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Südseeinsel im Aschestaub

  • Rebekah Lyell, Natalie Skrzypczak und Holger Mehlig (dpa)

  • Mo, 17. Januar 2022
    Panorama

Ausbruch von Untersee-Vulkan beim Inselreich Tonga löst Tsunami aus / Experten warnen vor weiterer Aktivität des Vulkans.

Ein Satellitenbild zeigt den gewaltigen Ausbruch des Vulkans.  | Foto: -- (dpa)
Ein Satellitenbild zeigt den gewaltigen Ausbruch des Vulkans. Foto: -- (dpa)

. Die Explosion ist Tausende Kilometer weit zu hören, in der Südsee türmen sich Aschewolken hoch in die Luft: Der gewaltige Ausbruch eines unterseeischen Vulkans in der Nähe des Inselreichs Tonga hat am Wochenende viele Pazifik-Staaten in Alarmbereitschaft versetzt und Flutwellen ausgelöst. Tsunami-Wellen wurden in Tonga, Neuseeland, Japan und Fidschi registriert.

Auch Überschwemmungen in Santa Cruz im US-Staat Kalifornien wurden auf den Ausbruch des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai zurückgeführt. Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern sagte am Sonntag, bislang gebe es keine offiziellen Berichte über Verletzte und Tote. Die Kommunikationsverbindung mit Tonga war zunächst massiv eingeschränkt. Die USA und die Vereinten Nationen sagten Hilfe zu. Nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children galt in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa ein Mensch als vermisst, wie Radio New Zealand berichtete.

Der etwa 65 Kilometer von Tongas Hauptstadt entfernte unterseeische Vulkan brach an zwei Tagen in Folge aus. Während nach der ersten Eruption vom Freitag Behördenangaben zufolge nur kleine Tsunami-Wellen registriert wurden, war die zweite Eruption am Samstag Medienberichten zufolge auch im 2000 Kilometer entfernten Neuseeland zu hören. Sie hatte zeitweise in vielen Teilen des Pazifiks zu Tsunami-Warnungen geführt. Menschen wurden aufgefordert, von den Küsten fernzubleiben. Die Bewohner Tongas wurden angewiesen, sich in höher gelegene Gebiete zu begeben.

Ardern sagte, ein Tsunami habe die Nordseite von Nuku’alofa "erheblich getroffen". Der australischen Wetterbehörde zufolge war die Welle 1,2 Meter hoch. Der neuseeländischen Premierministerin zufolge wurden Boote und Felsbrocken an Land gespült und Gebäude beschädigt. Durch den Vulkanausbruch sei Tonga in vulkanischen Staub gehüllt, die Kommunikationsverbindungen mit dem Inselreich im Südpazifik seien eingeschränkt, da ein Unterseekabel in Mitleidenschaft gezogen sei. Mobile Telefone funktionierten demnach.

Lokale Medien in Tonga berichteten über einen Ascheregen, die Überflutung von Häusern und die Unterbrechung von Telefon- und Stromverbindungen. Videoclips in sozialen Netzwerken zeigten, wie Wellen in Tonga Grundstücke und Gebäude überschwemmten. Medien veröffentlichen Satellitenaufnahmen, auf denen der Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai zu sehen war. Die Asche sei bis zu 20 Kilometer in die Luft geschleudert worden, hieß es. Ardern sagte, die neuseeländischen Verteidigungskräfte würden am Montag versuchen, einen Überwachungsflug zu starten. Die Asche mache das Fliegen unsicher. Auch ein Marineschiff wurde in Bereitschaft versetzt.

Die Wetterbehörde in Japan hob eine Tsunami-Warnung für die Pazifikküste am Sonntag wieder auf. Zuvor waren an der Küste der nordöstlichen Präfektur Iwate sowie im südwestlichen Amami Flutwellen von rund einem Meter Höhe registriert worden, hieß es. Berichte über Schäden oder Verletzte gab es nicht. Tsunami-Wellen wurden auch aus Neuseeland gemeldet, wo mehrere Boote in einem Jachthafen in Northland nach einer 1,3 Meter hohen Flutwelle gesunken waren.

Die Geschäftsführerin von Save the Children Fidschi, Shairana Ali, sagte, dass Fidschi und Vanuatu von Flut- und Tsunamiwellen getroffen worden seien. Es habe Schäden in den Küstengebieten gegeben, aber keine Todesopfer. UN-Generalsekretär António Guterres sagte, er sei "zutiefst besorgt". Die UNO stünde bereit, Unterstützung zu liefern.

Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai ist seit Dezember immer wieder aktiv. Experten schlossen weitere Aktivitäten nicht aus.

Vulkanausbruch in Südbaden messbar

Der Ausbruch des Untersee-Vulkans in der Nähe von Tonga im Südpazifik hat am Samstag eine Druckwelle um die Erde geschickt, die auch in Südbaden messbar war. So registrierte zum Beispiel die Wetterstation in Furtwangen am Samstag ab 20.40 Uhr einen ungewöhnlichen Luftdruckverlauf: Binnen zehn Minuten stieg der atmosphärische Druck um knapp ein Hektopascal (gleichbedeutend mit Millibar), ehe er in der nächsten halben Stunde deutlich abfiel und sich dann wieder einpendelte. Der Zusammenhang mit dem geophysikalischen Ereignis gut 15 Stunden zuvor im rund 17 000 Kilometer entfernten Tonga ist eindeutig, denn in der Region registrierten praktisch alle Wetterstationen ein fast identisches Signal. Als Erster wies Meteorologe Jörg Kachelmann am Samstag bereits um 20.55 Uhr, also unmittelbar nach den Messungen, auf dem Kurznachrichtendienst Twitter auf das Phänomen hin: "Unglaublich: Die Druckwelle aus Tonga ist gerade in der Schweiz angekommen."

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Mo, 17. Januar 2022: PDF-Version herunterladen

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