Noch wenige Tage, dann verlässt Volker Paschke die Winzergenossenschaft Ihringen. 19 Jahre lang hat er die Geschicke der zu den größten Weinbauunternehmen der Region gehörenden Genossenschaft gelenkt. Jetzt will er sich einem neuen Lebensabschnitt mit anderen beruflichen Aufgaben zuwenden und übergibt zum Monatsende das Ruder an Martin Winter.
Winter war bis dato in leitender Position beim Badischen Winzerkeller Breisach tätig und hat in der Branche sowie der Unternehmensführung bereits viele Erfahrungen gesammelt. Im Winzerdorf ist man davon überzeugt, dass seine Expertise die Genossenschaft in den kommenden Jahren voranbringen wird.
Winter ist indessen nicht der einzige bei der Ihringer Winzergenossenschaft, der in diesem Jahr für den Generationswechsel steht. Mit dem Ausscheiden von Werner Haßler als Kellermeister Ende April wurde auch im Keller das Zepter an einen jüngeren Mann übergeben. Sylvian Höfflin führt jetzt dort Regie und bemüht sich, dass die Weine bestens ausgebaut werden. Bei der Genossenschaft hat der 37-Jährige einst seine Ausbildung zum Weintechnologen absolviert, nach anderweitigen Stationen und der Kellermeisterausbildung ist er vor vier Jahren an den Ort seines beruflichen Einstiegs zurückgekommen und war hinter Haßler zweiter Kellermeister im Ihringer Genossenschaftskeller.
Dritter im neuen Bund ist Patricio Aguiar. Der 39-Jährige studierte Önologe aus dem Kinzigtal war zunächst zwei Jahre im Keller der Genossenschaft und ist seit 1. Mai Verkaufsleiter. Nach bald fünf Jahrzehnten hat er damit Roland Jakobs Nachfolge angetreten. Zusammen mit seinen Kollegen freut sich Aguiar auf die bevorstehenden Weintage. Sind diese doch eine Veranstaltung, die nicht nur die Ihringer, sondern auch zahlreiche auswärtige Besucherinnen und Besucher zusammenbringt - um zu feiern, zu genießen und sich auszutauschen.
Auch Volker Paschke legt auf diesen Aspekt großen Wert. Die Weintage seien einmal mehr ein Anlass, um sich in dieser Zeit der Sorgen und Ängste wieder frei und unbekümmert zu treffen. Die Menschen würden gerade in schwierigen Phasen mehr denn je nach solchen Events suchen und sie gerne annehmen. Die Ihringer Weintage würden sich als gut funktionierendes Miteinander der Winzer und der beteiligten Vereine präsentieren. Sie würden spürbar von Gemeinschaftssinn getragen.
Genau auf dieses Miteinander wird auch bei der WG geschaut. So wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Feierlichkeiten und Veranstaltungen im Rahmen des 100. Geburtstags absolviert. Mehrfach wurde auf Traditionen, aber auch auf Innovationen und das Aufspüren neuer Trends hingewiesen. Zahlreiche Ideen wurden mittlerweile auch schon umgesetzt, um sich immer wieder am Markt zu positionieren. Erst wenige Monate im Verkauf ist der neue Ihringer Brut Crémant - ein prickelndes und frisch schmeckendes Produkt in klassischer Flaschengärung, das erst im März beim Wein- und Sektaward Gold gewann. „Der Cremant kommt an“, freut sich Paschke, der aber auch von einem hart umkämpften Wein- und Sektmarkt spricht, auf dem es immer schwieriger werde, die Rebensäfte zu platzieren.
Neue Wege schlägt die Winzergenossenschaft zudem mit drei entalkoholisierten Produkten ein. Sie sollen Alternativem bieten, wenn jemand nicht auf Wein, aber bewusst auf Alkohol verzichten möchte. Etwa auch bei den Weintagen, wo natürlich auch Autofahrer unter den Gästen sind.
Bei den entalkoholisierten Weinen handelt es sich um einen Pinot Noir und einen Blanc de Blanc. Der erste, rote Tropfen schmeckt feinbeerig nach Kirschen und Mandarinen und wird zu Wildgerichten, dunklem Fleisch sowie Hartkäse empfohlen. Der weiße Rebensaft hat Aromen von Karamell, reifem Apfel sowie einem Hauch von Cassis und ist ein Begleiter zu leichten Vorspeisen, Fischgerichten und mildem Käse. Drittes Getränk im Bunde, ist der „Zzero weiß“, der in Anlehnung an den Ihringer Zisch produziert wird. Der Zisch erfahre ein große Nachfrage als prickelndes, gut gekühlt zu genießendes Sommergetränk. „Jetzt gibt es neu die Variante ohne Alkohol“, sagt Paschke. Bei allen drei Produkten, so der Geschäftsführer, wolle man testen, wie gut sie ankommen und dann gegebenenfalls in größeren Mengen als bisher einsteigen.
Aber zurück zu den Weintagen, die am Freitag starten und dann für vier Tage das Leben im Winzerort bestimmen. Es ist gute Tradition bei der Genossenschaft, eigens zum Spektakel einen Festwein abzufüllen. Wie immer haben die Festgäste dabei ein Ihringer Cuvée aus Rivaner und Muskateller im Glas. Die Flaschen sind mit dem unverkennbaren pinkfarbenen Etikett versehen. Der Wein - 3000 Flaschen gibt es insgesamt - wird beim Fest aber auch bei der Genossenschaft selbst verkauft.
Am Weintagewochenende ist erneut ein offener Winzerkeller mit Führungen und Verkostungen bei der Genossenschaft geplant. Damit biete man Weinfreunden die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich selbst die Möglichkeit, die Weine und Sekte entsprechend präsentieren zu können.
