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Johann Peter Hebel: Hebelfest zu Ehren des berühmten Heimatdichters

Fr, 09. Mai 2025

Anzeige Traditionell findet immer am 10. Mai das Hausener Hebelfest statt. Damit wird Johann Peter Hebel als Heimatdichter gedacht und der alemannische Dialekt in den Blickpunkt gerückt.

Die Hebelmusik führt alljährlich den „Festzug“ in die Festhalle von Hausen an. FOTO: BERNHARD GREINER

Er war kein Schweizer, wurde aber am 10. Mai 1760 in Basel geboren: Johann Peter Hebel. Als er mit 13 Jahren Vollwaise wurde, verließ er die Stadt am Rheinknie für immer, doch er blieb ihr stets in Gedanken und mit dem Herzen verbunden. Seine letzte Reise ins Oberland unternahm er im Jahr 1812.

Ein Beweis des Heimwehs nach seiner Geburtsstadt Basel ist eine Briefstelle Hebels von 1825: „In noch fünf Jahren bin ich 70. Alsdann bitte ich um mein Ruhegehalt und komme heim. Ich bin bekanntlich in Basel daheim.“ Kurze Zeit später, am 22. September 1826, verstarb Hebel dann jedoch in Schwetzingen.

Johann Peter Hebel zählt heute noch zu den bekanntesten und meist übersetzten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Werke gelten als Kostbarkeiten der Weltliteratur und für viele Menschen sind zum Beispiel seine Kalendergeschichten so allgegenwärtig wie Grimms Märchen.

Dabei war es ein Anliegen des Dichters, den Blick der Bevölkerung über Landschafts- und Landesgrenzen hinaus zu weiten. Religiöse Toleranz und Gedankenfreiheit waren der Nährboden für sein Denken, Schreiben und Wirken.

Weil Johann Peter Hebel seine Kindheit zum Teil in Hausen im Wiesental, dem Heimatdorf seiner Mutter Ursula, verbracht hat, wird dort auch alljährlich das Hebelfest mit gefeiert. Dieses Spektakel geht auf den 10. Mai 1860, den 100. Geburtstag Johann Peter Hebels, zurück.

Damals trafen sich etwa 50 ehrenwerte Basler Bürger zur Gründung der Basler Hebelstiftung. Anlass und ursprünglich alleiniger Stiftungszweck war die Erfüllung eines nur mündlich überlieferten Wunschs des Dichters. Er wollte nämlich, dass den jeweils elf ältesten Männern in Hausen jeden Sonntag ein einfaches Mittagessen und ein Schoppen Wein spendiert wird. Dafür wurde spontan gesammelt und die Stiftung ins Leben gerufen. Das „Hebelmähli“ ist denn auch der historisch-soziale Kern des Hebelfests. Seither nämlich werden immer am 10. Mai die elf ältesten Männer sowie der jeweilige Bürgermeister von Hausen, seit 1972 auch die zwölf ältesten Frauen, zum „Mähli“ eingeladen.

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Morgens um 6 Uhr beginnt der Tag mit dem traditionellen Wecken, ein Konzert der Hebelmusik und einen Kinderumzug gibt es ebenfalls. Und alle Hausener sind auf den Beinen.

Das Fest ist von großer Bedeutung im Wiesental, nicht zuletzt weil Hebels Werk das Alemannische in den Rang einer eigenständigen Literatursprache erhoben hat. „Ich kann in gewißen Momenten innwendig in mir unbändig stolz werden, und mich bis zur Trunkenheit glücklich fühlen, dass es mir gelungen ist, unsere sonst so verachtete und lächerlich gemachte Sprache classisch zu machen und ihr eine solche Celebrität zu ersingen“, schrieb Hebel 1809. Hebels „Kalendergeschichten“ waren aus den Schulbüchern des 19. Jahrhunderts bis in die 1980er-Jahre nicht wegzudenken, wobei die Digitalisierung dann irgendwann zu einem Wandel der Lesekultur führte. Davon war und ist auch das Werk Johann Peter Hebels betroffen.

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Der italienische Autor Cesare Cases beschreibt den Sprachstil Hebels als die Sprache der Naturliebhaber und der Freunde der ländlichen Gebräuche, beides aus der Sehnsucht nach der Heimat erwachsen: „Hebel, als Beamter wohnhaft in einer eher farblosen Stadt, in der man andere Dialekte sprach, verklärte sich die Wiesentäler Heimat in ein verträumtes Idyll und die Muttersprache wurde zur schönsten Sprache überhaupt. In einer Zeit, in der man mehr von naiver Poesie sprach, schien Hebels Poesie die Natur und den Menschen zu vereinen.“ Um es mit Michael Köhlmeier, Hebelpreisträger 1988, zu sagen: „Das poetische Verfahren des Johann Peter Hebel ist eigentlich sehr einfach: Er hat der Welt von seiner Heimat erzählt und seiner Heimat hat er von der Welt erzählt.“ Im Mai 1783 trat Hebel seine Lehrerstelle als Präzeptoratsvikar am Pädagogium in Lörrach an. In diesem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert befindet sich heute das Dreiländermuseum. Nach Hebels eigenen Worten waren es die schönsten Jahre seines Lebens. Hebel unterrichtete Latein, Griechisch, Geschichte, Geometrie, Deutsch, Erdkunde und Religion. Erinnerungen an seine Kindheit im Wiesental haben in dem Pädagogen, Kirchen- und Kalendermann Johann Peter Hebel zeitlebens Heimwehgefühle geweckt.

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Wenn nun erneut der Geburtstag Johann Peter Hebels in Hausen gefeiert wird, ist das ein Fest, „wie es in Deutschland wohl einmalig ist“, schrieb der Literaturkritiker Hubert Spiegel im Mai 2010, und fuhr fort: „Die Geschichte des Hebelfestes klingt, als hätte Hebel selbst sie in einer seiner Kalendergeschichten erzählt.“ Neben den immer gleichen Ritualen verleiht die Basler Hebelstiftung Ehrengaben an junge Bräute sowie Lehrlingsgaben und das Hebelbüchlein an die vier besten Schülerinnen und Schüler der Hausener Abschlussklasse. Das Grenzen überwindende, Freundschaften und Zusammengehörigkeit stiftende Fest bleibt auch für die Zukunft unbedingt schützenswert, darüber sind sich alle Beteiligten und die Experten einig.

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„Es steht außer Zweifel, dass Johann Peter Hebel mit seinem Lebenswerk die geistige und menschliche Haltung in diesem Lebensraum mit beeinflusst und hierdurch die Toleranz und das gegenseitige Verständnis der Menschen dieser drei Staaten (Frankreich, Schweiz, Deutschland) geprägt hat“, so zum Beispiel Heinz Jaeger, Ehrenpräsident des Bundes Deutscher Philatelisten. Damit ist umrissen, was es auch künftig zu erhalten gilt: ein soziokulturelles Gesamtkunstwerk, das an das Werk und das Wirken von Johann Peter Hebel erinnert und anknüpft.

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Von Elmar Vogt

► Das Hebelfest beginnt um 6 Uhr mit dem Wecken durch die Hebelmusik. Um 9.30 Uhr ist die Hebelfeier des Kindergartens, um 11.15 Uhr werden die Gäste am Bahnhof abgeholt und um 11.45 Uhr beginnt die Feier in der Festhalle.


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