"Stimmung ist einzigartig"

ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Freiburger Gitarren- und Ukulele-Lehrer Martin Walter.  

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Martin Walter Foto: privat

George Harrison, Leadgitarrist der Beatles, soll einmal gesagt haben, niemand könne die Ukulele spielen, ohne dabei zu lächeln. Auch Martin Walter, Ukulelen- und Gitarrenlehrer in Freiburg, findet, dass das kleine gitarrenähnliche Instrument etwas ganz besonderes ist. Warum, erklärt er im Interview mit Leonie Gründemann , Schülerin der Klasse 8c der Weiherhof-Realschule in Freiburg.

Zischup: Wann haben Sie angefangen, Ukulele zu spielen?
Walter: Das war 2008 durch Zufall. Meine Frau hat damals schon seit einiger Zeit Hula getanzt und zu der Zeit gab es in Bayern ein Zelttreffen vom ersten deutschen Ukulelen-Club, wo die Tanzgruppe für Hawaiistimmung sorgen sollte. Ohne große Erwartungen bin ich also mitgefahren. Es gab damals nicht viele Leute in Deutschland, die Ukulele gespielt haben, und die Qualität der Instrumente war nicht gerade gut. Gleich am ersten Tag des Treffens wurde eine offene Bühne angeboten, und ich als Gitarrenlehrer konnte mich natürlich nicht lumpen lassen und spielte "Nobody knows you when you’re down and out" vor. Manche Leute konnten "nur" drei Akkorde, andere spielten schon richtig gut, doch die Stimmung und Offenheit war das, was mich direkt fasziniert hat. Jeder wurde beklatscht und niemand ist vorne dran. An diesem Tag hat es mich also total gepackt mit der Ukulele und kurze Zeit später legte ich mir eine gute zu. 2009 plante ich dann gemeinsam mit meiner Tochter einen Ukulele-Kurs. Ich hatte noch nicht viel Ahnung, was das Thema angeht und war dann vollkommen überrascht, als plötzlich zehn Leute vor mir saßen und Ukulele spielen wollten. Es hat so viel Spaß gemacht, genau diese Gruppe, mit wechselnden Teilnehmern, gibt es bis heute. Das ist der harte Kern von meinem Orchester.

Zischup: Was ist das schönste Erlebnis, das Sie bis jetzt in der Ukulelen-Karriere
hatten?
Walter: Vor drei Jahren war ich in Huddersfield, in England, beim "Grand Northern Ukulele Festival", eins der größten in Europa. Als besonderer Gast wurde Jake Shimabukuro eingeladen. Er ist meines Erachtens der beste Ukulelen-Spieler. Ich ging also in den großen Saal, wo in ungefähr einer Stunde das Konzert
losgehen sollte, und setzte mich auf den Boden, da ich die anderen nicht stören wollte. Kurz darauf setzte sich jemand neben mich und sagte Hallo. Ich drehte mich um und sah: Es ist Jake Shimabukuro. Ein total netter Mensch, überhaupt nicht eingebildet, es war so, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir haben uns dann mit meinem gebrochenen Englisch sehr nett unterhalten. Das ist so typisch Ukulele: alles total offene Menschen. Deshalb liebe ich dieses Instrument auch so sehr. Außerdem gibt es Menschen, die treffe ich einfach auf jedem Ukulele-Festival, egal, wo auf der Welt. Und das finde ich auch total schön.

Zischup: Was macht eine gute Ukulele aus?
Walter: In erster Linie ist es auf jeden Fall der Klang. Der Klang ist abhängig von dem Holz, der Verarbeitung und so weiter. Da die Ukulele sehr klein ist, muss man ein ausgebildeter Instrumentenbauer sein, um die kleinen Teile richtig anzufertigen. Bei den bunten, lackierten Ukulelen kommt nicht wirklich Klang hervor, da die Farbe die Töne stoppt und das Holz nicht mitschwingen kann. Ich habe auch eine Zwanzig-Euro-Ukulele, allerdings nur als Dekoration, da man darauf keine klaren Töne spielen kann. Ursprünglich wurden Ukulelen in Hawaii gespielt, dort werden sie aus einer besonderen Baumart namens Koa gebaut, einer hawaiianischen Zedernart, allerdings sind sie sehr teuer und Ukulele-Anfänger werden keinen großen Unterschied merken, was den Ton angeht. Also letztendlich geht es bei einer guten Ukulele um Klang und Handhabung.

Zischup: Gibt es auch in Deutschland oder Freiburg direkt gute Ukulelen zu kaufen?
Walter: Es gibt einen richtig guten Laden in Freiburg, und zwar den Musicus in der Salzstraße. Dort gibt es eine große Auswahl an Ukulelen, was leider noch nicht so üblich ist, zur heutigen Zeit. Ich habe lange Zeit in der Nähe eines Gitarrenbauers gewohnt, den ich sehr lange versucht habe, davon zu überzeugen, Ukulelen zu verkaufen und sich mit dem Instrument auseinanderzusetzen. Das hat leider nie so gut geklappt. Dafür gibt es jetzt hier den Musicus.

Zischup: Was mögen Sie im Vergleich zur Gitarre an der Ukulele besonders?
Walter: Die Stimmung, die eine Ukulele mit sich bringt, ist einfach total einzigartig. Überall, wo jemand eine Ukulele auspackt, ist gute Stimmung. In Berlin sind bei Festivals während des Konzerts auch alle Kneipen voll und es wird bis in die Nacht gespielt und gesungen. Außerdem finde ich, dass Leute sich sehr oft direkt für eine Person interessieren, wenn sie Ukulele spielt. Es hat alles so eine Offenheit.

Zischup: Wie hat sich Ihr Unterricht durch die Pandemie verändert?
Walter: Beim ersten Lockdown war erst einmal klar: Jetzt geht gar nichts mehr. Ich habe dann, wie viele andere, eine Pause eingelegt. Als es wieder losging, habe ich in Kleingruppen unterrichtet. Da ich normalerweise ziemlich große Gruppen habe, mussten plötzlich aus einer drei Gruppen werden. Im Oktober 2020 konnte gerade noch rechtzeitig der einzige Wochenendkurs in dem Jahr stattfinden, obwohl ich sonst sehr viele Kurse anbiete. Es sind sehr viele Festivals ausgefallen, wo ich normalerweise unterrichtet hätte, unter anderem in Berlin und Dortmund. Auch mein Ukulelenkurs auf dem Landes-Musik-Festival in Mannheim musste ausfallen. Dieser eine letzte Kurs in den Herbstferien konnte dann, nach einer Absage, leider nur in einem schlauchförmigen Raum stattfinden, weshalb ich danach wochenlang eine kaputte Stimme hatte. Dadurch habe ich dann meinen kompletten Unterricht abgesagt. Seit Anfang September 2020 bin ich dabei, eine Unterrichtsplattform aufzustellen. Der Name lautet Ukulele-Lehrwerk.de. Ich hoffe, dass sie bald online geht, denn ich habe schon um die sechzig Videos bereit, mit allem Drum und Dran, sodass man wirklich davon lernen kann. Ich wünsche mir, dass ich damit ein Stück weit das auffangen kann, was in letzter Zeit alles verloren gegangen ist. Hoffentlich kann bald wieder normaler Unterricht stattfinden, und vor allem auch Gruppen-Unterricht!
Zischup: Vielen Dank für das Interview!
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