Eines lag Geschäftsführer Karl Duttlinger schon immer am Herzen: nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Schöpfung - Werte, die er der nächsten Generation mitgegeben hat. Und so lag es auf der Hand, im neuen Werk im Gewerbegebiet Oberbränd weitgehend energieautark zu produzieren. Dazu hat man ein bis ins kleinste gut durchdachtes, nachhaltiges Wärmekonzept mit Energieerzeugung und Wärmerückgewinnung entwickelt, mit dem die am Standort benötigte Energie bis zu 90 Prozent selbst produziert werden kann, wie die bisherigen Erfahrungen bestätigen. Federführend bei dem Projekt war Jens Schuler, Bau- und Projektleiter und rechte Hand der Geschäftsführung.

Ausgangspunkt des Energiekonzeptes ist die Stromerzeugung durch zwei Photovoltaikanlagen: Eine Anlage auf dem Dach des Gebäudes mit einer Leistung von 700 kWp (Kilowattpeak) sowie eine Freiflächenanlage mit 2000 kWp. Die Dachanlage allein reicht aus, um das Gebäude mit Strom zu versorgen.
Als Problem erweist sich allerdings, dass Solaranlagen nicht gleichmäßig und nur tagsüber Strom liefert. Und insbesondere im Winter sind Dunkelflauten (Wetterlagen mit geringer Sonneneinstrahlung und Windstille und dadurch einer geringen Stromerzeugung) zu verzeichnen. Um diese abzufedern, kommt die Freiflächenanlage ins Spiel. Diese lädt eine Batterie mit einer Speicherkapazität von 3,4 MWh und einer Leistung von 1700 KW. Die in der Batterie gespeicherte Energie steht für die Elektrolyse zur Wasserstoffgewinnung zur Verfügung. Dafür ist aber Wasser erforderlich. Daher wird Regenwasser in einem Tank mit einer Fassungsmenge von 100 Kubikmetern gesammelt und zu Reinwasser aufgearbeitet, das für die Herstellung von Wasserstoff erforderlich ist. Die Aufbearbeitungsanlage verfügt zudem über einen zusätzlichen Trinkwasseranschluss.
Der im Wege der Elektrolyse erzeugte Wasserstoff - es können 5,4 Kilogramm pro Stunde produziert werden - wird in vier Wasserstofftanks mit einem Volumen von je 115 Kubikmetern und einer Kapazität von 1400 Kilogramm gespeichert. Jeder der Wasserstofftanks hat ein Gewicht von 46 Tonnen. Wenn es erforderlich wird, kann der Wasserstoff wieder in Strom umgewandelt werden.
Auch für eventuell überschüssigen Strom hat man eine Lösung gefunden, da sich das Einspeisen ins Netz wirtschaftlich gesehen nicht lohnt und mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden wäre. Daher hat man prophylaktisch eine Leerleitung mit einer Länge von 150 Metern für Wasserstoff zu einem benachbarten Unternehmen legen lassen, das an der Nutzung interessiert ist.
Ein weiterer Baustein des Energiekonzeptes des Unternehmens ist die Nutzung der Abwärme der Maschinen, die mittels einer Wärmepumpe für das Heizen und Kühlen des Gebäudes genutzt wird. Und so herrscht sommers wie winters eine angenehme Temperatur in dem Betriebsgebäude.
Insgesamt rund 25 Millionen einschließlich Grunderwerb und Kosten für das Energie-Speicher-System hat das Projekt gekostet, dabei konnte das Unternehmen auf Fördermittel in Höhe von fünf Millionen Euro zurückgreifen. Und zumindest das thermische Konzept wird sich in zwei bis drei Jahren rechnen, so Jens Schuler. Anders sieht es mit dem Energie-Speicher-System aus, insoweit rechnet man mit einer Amortisation in 15 bis 18 Jahren.
Bis das nachhaltige Energiekonzept stand, war es ein langer Weg, denn das mittelständische Unternehmen ist auf diesem Gebiet ein Vorreiter. Viele Fragen tauchten auf, auf die mangels anderweitiger Erfahrungen selbst Antworten gefunden werden mussten.
Das Energie-Speicher-System in Zahlen:
CO2-Einsparung:
rund 992.000 Kilo pro Jahr
Erzeugte PV-Energie:
2,835 Millionen kWh pro Jahr
Produzierte Menge Wasserstoff:
9250 Kilogramm pro Jahr
Autarkiegrad: bis zu 90 Prozent
Investitionskosten: 8 Millionen Euro
Fördermittel: 2,5 Millionen Euro