte es noch fast 200 Jahre, wie die Dokumentation der Wechsel von sogenannten Gehöftfriedhöfen zu Kirchenfriedhöfen im achten Jahrhundert festgehalten hat. Es wurden Einsiedeleien gegründet, aus denen später, wie bei St. Trudpert im Münstertal, Klöster hervorgegangen sind.
Anno 770 wurde Staufen erstmals in einer Urkunde aus dem Lorscher Codex erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte spielten viele Faktoren und Ereignisse eine Rolle, die am Ende zur Gründung einer Pfarrei in Staufen geführt haben. Das schildert die neue Broschüre von Franz Wiesler komprimiert mit interessanten Geschichten, unterlegt mit historischen Daten. Ein erster Kirchenbau zu g Staufen wurde bereits im Jahr 1139 als Filiale der Pfarrei Kirchhofen erwähnt. Aus Hinweisen in einem päpstlichen Steuerverzeichnis für die Diözese Konstanz wird erstmals eine eigenständige Pfarrei erwähnt, 1336 feierten die Gläubigen erstmals ein Martinspatrozinium.
Es wird vermutet, so schreibt es Wiesler, dass die erste Martinskirche auf den Ruinen eines ehemaligen römischen Gebäudes errichtet wurde. Es war wohl eine kleine Kirche. Im 13. Jahrhundert wurde nordwestlich dieser älteren Kirche ein großer Eingangsturm angebaut, das letzte große Neubauprojekt war dann die Errichtung der spätgotischen Hallenkirche mit Langhaus und zwei Seitenschiffen um 1487.
Die Innenräume wurden immer wieder umgebaut, manchmal einfach dem Zeitgeist geschuldet oder durch Feuer, etwa als französische Truppen im Oktober 1690 im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekrieges hier brandschatzten.Die Kirchengeschichte zeigt auch, dass früher zu dem Kirchengebäude ein Friedhof, ein Beinhaus und einiges mehr gehörten. Als die Kapazität dieses Friedhofs zu erschöpfen drohte, wurde ein neuer Friedhof mit Kapelle jenseits des Neumagens geplant und 1595 bei einem neuerlichen Ausbruch der Pest auch realisiert.
Ein Thema waren auch die Ereignisse und die Folgen durch zahlreiche Kriege im Laufe der Jahrhunderte. Auch darüber berichtet die neue Broschüre ausführlich und macht viele Fakten an Personen fest. Ein Kapitel beschäftigt sich mit den dramatischen Folgen des Bombenangriffs Anfang Februar 1945, bei dem 51 Zivilisten und 28 Soldaten dem Bombenhagel zum Opfer fielen. Besonders die Zeit unter dem Nazi-Regime hielt der damalige Pfarrer Wilhelm Weitzel fest. Er dokumentierte, teils sehr kritisch, wie der Nationalsozialismus zur Herausforderung für die damalige katholische Pfarrgemeinde wurde und leistete energischen Widerstand.
Soziales Engagement und die Ökumene werden in der Broschüre ebenfalls beleuchtet. Die Broschüre liegt für alle Interessierten am Festwochenende aus.