Geschäftsklima
Stimmung europäischer Firmen in China erreicht Tiefpunkt
Handelsstreit, Wirtschaftssorgen und die Politik bereiten Firmen aus der EU in China Probleme. Die Stimmung ist am Boden. Eine Maßnahme Pekings könnte bald kostspielige Auswirkungen in Europa haben.
dpa
Mi, 28. Mai 2025, 10:39 Uhr
Wirtschaft
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Peking (dpa) - Die Stimmung unter europäischen Firmen in China ist einer Umfrage zufolge auf einem Tiefpunkt. Nur noch 29 Prozent der Unternehmen sind hinsichtlich ihrer Wachstumsaussichten in der Volksrepublik für die kommenden zwei Jahre optimistisch, wie die Geschäftsklimaumfrage der Handelskammer der Europäischen Union in China ergab.
Die US-Zölle, aber auch Entwicklungen in der EU hätten zur Verunsicherung beigetragen, sagte Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking. "Diese Unbeständigkeit, die dem Geschäft so sehr schadet, macht es schwierig, optimistisch zu bleiben", sagte der Däne.
Damit hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um drei Prozentpunkte eingetrübt. Für 2024 gaben fast drei Viertel der Firmen an, ihr Geschäft in China sei schwieriger geworden.
Warum sinkt die Hoffnung der EU-Firmen?
Die Planbarkeit und Verlässlichkeit des Marktes hatten China laut Eskelund attraktiv gemacht, und Firmen verdienten dort gutes Geld. "Aber es scheint, die Tage hoher Profite und sich füllender Bankkonten mit wenig Mühe sind vorbei." Firmen müssten härter für ihr Geld arbeiten, sagte er.
Von den 503 an der Umfrage beteiligen Firmen sorgen sich die meisten um die wirtschaftliche Lage Chinas. Die Nachfrage bleibt schwach, auch als Folge der Krise in dem für die Wirtschaftsleistung wichtigen Immobiliensektor. Verbraucher konsumieren zu wenig. Denn wenn Wohnungen an Wert verlieren, neigen ihre Besitzer mitunter zum Sparen.
Hinzu kommt, dass Chinas Firmen zur stärkeren Konkurrenz werden und in vielen Branchen ein erbitterter Preiskampf herrscht, der auf die Gewinne drückt. Pekings "häufige und undurchsichtige" Änderungen von Regelungen verunsichern die Firmen laut der Kammer zusätzlich. Für einige Unternehmen erschwere zusätzlich eine "Politisierung" ihrer Branche das Geschäft.
Welche Branchen sind betroffen?
Laut der Interessenvertretung von knapp 1.700 Mitgliedern sehen fast alle Branchen Probleme für ihr Geschäft. Im Bereich Kosmetik waren demnach alle antwortenden Firmen dieser Ansicht, auch wegen der schwachen Nachfrage. Dahinter folgte das Bauwesen, wo die Immobilienkrise und hohe Schulden der Lokalregierungen Schwierigkeiten bereiten.
Auch die Autoindustrie, die petrochemische Industrie, der Bereich IT und Telekommunikation, sowie die Nahrungsmittel- und Getränkebranche seien betroffen. Lediglich die Luftfahrtbranche, in der China bislang noch deutlich von ausländischen Firmen abhängig ist, sah kaum Veränderung.
Was hat der Zollstreit mit den USA damit zu tun?
Die EU-Handelskammer befragte ihre Mitglieder zwischen Januar und Februar. Der Zeitraum lag damit vor der Eskalation des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaft der Welt im April und der Einigung Washingtons und Pekings im Mai, die Zölle von bis dato 145 Prozent beziehungsweise 125 Prozent vorübergehend zu senken.
Doch ein großes Problem bleibt: die Exportkontrollen auf seltene Erden und Magnete, die China im April im Zuge des Handelsstreits mit den USA einführte. "Das hat echte, sofortige und tiefgreifende Auswirkungen auf viele europäische Firmen", sagte Eskelund. Noch in dieser Woche könnte Firmen in Europa, deren Bestände zur Neige gingen, ein Produktionsstopp drohen und hohe Kosten verursachen.
China bearbeite die komplizierten Anträge zur Ausfuhr der wichtigen Rohstoffe nicht schnell genug, sagte Eskelund. Ihm zufolge beweist das, dass Europa sein Risiko einer Abhängigkeit von China mindern müsse.
Wie regieren die Firmen auf die Lage in China?
EU-Unternehmen werden vorsichtiger. Nicht einmal jede vierte von zehn Firmen will in China in diesem Jahr weiter investieren, wie die Umfrage zeigt - ein Rekordtief. Zudem plant rund die Hälfte Kostensenkungen, was der Kammer zufolge in vielen Fällen Stellenabbau bedeutet.
Die Investitionen fließen stattdessen nach Europa. Mehr Unternehmen passen zudem ihre Lieferketten zum Schutz vor geopolitischen Risiken an. Viele lokalisieren ihr Geschäft und produzieren in China für China. Andere Firmen verlagern ihre Lieferketten in Teilen nach Europa oder Südostasien.
© dpa-infocom, dpa:250528-930-600500/2